Lebend Stack (Live Stack)

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Guppy
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Lebend Stack (Live Stack)

Beitragvon Guppy » 11. Jun 2014, 14:15

Liebe Stacker

Beim Stacken eines lebenden, sich bewegenden Objektes muss ein Stack möglichst schnell angefertigt werden, am besten in einer Ruhephase des Objektes,
damit so wenig wie möglich Veränderungen von Bild zu Bild auftreten.

Als Beispiel beschreibe ich hier, den Stack frisch geschlüpfter Wanzen (Nympfen) auf ihren Eihüllen.
SIEHE: http://www.makro-forum.de/ftopic99427.html

Um das ganze Gelege mit einer Nikon D7100 (Crop = 1.5, Chip Bildbreite = 23.6mm) abbilden zu können benötigt es einen Abbildungsmassstab von 2:1.
Dazu verwendete ich das AF MICRO NIKKOR, 105mm, 1:2.8 D in Normalstellung am Balgen.
Um ein Maximum an Auflösung zu erhalten (gemessen mit ZEISS Auflösungstest-Objekt 3000) benötigt es am Objektiv die Blendeneinstellung von 4 bis 5.6.
Berechnet man die Schärfentiefe bei Blende 5.6 mit λ/(Na x NA), beträgt sie 0.07mm.
Stackt man in Schritten von 0.03mm erhält man innerhalb der Tiefenschärfe, etwas mehr wie 2 Bilder, dies ist bei einem Abbildungsmassstab von 2:1, absolut genügend und sehr gut.
Da die Tiefe des Geleges (Eier und Jungwanzen) etwa 2.6mm beträgt, sind (2.6mm / 0.03mm) etwa 87 Einzelbilder nötig.
Da ich von Bild zu Bild, 3 Sekunden benötige, dauert der Stack mit 87 Bildern (3 Sec. X 87) 4.5 Minuten.
Dies bedeutet, dass die Jungen Wanzen 4.5 Minuten einigermassen still halten sollen.
Wer Jungwanzen in ihrem Verhalten kennt, weiss das dies nur selten der Fall ist.
Der Stack muss deshalb mehrmals ausgeführt werden, in der Hoffnung, dass in einer Serie (Stack) die Wanzen während 87 Einzelbilder still halten.
Es kann sein, dass dies eine sehr hohe Zahl von Stacks erfordert.

Mögliche Lösungen:
Vermindert man die Anzahl Bilder innerhalb der Tiefenschärfe von 2 Bildern auf ein Bild,
dann benötigt man für den Stack nur halb so viel Zeit, riskiert aber, dass man nicht so hoch aufgelöste, störende Bereiche im Bild erhält, das ist auffällig!
Eine andere Lösung ist, dass man auf eine maximale Auflösung verzichtet, die sich aber über das ganze Bild gleichmässig hält.
Schliesst man die Blende um eine Blendenstufe, von 5.6 auf Blende 8, so erhält man bei etwas weniger Auflösung die doppelte Tiefenschärfe.
Es sind somit nur halb so viele Bilder nötig, die in der halben Zeit angefertigt werden können und somit steigt die Möglichkeit, dass sich keine Wanze bewegt.
Bei oben genanntem Bild habe ich zum Vergleich, die Blende jeweilen um einen Wert geschlossen.

Blende 5.6, Stackschritte 0.03mm, 87 Bilder, Stackzeit 4.5 Minuten.
Blende 8, Stackschritte 0.1mm, 39 Bilder, Stackzeit 2 Minuten
Blende 11, Stackschritte 0.2mm, 20 Bilder, Stackzeit 1 Minute
Blende 16, Stackschritte 0.4mm, 10 Bilder, Stackzeit 1/2 Minute

Meine Messungen der Auflösung beim verwendetem Setup haben ergeben, dass Blende 4 und 5.6 die höchste Auflösung ergeben.

Zeigt man die Bilder hier im Forum, also JPG (maximal 500KB) und Bildbreite 1200 Pixel, dann kann die Blende sogar um 2 Blendenstufen geschossen werden,
in diesem Falle auf Blende 11. An Stelle von 4.5 Minuten (87 Bilder), kann dann der Stack in einer Minute (20 Bilder) angefertigt werden!

Das hier beschriebene, bezieht sich auf ein Setup, das oben beschrieben ist und einen Abbildungsmassstab von 2:1
und kann nicht mit Erfolg beliebig bei anderen Abbildungsmassstäben angewendet werden.

Kurt
Zuletzt geändert von Guppy am 13. Jun 2014, 21:45, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Thorndike » 11. Jun 2014, 17:33

Hallo Kurt,

danke für die Ausführung, das bringt etwas Licht in die Materie. Ich hätte auch nicht erwartet das sich die optimale Blende durch Stacken verändert.
Grüße und allseits sauberen Sensor!

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Beitragvon Thorndike » 11. Jun 2014, 17:33

Hallo Kurt,

danke für die Ausführung, das bringt etwas Licht in die Materie. Ich hätte auch nicht erwartet das sich die optimale Blende durch Stacken verändert.
Grüße und allseits sauberen Sensor!



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Beitragvon Janni » 12. Jun 2014, 11:37

Hallo Kurt,

Danke für diesen ausführlichen Bericht :D
Für solche Stacks am lebenden Objekt ist natürlich auch (wie Du schon beschrieben hast)
viel Geduld erforderlich da sich bei Lageänderung oder anderen Objektbewegungen der
ganze Stack erübrigt hat :?

Gehe da auch lieber den Kompromiss der kleineren Blende ein um etwas mehr ST zu
haben und gleichzeitig schneller mit der Serie durch zu sein :wink:








Gruss
JAN Bild
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Re: Lebend Stack (Live Stack)

Beitragvon Lothman » 10. Sep 2014, 23:13

Guppy hat geschrieben:Zeigt man die Bilder hier im Forum, also JPG (maximal 500KB) und Bildbreite 1200 Pixel, dann kann die Blende sogar um 2 Blendenstufen geschossen werden,
in diesem Falle auf Blende 11. An Stelle von 4.5 Minuten (87 Bilder), kann dann der Stack in einer Minute (20 Bilder) angefertigt werden!


Hast Du für die 1200 Pixel Breite schonmal die Videofunktion benutzt und anschließend die Einzelbilder gestacked. Also Kamera an und schön langsam den Fokus durchkurbeln.
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Beitragvon Guppy » 11. Sep 2014, 21:36

Hallo Lothar
Die Idee, es mit Filmen zu versuchen ist gut,
wird von einigen auch so gemacht, z.B. Hans.h mit CCD-Kamera DBK 31.
http://www.makro-forum.de/ftopic100567.html

Mit der D7000 habe ich es auch schon versucht, es war aber nicht erfolgreich.
Eventuell sollte ich es wieder mal versuchen und vor allem dran bleiben.

Kurt

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