Moos des Jahres 2013 - Das Brunnenlebermoos

Interessante Beobachtungen aus dem Leben unserer Makromotive oder unserer Naturmotive mit dokumentarischem Charakter
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Gabriele
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Moos des Jahres 2013 - Das Brunnenlebermoos

Beitragvon Gabriele » 19. Jan 2013, 08:09

Hallo zusammen,

wie ihr ja vielleicht schon mitbekommen habt, kann man für
die Wesen des Jahres eine Patenschaft übernehmen. Ich habe
mir das Brunnenlebermoos ausgesucht.
Noch fehlen die Bilder und der Text ist vielleicht etwas trocken
und lang. Aber sobald ich Bilder dazu habe, wird der Text
angepasst und direkt zu den Bildern kopiert.
Bis dahin wünsche ich euch viel Spaß beim lesen :)


Das Brunnenlebermoos (Marchantia polymorpha)

Das Brunnenlebermoos gehört zur Klasse der Lebermoose (Marchantiopsida), der etwa
400 Arten angehören. Es ist weltweit verbreitet und gehört zu den häufigsten Arten der
Lebermoose. Dabei ist die Pflanze nicht auf einen bestimmten Lebensraum angewiesen,
sogar mit Schwermetall belastete Böden besiedelt sie. Wichtig ist nur eine gewisse Grundfreuchte.

Die Verankerung im Boden erfolgt über sogenannte Rhizodien (Quasi-Wurzeln). Sie
bestehen aus Fasern (Filamenten) von Einzelzellen und werden bis zu 1 cm lang. Damit
sind sie die längsten Zellen in der Klasse der Lebermoose. Für die Nährstoff- und
Wasseraufnahme haben sie nur eine geringe Bedeutung.

Am auffälligsten ist, dass das Brunnenlebermoos nicht in die drei Grundorgane Wurzel,
Sprossenachse und Blatt gegliedert wird, wie es von höheren Pflanzen bekannt ist. Und
anders als bei beblätterten Lebermoosen ist das Brunnenlebermoos nicht in Stämmchen
oder Blättchen gegliedert. Sie ist eine Lagerpflanze (Thallophyt), bei der das Lager breit
und bandartig gestaltet ist (und einem Blatt sehr ähnlich sieht), bis zu 1 cm dick, 2 - 3 cm
breit, bis zu 15 cm lang werden kann und am Rand meist stark gewellt ist.

Auf der Unterseite des Lagers befinden sich die Bauchschuppen, die drei verschiedene Formen
aufweisen: am vorderen Rand sind sie abgerundet, entlang der Mittelrippe groß und auf der
restlichen Unterseite lang und schmal. Diese Bauchschuppen dienen auch als taxonomisches
Merkmal für die Bestimmung.
Auf der Oberseite sind deutliche Einkerbungen und eine Mittelrippe erkennbar und auf ihnen
findet man neben den mit dem bloßen Augen erkennbaren Poren auch oft Brutbecher.
Neben dem Lager gibt es noch die männlichen und weiblichen Träger (Gametangienständer),
mit denen die Geschlechtszellen nach oben gebracht werden und sich in ihrer Form deutlich
unterscheiden.

Da das Brunnenlebermoos zweihäusig (diözisch) ist, kann es von einer Pflanze nur männliche
oder weibliche Träger geben. Die weiblich Träger werden 3 - 4 cm lang und haben einen
sternchenförmigen "Kopf" (Archegonienstand) mit acht Ausbuchtungen. Die männlichen
Träger werden etwas 1 - 2 cm lang und haben einen schirmchenförmigen "Kopf" (Antheridienstand).

Zur Befruchtung entlässt die männliche Pflanze bei Regen oder hoher Feuchtigkeit die
Keimzellen (Spermatozoiden), welche durch den Wasserfilm auf der Pflanze zum weiblichen
Thallus schwimmen. Es werden aber auch Keimzellen durch Wassertropfen auf die benachbarte
weibliche Pflanze gespritzt. Nach der Befruchtung bildet sich eine Sporenkapsel (Sporophyt) in dem
mehrere hunderttausend Sporen sitzen. Sie werden durch Schleuderbänder weit in die Vegetation
geschleudert.

Gelegentlich gibt es beim Brunnenlebermoos auch einen vegetativen Nebenzyklus bei dem
keine Geschlechtszellen gebildet werden. Dann entstehen auf der Oberseite des Lagers
Brutbecher die meist mit kleinen Mengen Wasser gefüllt sind und in denen sich kleine
abgeflachte Brutkörper bilden. Sie sind genetisch identisch mit der Mutterpflanze und
werden vom Regen aus dem Becher gespült. Diese Art der Vermehrung ist beim
Brunnenlebermoos jedoch selten.

