Gerandete Jagdspinne - Dolomedes fimbriatus

Autor und Fotograf: Jürgen Fischer

An dieser Stelle picken wir uns einige ausgewählte Tiere und Pflanzen heraus und verfolgen ihren Lebenslauf oder einen bedeutsamen Teil davon. Denn oft enthüllt sich erst beim intensiveren Blick auf eine Lebensform, wie perfekt sie an ihr Leben angepasst ist und wie sie es versteht, ihre ganz eigene Nische in der Welt, in der sie lebt, auszufüllen.

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Gerandete Jagdspinne - Dolomedes fimbriatus

Beitragvon Artengalerie » 18. Jul 2017, 21:20

Spinnen müssen sich, wie alle Gliederfüßler regelmäßig häuten. Bei den Webspinnen dient diese Häutung zum einen dem Wachstum, zum anderen werden alle wichtigen "Verschleißteile" des Exoskeletts erneuert (Haare, Augenlinsen, Spinnwarzen usw. aber z.B. auch Teile des Magens). Verlorene Beine können z.T. regeneriert werden.

Als ich Dolomedes entdeckte, wollte ich eigentlich nur ein Portrait machen, sah aber, dass die Augenlinsen einen etwas seltsam trüben Schimmer hatten. Nachdem in der Literatur aber nirgendwo ein Zusammenhang zwischen Linsentrübung und bevorstehender Häutung bei Spinnen beschrieben wird (wie er von Schlangen ja bekannt ist), dachte ich mir nichts weiter dabei.


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Beitragvon Artengalerie » 18. Jul 2017, 21:30

Dolomedes fimbriatus - Verankerung für die Häutung
Nach einer Stunde kam ich dann noch mal an die Stelle und sah jetzt ein ganz anderes Bild: Die Spinne erschien nun wesentlich dunkler als zuvor und hatte sich kopf unter in typischer Pose in der Vegetation verankert. Mir war klar, dass in Kürze die Häutung bevorstand, ich hatte aber noch genug Zeit Stativ und Kamera aufzubauen.

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Beitragvon Artengalerie » 18. Jul 2017, 21:40

Dolomedes fimbriatus - "fährt aus der Haut"
Kurz darauf hatte der erhöhte Blutdruck (von 0,2 (entspricht dem menschlichen Blutdruck) auf 0,4 atü) dafür gesorgt, dass an der Sollbruchstelle zwischen Beinansatz und Rückenschild das Exoskelett aufgeplatzt war, der Rückendeckel hob ab und die Spinne versuchte sich aus der alten Haut zu lösen. Der Schwerkraft folgend, konnte sie nun nach und nach ihre langen Beine aus der alten Haut ziehen. Die nach oben gerichteten Haare und Borsten verhinderten, ein zurück gleiten der Extremitäten (Kornähreneffekt). Oft treten in dieser Phase der Häutung Probleme auf, manche Spinne schafft es z.B. wegen einer ungenügenden Luftfeuchtigkeit nicht sich komplett aus der Haut zu befreien. Manche fallen, vom Wind verweht, auf den Boden und sind dann ebenfalls sehr gefährdet.

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Beitragvon Artengalerie » 18. Jul 2017, 21:50

Dolomedes fimbriatus - hängt erschöpft an alter Haut
Nun hatte sie die schwierigste Phase überstanden und hing völlig geschafft "in den Seilen". Allerdings ist auch diese Stufe der Häutung noch sehr gefährlich, da die Spinne noch absolut wehrlos ist. Der Chitinpanzer ist weich und die Cheliceren noch unbrauchbar. Fressfeinde haben so ein leichtes Spiel.

In der Folgezeit begann die Spinne nun die obligatorische Beingymnastik zu machen. Dazu zieht sie im Wechsel mal das eine, mal das andere Bein, manchmal auch alle gleichzeitig an den Körper heran (Das Bild hierzu hab ich herausgenommen, wegen der Beschränkung auf 5 Aufnahmen). Der Grund für dieses manchmal recht komisch aussehende Verhalten ist, dass der Chitinpanzer allmählich beginnt auszuhärten. Die Gelenke allerdings geschmeidig und beweglich bleiben müssen und deshalb ständig bewegt werden. Interessant ist, dass die Haut des Hinterleibs deutliche Runzeln zeigt. Die Spinne wird erst in den kommenden Wochen in die viel zu große neue Haut hineinwachsen.


