Libellenschlupf - Flussjungfern schlüpfen anders

Viele Lebewesen müssen sich häuten oder gar eine Metamorphose durchlaufen, um wachsen zu können und ihr endgültiges Fortpflanzungsstadium zu erreichen. Während einige im Laufe ihrer Entwicklung ihr Aussehen nur graduell verändern (unvollständige Metamorphose, Häutung), wird bei einer vollständigen Metamorphose die Körperorganisation von Grund auf neu strukturiert. Einige Beispiele für diesen empfindlichen Lebensabschnitt sammeln wir hier.

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Libellenschlupf - Flussjungfern schlüpfen anders

Beitragvon Artengalerie » 18. Jul 2017, 05:36

Userbeitrag von digimakro.de:
"Und hier auch nochmal die Schilderung der Libellenentwicklung vom Ei bis zum Schlupf der Libelle aus der Larve:
Aus dem Ei schlüpft die sogenannte Prolarve welche funktionslose, an den Körper gepresste, Beine hat. Je nach Art unterschiedlich, häutet sich diese Prolarve nach Sekunden oder erst nach Stunden das erste mal. Aus ihr geht dann die Larve in ihrer endgültigen Form hervor. Diese Larven leben die ganze Zeit räuberisch unter Wasser, wobei diese Larvenzeit von einem Jahr (z.B. Azurjungfern) bis zu fünf Jahren (z.B. Quelljungfern) dauern kann. In dieser Zeit häuten sich die Larven 7-13mal (artabhängig). Ist dann die Zeit gekommen, werden die Larven träger. Sie stellen die Futteraufnahme ein und im innern des Citinpanzers vollzieht sich die Metamorphose. Dann stellt sich ihr Körper von Wasser- auf Luftatmung um und die Larve kriecht aus dem Wasser. Nun verankert sich die Larve mit den Fußkrallen am Pflanzenstengel, da die leeren Beinhüllen später das Gewicht der Libelle tragen müssen. Jetzt presst das Tier die Körperflüssigkeit in die Brust, so daß diese anschwillt und die Larvenhaut zwischen den Flügelscheiden aufplatzen läßt. Nun befreit sich die Libellen nach und nach , bis auf den Hinterleib, aus der Exuvie. Alle Körperteile werden nach und nach mittel des Einpressens von Körperflüssigkeit ausgeformt. Nach ca. 30 Minuten wird dann auch der Hinterleib aus der leeren Hülle herausgezogen. Erst werden die Flügel dann der Hinterleib gedehnt und das überschüssige Wasser wird tropfenweise über den After ausgeschieden. Als letzten klappt die Libelle die Flügel auf, läßt sie noch eine Weile trocknen um dann endlich zu ihrem Junfernflug zu starten!!!"


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Beitragvon Artengalerie » 18. Jul 2017, 22:16

Userbeitrag von Andreas Th. Hein:
"Nachdem ich hier schon ein paar tolle Dokus über den Schlupf von verschiedenen Libellen bewundern durfte,möchte ich euch einmal den Schlupf einer Libelle aus der Familie Gomphidae ( Flußjungfern) näher bringen,der sich von den bisher gezeigten Schlupfvorgängen stark unterscheidet. Von der Verankerung der Larve bis zum Jungfernflug ,benötigten die zwei hier gezeigten Arten (Gomphus flavipes und Ophiogomphus cecilia) ca. 45 Min.,was bei den Gomphiden in etwa der Regel von 30-60 Minuten entspricht (die meisten Arten der anderen 8 Familien brauchen im Durchschnitt ca. 4-5 Stunden).Ferner schlüpfen Flussjungfern häufig auch in waagerechter Position und nicht stets hängend ,wie es bei den übrigen Familien, bis auf Ausnahme der Kleinlibellen, wie z.B. Pyrrhosoma nymphula-Frühe Adonislibelle, der Fall ist.
Es gibt sieben heimische Arten dieser Familie,die mehr oder weniger stark gefährdet sind. Fast alle Gomphiden entwickeln sich in Fliessgewässern und stellen hohe Anprüche an die Wasserqualität.
Schlupfvorgang:
Man muss sich das ungefähr so vorstellen: die Larve nimmt nachdem sie das Wasser verlassen und sich an einem Stein/ im Sand/an an einer Pflanze verankert hat, einen ordentlichen Atemzug. Damit wird ein innerer Druck erzeugt,wodurch sich zuerst der Thorax vergrössert und die Larvenhaut aufplatzen lässt, dann das Abdomen und letztlich die Flügel aufpumpen. Wenn dieser Vorgang beendet ist,wird die überschüssige Körperflüssigkeit ausgeschieden. Kurz danach ist das Imago bereit zum Jungfernflug."


