StackShot mit NIKON M Plan, 60/0.7 ELWD und Erschütterungen

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Guppy
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StackShot mit NIKON M Plan, 60/0.7 ELWD und Erschütterungen

Beitragvon Guppy » 23. Dez 2015, 14:55

Hallo, liebe Stacker

Meine einstige Wohnung war in einem Betonbau mit sehr massivem Boden. Auch bei 60ig facher Vergrösserung wackelte oder
vibrierte das Bild nur minim.
An meinem neuen Wohnort, in einem 200 Jahre alten Haus mit wackligen Holzböden ist das Bild in stetiger Bewegung, hin
und her, auf und ab und auch der Focus wandert an einem Punkt schnell von scharf zu unscharf, also von nah zu fern.
So war auch ich erschüttert und vermutete, dass ich das Stacken bei grossen Abbildungsmassstäben nicht mehr realisieren
kann.

Probeaufnahmen mit dem "Zeiss Auflösungstest-Objekt 3000" und Blitzlicht mit dem YONGNUO Speedlite YN560-III
bei 1/128 Leistung (Abbrenndauer t0.5 = 1/20000 Sekunde) dem NIKON M Plan, 60/0.7 ELWD, 210/0 ergaben eine unverminderte
Auflösung von etwa 2400LP/mm. Jedoch war beim Stacken des Target von Bild zu Bild jeweils ein Verrutschen des
Bildausschnittes sichtbar und die Fokusveränderung war von Bild zu Bild nicht kontinuierlich. Also alles etwas chaotisch
und keine exakte und kontinuierliche Veränderung in der Bilderfolge sichtbar.
Dennoch fertigte ich ein Stack mit Schmetterling Flügelschuppen an. Die gesamte Tiefe der Stackserie betrug 0.145mm. Ich
fertigte in diesem Bereich 878 Bilder an. Der StackShot bewegte sich in Schritten von 0.000496mm (entspricht einem
Schritt), dies ergibt auf 0.145mm, 293 Schritte. Bei jedem Schritt fertigte ich 3 Bilder an.
Bei der Betrachtung der Bildreihenfolge zeigte sich, bedingt durch die Erschütterungen, dass kein Bild den gleichen
Fokusbereich eines anderen zeigt und es war an der Fokusveränderung nicht zu erkennen, zwischen welchen Bildern der
Schlitten seine 0.000496mm Schritte machte.
So erhielt ich innerhalb der Schärfentiefe des Objektives (0.0011mm) in etwa 7 Bilder, die in keiner Weise in einer
kontinuierlichen Abfolge der Schärfeebene waren.
Die 878 Bilder stackte ich mit Zerene und Helicon Focus, das Ergebnis war ein absolut einwandfreies Bild, so wie ich es
mir vom einstigen, stabilen Wohnort gewohnt war!
Zum Vergleich habe ich jedes 3te Bild gestackt (292 Bilder) also mit 2,3 Bildern innerhalb der Schärfentiefe. Hier war
das resultierende Bild, wie gewohnt etwas unklarer und es fehlte an "Kernschärfe".

Oft wird betont, dass beim Stacken die Schritte von Bild zu Bild und die Reihenfolge exakt eingehalten werden muss, da
sonst das Stackingprogramm, das Stacken einstellt oder das Ergebnis mangelhaft sei.
Ich habe in einem Versuch die Bildreihenfolge von einer Stackserie mit 121 Bildern (Massstab 8:1 mit 7 Bildern innerhalb
der Schärfentiefe), durch umbenennen der Bilddateien, die Reihenfolge willkürlich durcheinander gebracht, dies so dass
ein folgendes Bild nicht mehr wie 20 Bilder (oder Stackschritte) vom eigentlich folgenden entfernt ist. Diese chaotische
Reihenfolge habe ich mit Zerene Stacker (1.04 Build T201510021255) "Align & Stack All (PMax)" und
Helicon Focus (6.5.0) "Methode C (Pyramide)" gestackt.
Bei den resultierenden Bildern (Stacks) konnte ich keinen Unterschied erkennen, zwischen dem Bild das sauber in der
Reihenfolge gestackt wurde und den Bildern, die in der oben genannten chaotischen Reihenfolge gestackt wurden!

Aus diesen Versuchen folgere ich, dass Erschütterungen beim Stacken, wenn die Belichtungszeit genügend kurz ist (1/20000
Sekunde) keine negativen Folgen für die Qualität des resultierenden Stack bestehen.
Die Stackingsoftware behebt den Bildversatz und es ist kein negativer Effekt, bedingt durch die nicht kontinuierliche
Veränderung der Schärfeebene sichtbar.

Man kann sogar so weit gehen, dass man sagen kann, dass die Erschütterung im Gegensatz zu einem stabilen
erschütterungsfreien Aufbau der Gerätschaft, dazu beitragen, dass mit dem StackShot auch hoch aufgelöste Stacks mit dem
NIKON M Plan, 60/0.7 ELWD, 210/0 angefertigt werden können und somit bei diesem Massstab keine "Büchse der
Pandora" nötig ist!