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Beitragvon Artengalerie » 18. Jul 2017, 22:00

Dolomedes fimbriatus - kurz nach vollbrachter Häutung
Ungefähr eine Stunde nach Häutungsbeginn kletterte sie nun selbstständig auf den Ast. Im Gegenlicht erkennt man gut, wie weich, durchsichtig und empfindlich das Beinskelett noch war.
Im letzten Bild (In der Einsteigergalerie zu sehen ) war die Sache nun gelaufen, nur noch die hellen Fußspitzen ( die bald schwarz werden) erinnerten an die Häutung. Für diese Dolo war dies die Reifehäutung, also die letzte Häutung vor der Paarung und Eiablage. In dieser Phase entwickeln die Weibchen einen Riesenappetit und können auf Grund ihrer Jagdstrategie auch Quappen und kleine Fische aus dem Wasser holen. Dolo ist damit die einzige Spinne Deutschlands, die in der Lage ist Wirbeltiere zu fressen.


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Beitragvon Artengalerie » 18. Jul 2017, 22:01

Hi,ergänzend zu der im Juli 2007 gezeigten Doku über die Häutung der interessanten Spinne möchte ich heute und morgen noch zwei weitere Kapitel aus dem Leben einer der wohl größten deutschen Spinne zeigen! Allgemeine Infos zu der Art Dolomedes fimbriatus könnt ihr auch im Artenportrait von Dolomedes in der AG nachlesen.

Die Paarung der G. Jagdspinne findet im Mai und Juni statt. Dabei kann man gut sehen, dass im Gegensatz zu vielen anderen Spinnenarten das Männchen (hellere Streifen) kaum kleiner ist als das Weibchen. Diesen geringen Geschlechtsdimorphismus hat Dolomedes mit der nahe verwandten Pisaura mirabilis (Heidejagdspinne) gemeinsam. Das Bild zeigt jetzt nur das Zusammentreffen der beiden Geschlechter. Ein Paarungsbild hab ich leider nicht! Wer eins hat, den bitte ich um Ergänzung!


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Beitragvon Artengalerie » 18. Jul 2017, 22:02

Wie bei vielen anderen Spinnenarten auch kann ein Paarungsversuch für einen Dolomedesmann leicht tödlich enden, wenn er nämlich bei seiner Werbung an ein paarungsunwilliges oder bereits verpaartes Weibchen gerät! Die werdende Mutter nutzt nach der Begattung jede sich bietende Gelegenheit sich für die anstehende Schwangerschaft mit Nahrung einzudecken! Dabei zögert sie nicht den Vater an der Nahrungbereitstellung für die Jungen aktiv teilnehmen zu lassen! (Diese extrem vermenschlichende Darstellung bitte nicht ernst nehmen!)
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Beitragvon Artengalerie » 18. Jul 2017, 22:03

Ab Ende Juni fertigt sie dann einen kugelrunden Eikokon an und "bemuttert" ihn. Sie trägt ihn anders als die Wolfspinnen nicht an die Spinnwarzen geheftet, sondern (weitere Parallele zu Pisaura) zwischen ihren Cheliceren spazieren!

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Beitragvon Artengalerie » 18. Jul 2017, 22:04

Die Dolomedes - Mutter ist dabei immer bemüht, das optimale Mikroklima für die Entwicklung ihres Geleges zu gewährleisten. Neben ausgedehnten Sonnenbädern geht sie bei Bedarf mitsamt dem Kokon auch ins Wasser und taucht ihn wenn nötig zur Abkühlung ein.

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Beitragvon Artengalerie » 18. Jul 2017, 22:05

Kurz vor dem Schlupf der Jungspinnen hängt Dolomedes den Kokon dann in einem haubenartigen Gespinnst, das in der Vegetation angelegt wird, auf, lockert die Gespinnsthülle des Eipaketes auf und hält nun Wache am Rand des Unterschlupfes.

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