Der Name Brunnenlebermoos stammt von der Ähnlichkeit mit Tierlebern. Aus diesem Grund
wurde die Pflanze früher oft gegen Lebererkankungen eingesetzt. Heute geht man davon aus,
das die Wirkung gegen Bakterien viel höher ist als bei handelsüblichen Antibiotika.

Erwähnen möchte ich noch, dass es zwei Unteraten gibt: Marchantia polymorpha ssp. ruderalis
und Marchantia polymorpha ssp. montivagans.

Die Bilder stammen von Brigitte. Vielen Danke :)


Textquellen:
http://www.botanik-bochum.de/html/jahrb ... morpha.pdf
http://de.wikipedia.org/wiki/Brunnenlebermoos
http://de.wikipedia.org/wiki/Thallus
http://de.wikipedia.org/wiki/Rhizoid
http://de.wikipedia.org/wiki/Sporophyt
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Beitragvon Corela » 19. Jan 2013, 14:41

Hallo Gabriele,

du legst die Latte aber gleich zu Anfang sehr hoch ;) :)
Durch deine Links kann man sich schon einen ersten Eindruck verschaffen,
dein Text ist sehr informativ und interessant, klasse gemacht.
lG
Conny


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Beitragvon Andreas Th. Hein » 23. Jan 2013, 07:13

Hallo Gabriele,

ein sehr schöner und ausführlicher Artikel! Meinen Glückwunsch dazu!
Viele Grüße Andreas
http://www.libellenwissen.de
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Beitragvon Gabi Buschmann » 25. Jan 2013, 15:57

Hallo, Gabriele,

das ist ja ein toller Artikel.
Da bekomme ich richtig Lust, auf die Suche
nach diesem interessanten Moos zu gehen.

Vielen Dank.

Gabi
Liebe Grüße Gabi
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Beitragvon Ajott » 16. Feb 2013, 14:35

Hi Gabriele,

ein sehr ausführlicher und lehrreicher Artikel, danke dafür! Ich habe mir mal in paar Bilder der Pflanze angesehen, aber ich kann mich nicht erinnern, sie jemals schonmal bewusst wahrgenommen zu haben. Ich glaube aus den botanischen Bestimmungskursen ist bei mir kaum mehr als das Torfmoos hängen geblieben ;-)

liebe Grüße
Aj
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Beitragvon kilosierra » 22. Mär 2013, 21:55

Hallo Gabriele
Ich war heute an einem Wasserfall und habe das da gefunden.
Kannst Du das gebrauchen? Wenn nicht, wenn es die falsche Pflanze ist oder wenn es zu schlecht ist, dann lösch es bitte wieder.
Ich fahre da bestimmt im Laufe des Jahres noch öfter hin und kann versuche es noch mal besser zu fotografieren.
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Beitragvon Gabriele » 23. Mär 2013, 18:40

Hallo Kerstin,

sehr interessante Aufnahmen aber ich fürchte das ist
ein anderes Lebermoos. Das Brunnenlebermoos hat
in der mitte gekielte "Blätter". Schau mal hier:

http://commons.wikimedia.org/wiki/File: ... uselang=de

Aber interessant sind deine Bilder auf jeden Fall.

LG Gabriele
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Beitragvon kilosierra » 23. Mär 2013, 20:53

Hallo Gabriele
Danke für die Korrektur.
Dann sollten wir die Bilder hier vielleicht löschen.
Ich kann sie ja in einem extra thread im Dokubereich wieder einstellen. Oder kann ein Mod sie verschieben?
Hast Du eine Ahnung was mein Moos genau ist?
Ich werde weiter suchen, ob ich ein Brunnenlebermoos finde. Das muss doch bei der prallen Netur hier auch irgendwo wachsen.
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Beitragvon Gabriele » 24. Mär 2013, 05:39

Hallo Kerstin,

was für ein Moos das genau ist kann ich dir leider
auch nicht sagen. Wenn die Bilder im Arten-Talk
stehen würden, könnte dir da vielleicht jemant
weiterhelen. Dafür müsstest du jedoch einen
der Mods bitten das zu verschieben. Danach
brauchst du nur noch den Anfangstext zu den
Bildern ändern ;)

LG Gabriele
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Erste??? Brunnenlebermoos?

Beitragvon Mietzilis » 7. Apr 2013, 10:19

Hallo,

schnell noch eine Collage ehe ich losdüse zum Berliner Staudenmarkt.
Gestern war ich im Gartencenter und habe das Moos "eingekauft" - ich hoffe es ist das gesuchte. Da ich so euphorisch bin, erst einmal ein zusammengesetztes Bild in einer niederen technischen Ausführung. Wenn es das richtige ist, dann mache ich noch bessere Bilder.
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"Collage" aus mehreren Bildern
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Liebe Grüsse
Brigitte

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