Kurt
Zuletzt geändert von Guppy am 23. Dez 2015, 16:47, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Harald Esberger » 23. Dez 2015, 15:17

Hi Kurt

Das freut mich, ich hab schon befürchtet das in

deiner neuen Wohnung solch perfekte Bilder, wie

von dir gewohnt, nicht mehr möglich sind.






VG Harald
Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln: durch Nachdenken ist der edelste, durch Nachahmen der einfachste, durch Erfahrung der bitterste.

Konfuzius


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Beitragvon didi » 23. Dez 2015, 19:11

Hallo Kurt,

da läßt du uns ja einen sehr interessanten Erfahrungsbericht zu kommen!

Daß man das Verwackeln bei einer ultrakurzen Belichtungszeit lediglich am Bildversatz erkennen kann, leuchtet ein.

Auch daß sich ein Bildversatz positiv auf die Schärfe auswirken kann, ist kein Wunder.
Wegen der winzigen Verschiebungen werden neue Positionen im Bild abgebildet.
Davon profitiert dann beim Zusammrechnen die Bildschärfe und der Detailreichtum.

Dein Erfahrungsbericht zeigt, daß man trotz leichter Verwackler zu sehr scharfen Bildern kommen kann.
Wenn nur genügend Aufnahmen innerhalb der Schärfentiefe gemacht werden und die Belichtungszeit entsprechen kurz ist!
Das ist eine sehr wichtige Erkenntnis für das Stacken! Danke dafür!
Gruß, Uwe
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Beitragvon makrosucht » 24. Dez 2015, 05:58

Hallo Kurt,

danke für den Bereicht, das ist wirklich sehr interssant.

Ich habe schon oft die These gelesen das man bei Stacks
eine genaue Reihenfolge einhalten müßte. Ich kann das genau
so wie Du nicht bestätigen. Ich fertige ja auch mehrer Bilder
in der Tiefenschärfe an. Von Zeit zu Zeit kommt es mal vor
das ein Blitz nicht richtig zündet und ein Bild dunkel ist.
Wenn man dieses Bild einfach Löscht und dann die restlichen
stackt, funktioniert das stacken ebenfalls normal.

Das Du wilkürlich die Reihenfolge der Bilder durch umbenennen
geändert hast zeit noch einmal mehr als "Härtetest" das diese
These auf jeden falll keinen halt hat!

Der rest leuchtet mir ebenfalls ein, ein minimales verschieben
im Micro- oder Nano-bereich durch Erschütterungen/ Verwacklungen,
die der Blitz dann einfriehrt, aufgrund der kurzen Abrennzeiten,
sorgt dafür das man eine minimal veränderte Schärfenebene hat.

Das Bild ist dann hart und scharf, durch die schnelle Abrennzeit.
hiermit trifft man wiederum mehr von der "Kernschärfe" , zwar
unkontrolliert, aber das ist beim stacken dann im endeffekt egal
und sogar ein Vorteil.

Das scheint wieder ein Schritt in die richtige Richtung zu sein,
die Bilder bzw. die Kanten noch einen Tick klarer zu bekommen.

Ich muss bei mir auch mal mit dem 40er einen Test dazu machen.
Ich habe schon festgestellt, wenn ich einen Stack z. b. 5 mal stacke.
Also auf dem Stackshoot "Start again" drücke, das die Stacks, dann
minimal anders sind. Wenn man diese Stacks dann zu einem verrechnet
sieht das Bild auch etwas klarer aus. Ich vermute das die Start und
entpunkte bei jedem Stack immer minimal verschoben sind.
Hinzukommt, das vermutlich durch das 5 malige vor- und zurück-fahren,
des Schlittens und der Stackbewegung selber, sich vermutlich
auch das Model selber ganz Minimal bewegt. Ich bin daher
der Meinung das es nicht möglich ist EXAKT zu 100% den
selben Stack anzufertigen. Das wiederum ist auch ein Vorteil.

Ich habe aus meinem Schmetterling Stücke heraus geschnitten
und an einen Zahnstocher geklebt, diese Plätziere ich in einer
Krokodilsklemme. Es sieht aus die eine kleine Fahne. Wenn ich im
Raum bin beim stacken, der Live view ist an und ich bewege mich
leicht, oder ich drücke auf dem Stackcomputer einen knopf oder an der
Kamera, dann sehe ich im Live view, wie die Schuppen schwanken.
Ich muss nur mein Bein anheben, und schon wakelt es wie eine Fahne
im Wind. Wenn ich mich nicht bewege und auch nichts mache,
dann bewegt sich nichts im Live view. Aber ich vermute das die
Erschütterung der Kamera selber schon für einen minimalen Versatz sorgen wird.
Ich werde mal einen Test dazu mit Einzelbildern machen und dann mal kontrolieren ob ich
ebenfalls eine minimale verschiebung habe.
Cheeeeeers....Alex :-)

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