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Larve verankert sich in waagerechter Haltung

Beitragvon Artengalerie » 22. Jul 2017, 09:38

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Beitragvon Artengalerie » 23. Jul 2017, 02:18

Userbeitrag von Andreas Th. Hein:
"Nachdem die Larve sich verankert hat , nimmt sie nach einer ca. 5 minütigen Ruhephase einen kräftigen Atemzug. Anschliessend baut sie mittels Luft und Hämolymphe einen inneren Druck auf den Thorax auf, so dass die Larvenhaut oberhalb von Kopf und Thorax aufplatzt."

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Beitragvon Artengalerie » 23. Jul 2017, 18:58

Userbeitrag von Andreas Th. Hein:
"Der Thorax ist bereits vollständig aufgepumpt, nun steigt der Druck im Abdomen, welcher das unfertige Tier auf seiner Larvenhaut stehen lässt. Bei den Libellen der meisten anderen Arten bleibt das Abdomen mehrere Stunden bis Tage so weich, dass diese Körperhaltung zu starken Deformierungen führen würde, bzw. gar nicht möglich ist, weshalb sie auch im Hängen schlüpfen , nachdem die Larven sich senkrecht an einem Schlupfsubstrat (Schilfrohr,Seggen,Binse etc. verankert hatten."

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Beitragvon Artengalerie » 24. Jul 2017, 11:38

Userbeitrag von Andreas Th. Hein:
"Die Flussjungfer hat sich nach ca. 20 Minuten nun vollständig aus ihrer letzten Haut befreit hat. Hier eine Asiatische Flußjungfer- Gomphus flavipes die sich in ihrer ca. 3 jährigen Entwicklungsdauer insgesamt 14 mal häutete. Im Wasser war sie ständigen Gefahren ausgesetzt, wo Fische, Amphibien und andere Larven zu ihren grössten Fressfeinden zählten. Jedoch ist das alles nichts im Vergleich zu den Gefahren, denen sie während des Schlupfvorgangs ausgesetzt sind. Wind und Regen kann ihnen irreparable Schäden zufügen, die grösste Gefahr allerdings stellen verschiedene Vogelarten insbesondere Stelzen dar, denen sie wehrlos ausgeliefert sind. So wurden über einen 6jährigen Zeitraum, an der Oder Verluste von 12,5% ermittelt."

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Beitragvon Artengalerie » 25. Jul 2017, 04:18

Userbeitrag von Andreas Th. Hein:
"Nachdem Thorax und Abdomen vollständig aufgepumpt wurden, sind zu guter letzt die Flügel an der Reihe, die sogleich zum letzten Mal in ihrem Leben vollständig geschlossen sind."

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Beitragvon Artengalerie » 25. Jul 2017, 20:58

Userbeitrag von Andreas Th. Hein:
"Die Libelle ist nun vollständig aufgepumpt und der erzeugte Innendruck wird reguliert, in dem überschüssige Hämolymphe abgelassen wird."

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Beitragvon Artengalerie » 26. Jul 2017, 13:38

Userbeitrag von Andreas Th. Hein:
"Nachdem die fertige Flußjungfer ihren Jungfernflug hinter sich hat, versteckt sie sich gut getarnt in der Vegetation um vollständig auszuhärten. Die grössten Gefahren sind jetzt überstanden und dieses Tier hat nun eine durchschnittliche Lebensdauer von ca. 40 Tagen vor sich."

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Beitragvon Artengalerie » 27. Jul 2017, 06:18

Userbeitrag von Andreas Th. Hein:
"ca. 45 Minuten nachdem die Larve aus dem Wasser kletterte, ist die vollständig aufgepumte Libelle nun bereit zum Jungfernflug und hebt in wenigen Augenblicken ab."

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