Zörk Schwenktubus

Balgengeräte, Zwischenringe, Nahlinsen etc.
herbert_k
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Zörk Schwenktubus

Beitragvon herbert_k » 30. Mär 2016, 17:44

Ich möchte den parallelen Thread zum Balgen nicht kapern, daher hier separat:
Ich möchte im Makro Bereich die Schärfentiefe verlagern um mehr Tiefe zu erhalten. Geht das mit dem Schwenktubus und z.B. einem Vergrößerungsobjektiv?
Oder brauche ich dafür ein Objektiv mit größerem Bildkroesdurchmesser?
Viele Grüße
Herbert
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Beitragvon Guppy » 30. Mär 2016, 18:37

Hallo Herbert
"Ich möchte im Makro Bereich die Schärfentiefe verlagern um mehr Tiefe zu erhalten."
Durch Verlagerung der Schärfentiefe (mit Tilt) kann die Tiefe mit scharfer Abbildung grösser werden.
Dies wird dadurch erreich, dass die Schärfenebene z.B. im oberen Bildbereich nach hinten geneigt wird.
Schärfenebene (die mit Tilt beeinflusst werden kann) ist etwas anderes wie Schärfentiefe!
Normalerweise ist jeder Punkt der Schärfenebene gleich weit weg vom Objektiv, die Schärfenebene ist somit kreisförmig gewölbt (deshalb gibt es jetzt auch TV Monitore die gecurved (gewölbt) sind).
(Ausnahmen sind Objektive in der Reprofotografie und Mikroskopie (PLAN), bei diesen ist die Schärfenebene in den Ecken weiter weg, so dass plane Objekte in die Schärfenebene zu liegen kommen.)
Bei Tilt kann nun die Schärfenebene z.B. nach hinten geklappt werden, so dass in der Nähe und in der Entfernung Objekte in der Schärfenebene liegen können. Optisch wird die Schärfentiefe aber nicht grösser, sondern das Tilt-Objektif wird so ausgerichtet, dass das Objekt, mit seinem nahesten und fernsten Punkt innerhalb der Schärfentiefe zu liegen kommt. Es sieht dann so aus, als ob die Schärfentiefe grösser sei.
Das Ausrichten am Tilt-Objektif ist aber eine aufwendige Sache die ihre Zeit dauert und deshalb bei der Sach- und Architektur Fotografie kein Problem ist, da Zeit nur bedingt eine Rolle spielt.
Bei der Naturfotografie von sich bewegenden, lebenden Objekten zupft sie aber gewaltig an der Geduld und Ausdauer des Fotografen.
Die Kosten für ein Objektiv sind sehr hoch, siehe parallel Thread.
Ob diese durchgehende Schärfe dienlich ist, ist eine Frage des Geschmackes. Z.B. eine Libelle von vorne und leicht oben fotografiert. Der Kopf bis zum Körperende ist scharf abgebildet, das erscheint sehr unnatürlich.
Also: Neben Geduld und hohen Kosten, liefert die Tilt Fotografie oft unnatürlich wirkende Bilder.

Kurt
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Beitragvon komet » 30. Mär 2016, 20:21

Hallo Kurt,

das ist sehr gut erklärt. Für die Tilt-Fotografie braucht man viel Erfahrung, man kann in der Kombination mit der Abblendung den Eindruck größerer Schärfentiefe erzeugen. Gekonnt eingesetzt muß das nicht unbedingt unnatürlicher wirken als Stacking.

Gruß, Martin
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Beitragvon Guppy » 30. Mär 2016, 23:19

Hallo Martin

In der Makro- und vor allem in der Mikrofotografie ist Abblenden mit einer Verminderung der Auflösung verbunden. In der Mikroskopie wird die Höhe der Auflösung mittels Apertur (Blende) berechnet.
LP/mm = 1 / (Lichtwellenlänge (mm) / 2 X NA)
z.B. Bei einem Objektiv 10/0.3 (0.3 = Apertur)
LP/mm = 1 / (0.000555 / 2 x 0.3) = 1/ (0.000555 / 0.6) = 1 / 0.000925 = 1081 LP/mm
Um eine halbe Blende abgeblendet wäre es eine Apertur von 0.25, dies entspricht einer Auflösung von 900 LP/mm. Das ist eine um fast 17% geringere Auflösung

Gemessen habe ich bei einem Rodenstock APO-Rodagon N 50mm, 1:2.8, bei 5:1.
Bei Blende 3.4 beträgt die Auflösung 450 LP/mm, um eine halbe Blende geschlossener, bei Blende 4 beträgt die Auflösung 400 LP/mm.
Also bei einer halben Blende eine um mehr wie 11% geringere Auflösung.

