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Brutsubstrattäuscherblumen

Verfasst: 11. Okt 2017, 22:09
von Artengalerie


Zusatzinformation:
Während sich im Laufe der Evolution vielfach eine Wechselbeziehung zwischen Pflanzen und ihren tierischen Bestäubern zum gegenseitigen Nutzen entwickelt hat, täuschen manche Pflanzen ihre Bestäuber, um ohne Gegenleistung in Form von Pollen oder Nektar für deren Dienstleistung bereitzustellen, ans Ziel zu kommen. Sie ahmen optisch und/oder auch geruchlich Umweltreize nach, die auf den Bestäuber anziehen wirken. Dieses Verhalten fällt in dem Formenkreis der Mimese.

Im harmlosesten Fall gipfelt das zum Bespiel in vergebener Liebesmüh mancher Bienenmännchen, die einer Weibchen-imitierenden Orchidee auf den Leim gegangen sind. Weitreichendere Folgen kann aber die Täuschung bestimmter Pflanzen haben, deren Blüten ein Brutsubstrat vortäuschen. Hierbei werden Bestäuber, oftmals zum Beispiel Fliegen so in die Irre geführt, dass sie die Blüten zur Eiablage auswählen. Dabei tragen sie die Pollen von Blüte zu Blüte und führen so die Bestäubung aus. Ihre aus den Eiern schlüpfenden Larven gehen jedoch ohne Nahrung jämmerlich zugrunde.

Da diese Täuschung die erfolgreiche Nachkommenschaft des Bestäubers (also dessen Fitness) erheblich reduzieren kann, müssen diese Brutsubstrattäuscherpflanzen strengenommen als Parasiten bezeichnet werden.
Beitragersteller:
Ajott (AGEID6829)








Fotograf:
hawisa (AGFID8135)
Aufnahmeland:
Deutschland
Bundesland/Kanton:
Nordrhein-Westfahlen
vorgefundener Lebensraum:
Botanischer Garten /Wüstenhaus
Aufnahmedatum:
05.08.2017
Link zum Originalbeitrag:
Userbeitrag:
"Hallo Makrofreunde,
vielleicht habt ihr ja mal was von Fliegentäuschblumen gehört, aber auch schon mal was von Brutsubstrattäuscherblumen?

So eine Blume möchte ich euch heute vorstellen.

Die Stapelia grandiflora aus der Familie der Hundsgiftgewächse (Apocynaceae).
Sie stammen aus den Trockengebieten des südlichen Afrikas.

Gefunden habe ich sie, na wo schon? Ja, im Bochumer Botanischen Garten.
Sie hat mich sofort in ihren Bann gezogen.

Sie hat eine außergewöhnliche Form, eine sehr interessante Farbe und ihrem ausströhmenden Duft verdankt sie ihrem deutschen Namen: Aasblume.
Der Geruch ist wirklich nicht schön, soll aber auch Fliegen anlocken.

Der unangenehme Geruch wird zum Inneren der Blüte immer stärker.

Fliegen werden durch diesen Geruch angelockt. Sie denken, dass es sich hier um Brutsubstrat handelt wie tote Tiere, an dem Sie ihre Eier ablegen können.
Sie können gar nicht anders da ihr Gehirn so programmiert ist und sie instinktiv handeln.
Da die geschlüpften Larven aber keine Nahrung finden, sterben sie ab. Für die Fliegen bedauerlich, der Pflanze macht es nichts.

Im Gegenteil: die Fliegen krabbeln über die Blüte. Dabei werden sie mit Pollen behaftet. Den tragen sie zur nächsten Büte und so wird diese befruchtet.

Der Vorteil liegt nur auf der Seite der Pflanze. Die Fliegen werden massiv getäuscht.
Für ihre Besteubungstätigkeit erhalten sie keine Belohnung wie Nektar (haben diese Pflanzen nicht) oder Pollen.
Der ist bei diesen Pflanzen nicht sammelbar.

Unter normalen Umständen würden die Fliegen die Blüten auch nicht aufsuchen.

Die Blüten haben auch ein fleischfarbenes Aussehen und hat viele feine Härchen. Die bewegn sich beim kleinsten Lüftchen.
Da müssen die Fliegen vom Weiten denken, dass schon viele Artgenossen anwesend sind.

Ja, manche Pflanzen sind schon fast "bösartig" zu ihren Bestäubern.

Die Anpassung von Pflanzen an die Bestäubung durch Fliegen wird Myiophilie genannt.

Dann schaut euch mal die Pflanze an.


Quellen:
Blütenökologie, Band 2: Sexualität und Partnerwahl im Pflanzenreich
https://de.wikipedia.org/wiki/Stapelia_grandiflora"