Unverhofft kommt oft

Landschaftsfotos sowie Fotos aus Flora und Fauna, die keine Makrofotos sind, also einen Abbildungsmaßstab < 1:15 haben.
Ajott
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Unverhofft kommt oft

Beitragvon Ajott » 22. Feb 2016, 17:01

Hallo zusammen,

eine der für mich vielleicht unerwartetsten (abgesehen von mir unbekannten Lebewesen, denn wie kann
man was erwarten, von dessen Existenz man keine Ahnung hat ;-)) Begegnungen in der Wüste war die mit
einer Zwergpuffotter.

Ich denke jeder der sich auch nur ansatzweise mit Reptilien beschäftigt kennt sie - wenn nicht beim
Namen, dann aber sicherlich diese typische Seitwärtsbewegung mit der sie sich blitzschnell über den
heißen Wüstensand winden. Auch mir waren sie aus entsprechenden Dokumentationen bekannt. Hätte ich
es zu hoffen gewagt wäre diese Art sicherlich auf meiner "Die will ich unbedingt
sehen"-Liste gelandet. Da die Reise aber vorwiegend ein Arbeitseinsatz war und die Möglichkeit
gezielt auf Suche nach Schlangen zu gehen daher nicht gegeben war, befand sich die Zwergpuffotter
nichtmal mit Klammern und Fragezeichen in der Fußnote meiner Liste.

Umso entzückter war ich bei dem Anblick der überraschend kleinen, gut getarnten Schlange. Nur etwa
20 bis höchtens 30 Zentimeter lang werden sie und können damit gerade mal mit unseren großen
Regenwürmern mithalten. Sie sind nachtaktiv und verbringen die Tage vergraben im Sand, wobei nur
ihre weit oben am Kopf liegenden Augen aus dem Sand schauen. Es ist nicht viel über sie bekannt.
Ihre Wasser ziehen sie vor allem aus ihrer Nahrung, welche aus kleinen Echsen und Säugern besteht.
Sie wurden aber auch schon dabei beobachtet wie sie kondensierten Nebel von ihrem Körper lecken.
Sie sind recht wehrhaft und beißen schnell zu. Zusammen mit der ausgesprochen guten Tarnung einer
vergrabenen Schlange kann es daher schnell zu Bissen kommen, wenn nicht mit entsprechender Vorsicht
und festem Schuhwerk vorgesorgt wird. Allerdings ist das Gift dieser Art eher schwach. Die Folgen
sind an der Bisstelle unangenehm aber nicht weitreichend oder gar tödlich.

Über den größeren Beschnitt der Bilder bitte ich hinwegzusehen. Es war unheimlich schwer hier die
Augen in den Fokus zu bekommen. Neben der schnellen Bewegung, die ich wohl nicht mehr wirklich
erwähnen muss weil sie allen Wüstentieren zueigen zu sein scheint, hat mir vor allem die sehr
untypische Bewegungsweise sehr zu Schaffen gemacht. Wo man bei anderen Tieren mit ein bisschen
Vorahnung und Mitziehern vielleicht noch einen Fokus hinbekommt taucht hier das Auge an Bildebenen
auf die ich einfach nicht gut vorrausberechnen kann, und sind dann ebenso schnell wieder weg. Bilder
bei denen ich die gesamt Brennweite des Objektivs ausgenutzt habe sind alle nichts geworden.

Achso, aus Verzweiflung, weil das mit dem Fotografieren nicht so gut klappte habe ich irgendwann ein
kleines Video gemacht. Neben den beiden massiven Sensorflecken, die ich oftmals stempeln muss (;-))
erkennt man schön die typische Bewegung der Schlange... die übrigens oft in Richtung des nächsten
Schattens erfolgt und ich als relativ festes Objekt warf einen solchen... entsprechend hastig habe
ich die Videoaufnahme wieder beendet ;-)