Bei Focus Stacking bleibt die maximale Auflösung erhalten.

Kurt
Zuletzt geändert von Guppy am 30. Mär 2016, 23:21, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon komet » 31. Mär 2016, 08:43

Hallo Kurt,

ich denke beim Tillten nicht an große Maßstäbe.
Ich halte den Bereich von Unendlich bis maximal 1:2 für Verschwenken sinnvoll. Dort ist auch die Kombination mit Abblenden genauso sinnvoll, wenn man mehr Schärfentiefe wünscht.Mit dem Zörkschwenktubus und zum Beispiel einem Apo-Rodagon 80mm bewegt man sich in dem Bereich. Und man kann bei FX mit einer effektiven Blende von ca. 16 arbeiten.
Die beiden Nikon T/S PC Micro Nikkore 45 und 85 sind auch genau auf diesen Bereich ausgelegt.

Der TO will wissen, ob das mit einem Vergrößererobjektiv geht, ich sage ja, der Bildkreis ist bei dem von mir vorgeschlagenen 80er sowieso groß genug, weil man das Objektiv bis 6x7cm einsetzen kann.

Gruß, Martin
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Beitragvon Guppy » 31. Mär 2016, 10:14

Hallo
Wie erwähnt, beziehen sich meine Äusserungen auf vergrössernde Abbildungsmasstäbe.
Vergrösserungsobjektive sind, wie der Name sagt, für vergrössernde Abbildungsmassstäbe berechnet.
Will man sie für vergrössernde Fotografie und nicht für die Projektion verwenden, sollten sie umgekehrt an der Kamera montiert werden.
All meine Erwähnungen beruhen auf dieser Art des Setup's. So haben meine Messungen ergeben, dass z.B. das Rodenstock APO Rodagon 1:2.8, f = 50mm,
einen grossen Bildkreis besitzt und die Auflösung im Randbereich sehr gut ist, also auch besser wie bei den Luminaren.

Setzt man Vergrösserungs-Objektive bei verkleinernden Abbildungsmassstäben ein, dann können sie in Normalstellung an der Kamera montiert werden.
Aus meinen Messungen kann ich vermuten, dass bei diesem Einsatz z.B. das Rodenstock APO Rodagon 1:2.8, f = 50mm bestens geeignet ist,
einen genug grossen und gut aufgelösten Bildkreis besitzt, der auch Tilt mit guter Abbildungsleistung zu lässt.

So schliesse ich mich der Meinung von Martin an.

Kurt
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Beitragvon herbert_k » 31. Mär 2016, 10:38

Danke für Eure ausführlichen Antworten.
Viele Grüße
Herbert
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Beitragvon komet » 31. Mär 2016, 12:28

Hallo Kurt,
ich würde das 80er am Zörkschwenktubus empfehlen, weil es einen ideale Bereich abdeckt, genau auch dafür gerechnet ist und einen weit größeren Bildkreis als das 50er hat.
Gruß, Martin
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Beitragvon Guppy » 31. Mär 2016, 12:57

Hallo Martin
Deine Empfehlung ist vermutlich absolut zutreffend.
Das Rodenstock Rodagon 80mm f/4 besitze ich nicht und habe es auch nicht ausgemessen, da es bei der vergrössernden Fotografie und umgekehrten Montage, bei gleichem Abbildungsmassstab noch mehr Balgen/Zwischenringe benötigt, wie das Rodagon 50mm.
Laut Rodenstock ist das Rodagon 80mm f/4 für 6x7 cm Filmformat geeignet, während das Rodagon 50mm f/2.8 lediglich für 24 x 36mm empfohlen wird.
So ist es auch bei den Rodenstock Apo-Rodagon, mit oder ohne "N".

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Beitragvon Henk » 1. Apr 2016, 09:57

hallo,

für Vergrößerungsobebjektive empfiehlt die Fa.Zörkendörfer ihr ZÖRK Schärfentiefen-Dehner-Set.
1mm,1,5mm,2 mm Lochblenden 'rund,glattrandig' mit Steckring v o r die Objektive zu setzen.
Habe mal (mit einer ca. 30 Lamellen) etwa 1.5 mm Durchmesser vorgesetzten Blende an einem
Apo-Rodagon-N 50mm einen Versuch unternommen,eine Raubfliege zu fotografieren.
Das Ergebnis enthielt viele 'grafische' Elemente.

mvG Ric
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