Nordseegarnele

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Guppy
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Nordseegarnele

Beitragvon Guppy » 28. Jan 2012, 12:04

Nordseegarnele (Crangon crangon)

Die in der Nordsee auf und im Sand und Schlick lebenden Garnelen, fressen Kleinkrebse (Artgenossen!), Würmer und Jungfische.
Zu ihren Feinden zählen Fische und Seevögel.
Kurz vor der Paarung häutet sich das Weibchen und trägt dann die über 10'000 Eier bis zum Schlupf am Bauch, zwischen den Schwimmbeinen.
Die geschlüpften Larven (die ganz anders aussehen wie ihre Eltern) sind freischwimmend und entwickeln sich durch 25 Häutungen zur geschlechtsreifen Garnele.
Umstritten ist die Annahme, dass sich die männlichen Krebse ab einer gewissen Grösse zum Weibchen umwandeln.

Nun zum grössten Feind.
Gleich nach dem Fang werden die Krabben gekocht und gepult (geschält) und gelangen danach in den Verkauf.
Nach einem misslungenen Versuch, die Krabben maschinell zu Häuten, werden sie heute wieder von Hand gepult.
Wir Konsumenten, die sie zu "Krabben-Tomaten", "Garnelen-Kroketten" oder zu „Seezunge mit Garnelen in Buttersauce“ zubereiten und verspeisen,
bekommen die Nordseegarnele üblicherweise nicht in ihrer vollen Schönheit zu sehen.
Als Fischfutter jedoch wird die ganze Garnele mit Kopf und Panzer verfüttert.
Bevor sie im Maul eines Fisches verschwand habe ich eine Nordseegarnele näher betrachtet und fotografiert. Natürlich aus nächster Nähe(5:1).
Das bewegliche Facettenauge (Komplexauge) ist links unten im Bild zu erkennen.
Es hat nicht wie die festsitzenden Insektenaugen runde oder sechseckige Einzelaugen, sondern viereckige.
Da sich der Blickbereich eines Einzelauges mit dem benachbarten überschneidet,
können die Krebse, Insekten und Gliederfüsser schon mit einem einzigen Facettenauge die Umgebung dreidimensional sehen.
Im Bild oben links erkennt man das Rostrum, den Fortsatz des Panzers zwischen den Augen, rechts oben einen Panzerstachel.
Die über das gesamte Bild verteilten netzförmigen, schwarzen Gebilde mit roter, oranger und gelblicher Färbung des Zentrums sind Pigmentzellen.

Nikon D7000, Zeiss Luminar 25, 5:1, 84 Bilder im Abstand von 0.02mm.

Gut Stack

Kurt
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Kamera: Nikon D7000
Objektiv: ZEISS Luminar 25mm
Belichtungszeit: Blitz
Blende: voll offen (1)
ISO: 100
Beleuchtung: 2 Stk. Blitz Speedlight SB-900
Beschnittsbetrag in % (Breite u. Höhe): 0, 0
Artenname: Nordseegarnele, Crangon crangon
Abbildungsmassstab: 5:1
sonstiges: Stack aus 84 Einzelaufnahmen, Bild zu Bild Abstand = 0.02mm
01768_Luminar25_5zu1_Crangon_002.JPG (448.19 KiB) 3016 mal betrachtet
01768_Luminar25_5zu1_Crangon_002.JPG
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Beitragvon HCS » 28. Jan 2012, 12:14

Hallo Kurt,
bei Garnelen im Topf renne ich lieber weg, aber als Fotomotiv sind sie ein Hingucker. Habe ich so noch nicht gesehen. Wundert mich, das die schlabbrigen Gesellen beim Fotografieren ihre Form behalten. Oder ist die Oberfläche hart und trocken?
Grüße
Christian


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Beitragvon Guppy » 28. Jan 2012, 12:21

Hallo Christian
Bei den Garnelen (Krebsen) ist es so wie bei den Insekten
und umgekehrt wie bei uns (Säugern).
Wir sind Fleisch um ein Knochengerüst, bei Krebsen,
Insekten ... schützt und stützt der äussere Panzer das innere Fleisch.

Kurt
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Beitragvon Hans.h » 28. Jan 2012, 15:55

Hallo Kurt,

Ein außergewöhnlich schönes Objekt ist Deine Garnele..
Sehr interessant auch Deine Erläuterungen,besonders zu den Augen
dieser Tiere.Es ist immer wieder erstaunlich, was eine hohe Auflösung
an Farben und Formen in der Natur zu Tage bringt.

Gruß Hans.
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Beitragvon nurWolfgang » 28. Jan 2012, 17:06

Hallo Kurt

das Krabben pulen geht von Hand, aber in Marokko zu Dumping preisen und Teils EU gefördert :(
Eine sehr gute Beschreibung und eine sehr schöne Aufnahme vor allem auch farblich.

Gruß

Wolfgang
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Beitragvon eRPe » 29. Jan 2012, 13:13

Hallo Kurt,

jetzt musste hoffentlich kein Fisch für
die Aufnahme hungern :wink:
Wieder ein absolut faszinierender Blick in
die Mikrowelt, die sternförmigen bunten
Muster auf dem transparenten Körper
sehen einfach klasse aus.