Video

liebe Grüße
Aj


Die Ganze Reihe:
Teil I,
Teil II
1. Intermezzo
Teil III
Teil IV
Teil V,
Teil VI
Teil VII
2. Intermezzo
Teil IIIV
Teil IX
Teil X
Teil XI
Teil XII
Teil XIII
Teil XIV
Teil XV
Teil XVI
3. Intermezzo
Dateianhänge
Kamera: Canon EOS 600D
Objektiv: 70-300mm @ 133mm
Belichtungszeit: 1/400
Blende: f/10.0
ISO: 200
Beleuchtung: Sonne, Schatten eines trockenen Busches
Aufnahmedateiformat (RAW/JPG):
Beschnittsbetrag in % (Breite u. Hoehe): B: 15%, H: 31%
Stativ: keins
---------
Aufnahmedatum: 17.10.2015
Region/Ort: Namibia / Afrika
vorgefundener Lebensraum: Sanddünen der Namib
Artenname: Zwergpuffotter (Bitis peringueyi)
NB
sonstiges:
Zwergpuffotter02makro.jpg (441.43 KiB) 897 mal betrachtet
Zwergpuffotter02makro.jpg
Kamera: Canon EOS 600D
Objektiv: 70-300mm @ 133mm
Belichtungszeit: 1/400
Blende: f/10.0
ISO: 200
Beleuchtung:
Aufnahmedateiformat (RAW/JPG):
Beschnittsbetrag in % (Breite u. Hoehe): B: 59%, H: 62%
Stativ: keins
---------
Aufnahmedatum: 17.10.2015
Region/Ort: Namibia / Afrika
vorgefundener Lebensraum: Sanddünen der Namib
Artenname: Zwergpuffotter (Bitis peringueyi)
NB
sonstiges: Größerer Ausschnitt aus dem ersten Bild, damit ihr das Tier noch ein wenig besser erkennen könnt.
Zwergpuffotter05makro.jpg (466.71 KiB) 897 mal betrachtet
Zwergpuffotter05makro.jpg
Kamera: Canon EOS 600D
Objektiv: 70-300mm @ 214mm
Belichtungszeit: 1/400
Blende: f/13.0
ISO: 200
Beleuchtung: Sonne
Aufnahmedateiformat (RAW/JPG):
Beschnittsbetrag in % (Breite u. Hoehe): B: 9.5%, H: 14%
Stativ: keins
---------
Aufnahmedatum: 17.10.2015
Region/Ort: Namibia / Afrika
vorgefundener Lebensraum: Sanddünen der Namib
Artenname: Zwergpuffotter (Bitis peringueyi)
NB
sonstiges:
Zwergpuffotter04makro.jpg (494.72 KiB) 897 mal betrachtet
Zwergpuffotter04makro.jpg
Kamera: Canon EOS 600D
Objektiv: 70-300mm @ 214mm
Belichtungszeit: 1/400
Blende: f/13.0
ISO: 200
Beleuchtung: Sonne
Aufnahmedateiformat (RAW/JPG):
Beschnittsbetrag in % (Breite u. Hoehe): B: 15%, H: 21%
Stativ: keins
---------
Aufnahmedatum: 17.10.2015
Region/Ort: Namibia / Afrika
vorgefundener Lebensraum: Sanddünen der Namib
Artenname: Zwergpuffotter (Bitis peringueyi)
NB
sonstiges:
Zwergpuffotter06makro.jpg (477.5 KiB) 898 mal betrachtet
Zwergpuffotter06makro.jpg
sonstiges: Diese Bild stelle ich nur zur Dokumentation dazu. Interessanterweise wurde das Tier über eine gewisse Strecke in gebührendem Abstand von einer der Wüstenechsen verfolgt. Diese kleinen Eidechsen gehören normalerweise zur bevorzugten Beute der Zwergpuffottern. Von vielen Tieren ist dieses Verhalten bekannt, dass sie ihre Jäger gezielt aufstören (zB. das &quot;Hassen&quot; kleinerer Vögel gegen Greifvögel, die die Jagd dann in der Regel abbrechen). Ähnlich dem Motto &quot;Gefahr erkannt, Gefahr gebannt&quot; scheinen die Beutegreifer keine Chance zu haben, wenn ihre Beute sie entdeckt haben und vielleicht sogar gezielt angreifen. Ich frage mic ob das hier der Fall war und vielleicht sogar die Ursache dafür, dass die Schlange überhaupt aktiv geworden ist.
Jägerundgejagter01.jpg (443.15 KiB) 895 mal betrachtet
Jägerundgejagter01.jpg
Wer an allem zweifelt sollte darauf achten, dass gesunde Skepsis nicht bald zur blinden Paranoia wird.
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Beitragvon Corela » 22. Feb 2016, 17:12

Hallo Anja,

ich überlege gerade, ob ich diese Schlange so live ohne Glasscheibe hätte sehen wollen.
An den Bissen ihrer großen Verwandten der Puffotter sterben jährlich die meisten Menschen,
meistens Frauen beim Feuerholzsammeln. Die Geräusche, die sie bei Unmut von sich geben,
sind Angst einflößend, daher kommt auch der Name.