Gruß
Reiner
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Beitragvon Claude » 29. Jan 2012, 13:27

Hallo Kurt,

wie faszinierend das ist!
Jede dieser kleinen verästelten Pigmentzellen sieht wunderhübsch aus.
Irgendwie ist jede ein Kunstwerk für sich.

Liebe Grüße, Claudia
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Beitragvon ULiULi » 29. Jan 2012, 19:02

Hallo Kurt,

wieder eine ganz phantastische Detailaufnehme von Dir.
Obwohl mir die bunte Zeichnung auf dem Panzer ganz
ausgezeichnet gefällt, hätte ich mir doch das komplette
Auge gewünscht. Ich komme mir dabei allerdings schon
fast dreist vor, bei Deinen Fotos auch nur ansatzweise
den Eindruck zu erwecken, dass ich meckern würde ;)

LG / ULi
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Beitragvon Guppy » 29. Jan 2012, 22:26

Hallo Uli
Hier nun einige Gedanken zu meiner Bildgestaltung.
Symmetrische Bilder zeigen alles doppelt im Spiegelbild, dies macht insofern einen Sinn, wenn das Spiegelbild nicht von einem Spiegel erzeugt wird,
sondern natürliche Unübereinstimmungen aufzufinden sind.
Beim Betrachten eines symmetrischen Bildes, sofern es Gefallen findet, kann man sich umsehen und individuelle Eigenheiten einer Seite suchen und Finden.
In meinem Bild sieht man nur einen Ausschnitt einer Seite, zur Erhöhung des Informationgehaltes erweiterte ich den Ausschnitt,
er geht etwas über die Mittellinie hinaus. Was die Symmetrie an geht, ist der Ausschnitt ein Kompromiss zwischen Symmetrie und dennoch nicht zu viel Information doppelt zu zeigen.
3 ist die Zahl im Bild:
1. Die Spitze des Panzers zwischen den Augen, oben links zu sehen.
2. Den Stachel oben rechts und
3. den Panzerstachel unten links im Bild, das sind wichtige Fixpunkte.
Nun zum Auge, es ist rund. Weil es nicht ganz zu sehen ist und die andere Hälfte in etwa gleich aussieht kann der Betrachter den fehlenden Teil ergänzen,
der Betrachter ist gefordert, er bekommt nicht alles auf dem Tablett serviert.
Wissenschaftlich ist dieses Bild nicht zu gebrauchen!
Nun, man könnte den Krebs etwas drehen, z.B. gegen den Uhrzeigersinn und zwar so, dass das ganze Auge unten links sichtbar wäre,
dadurch würde der Stachel oben rechts aus dem Bildausschnitt verschwinden und es wären somit nur noch zwei stachelähnliche Formen zu sehen (zwei ist keine ideale Zahl in der Gestaltung).
Man könnte auch noch etwas weiter weg gehen, so dass der dritte Stachel (der jetzt oben rechts ist) ins Bild rücken würde.
Damit würde vom jetzt unsichtbaren zweiten Auge einiges Sichtbar, aber ebenfalls angeschnitten, dies ist nicht unbedingt besser (hatte ich begutachtet).
Dreht man den Krebs im Uhrzeigersinn, so dass das Auge ganz sichtbar in die obere linke Ecke rückt dann ..... das wäre auch ein guter Ausschnitt gewesen!
Werde ich mir merken.
Damit du das Auge dennoch "ganz" siehst zeige ich hier noch das ganze Auge in 20:1 mit einem Mikroskop Objektiv aufgenommen, leider ist auch dieses etwas angeschnitten.
Gut sichtbar sind hier die viereckigen Einzelaugen.
Kamera Nikon D7000, Objektiv Nikon M Plan 20,/0.4 LWD, 210/0, Stack aus 212 Einzelaufnahmen mit Bildabstand von 0.003mm.
Bildgestaltungsgedanken lohnen sich, vielen Dank und
Gut Licht

Kurt
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Kamera: Nikon D7000
Objektiv: Nikon M Plan 20,/0.4 LWD, 210/0
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ISO: 100
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Artenname: Crangon crangon
Abbildungsmassstab: 20:1
Sonstiges: Stack aus 212 Stk. Einzelaufnahmen mit Bildabstand von 0.003mm.
01773_Nikon20_20zu1_Sandgarnele_0003.JPG (344.06 KiB) 2726 mal betrachtet
01773_Nikon20_20zu1_Sandgarnele_0003.JPG
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Beitragvon StefH » 30. Jan 2012, 07:35

Hi Kurt,
sehr interessante Einblicke gewährst du hier. Diese "Farbzellen" faszinieren mich auch bei meinen Garnelen ( Brackwassergarnelen, Red Fire und Hawaii-Garnelen).
Das Rostrum ist ja sehr kurz bei Crangon crangon :shock:
Viele Grüße von Stefanie
Olympus OMD und Panasonic G6 mit m.zuiko 60/2.8 und Olympus Stylus1 mit Raynox DCR-150/250 und MSN-202

http://stefanie-hamm.de/

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