Deine Bilder sind alle klasse, das letzte finde ich witzig,
auch dieses Kapitel deine Reiseerzählungen habe ich wieder sehr gerne gelesen.
lG
Conny


- hinfallen - aufstehen - Krönchen richten - weitergehen -

„Die Abende im Garten sind so schön, daß ich mich nicht entschließen konnte, mich an den Schreibtisch zu setzen“ – Max Liebermann, 1911.
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Beitragvon Harmonie » 22. Feb 2016, 17:17

Hallo Anja,

na endlich.....geht es weiter...... freu...... :dance3:
Dein sehr informativer Text ist wieder toll und ich habe wieder was dazugelernt. Danke!
Ich dachte auch, dass diese Schlangen viel größer sind.
In den Dokumentation habe ich sie ja schon als sehr schnell gesehen und von daher kann ich deine Problematik
bei den Aufnahmen gut verstehen.
Aber nicht immer sind 100%ig perfekte Bilder nötig.
Bild 1 ist echt Spitze!
Ich habe auch diese Serie wieder sehr genossen und hoffe, es ist nicht die Letzte.

LG
Christine
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An dieser Stelle einen ganz herzlichen Dank an all die User, die meinen Bildern
Beachtung, Aufmerksamkeit und Kommentare schenken.
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--- Alle hier von mir gezeigten Bilder dürfen ungefragt für die Artengalerie verwendet werden. ---
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Beitragvon Hans.h » 22. Feb 2016, 17:23

Hallo Anja,

Aha..eine Bordellotter.Sachen gibt´s.. :mosking:
Wenn man so wie ich,keine Ahnung von solch exotischen Schlangen hat,wär ich da schnell
in´s Auto geflüchtet.
Die ist ja blitzschnell. :shock: Du hast das Video gut geschnitten,Man hört gar keinen Schrei.. :swoon:

Diese flinke Schlange so gut zu erwischen ist schon ein kleines Kunststück.
Gut hast Du sie festgehalten,diese Überraschung aus der Wüste.

Gruß Hans. :)
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Registriert: 6. Feb 2011, 19:21
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Beitragvon frank.m » 22. Feb 2016, 19:24

Hallo Anja,

das Video ist ja stark. Die fliegt ja gerade über den Sand. Ich
wäre bestimmt nicht auf die Idee gekommen das die Schlangen Schatten suchen aber
auch so ist die schnell kommende Schlage schon ein ergreifendes Ereignis.
Schön dass du auch die Fotos mit zeigst. Das letzte ist dann wieder zum aufatmen.

LG
Frank
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Beitragvon wolfram schurig » 22. Feb 2016, 22:26

Hi Anja!

Allerliebst, die Zwergbitis! Die beiden ersten Aufnahmen finde ich absolut spitze und die letzte mit dem neugierigen
Meroles ist ebenso faszinierend!

LGr

Wolfram
Hast Du eine interessante Beobachtung gemacht? Weißt Du etwas, was wir auch wissen sollten? Dann teile es mit uns und schreibe hier
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Beitragvon Harald Esberger » 22. Feb 2016, 22:51

Hi Anja

Tolle Begegnung, da beneide ich dich etwas.

Ich wusste das sie klein sind, aber so klein, oder

war das noch ein Baby?

Das wirst du sicher nie mehr vergessen, klasse Bilder.







VG Harald
Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln: durch Nachdenken ist der edelste, durch Nachahmen der einfachste, durch Erfahrung der bitterste.

Konfuzius


ich freue mich wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.

Karl Valentin
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schika
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Beitragvon schika » 23. Feb 2016, 08:05

Hallo Anja,

das ist ja wieder einmal eine perfekte Tarnung. Die beiden oberen Bilder
gefallen mir sehr, die anderen sagen viel über die Größe und den Moment aus.
Sieht so aus, als hätt sie sich auch in den etwas kühleren Schatten zurückziehen
wollen :-).
Liebe Grüße
Kathi
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gelikrause
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Beitragvon gelikrause » 23. Feb 2016, 16:37

Hallo Anja, das Video zeigt eindrucksvoll die seitliche Fortbewegung der Schlange. Bei dem 2. Bild kann man so gut die
verschiedenfarbigen Schuppen sehen, toll. Danke für's zeigen.
LG Angelika

LOKAH SAMASTAH SUKHINO BHAVANTU
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Peter Schmitz
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Beitragvon Peter Schmitz » 24. Feb 2016, 20:51

Hallo Anja,

so habe ich eine Schlange auch noch nicht in Bewegung gesehen. Tolle Video.
Ich kann mir vorstellen, wie schwierig es ist, den kleinen Flitzer in den Fokus zu bringen.

Klasse, dass Du den Link hier eingestellt hast.

Von den Fotos ist das erste mein klarer Favorit.
So klein sieht sie auf dem Foto gar nicht aus.

Gute Schärfe und tolle Farben. Schön, so etwas in freier Wildbahn zu sehen.
Etwas mulmig wären mir, zugegebenermaßen aber schon, wenn die so auf mich zuflitzen würde.
Schöne Grüße aus Hildesheim

Peter



Freunde sind wie Sterne. Man sieht sie nicht immer, aber sie sind immer da.

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