Flechtengesellschaften verdrängen (?) ein Mooslager

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Felix Speiser
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Flechtengesellschaften verdrängen (?) ein Mooslager

Beitragvon Felix Speiser » 21. Sep 2018, 12:42

Einleitung:
Der weltweit bekannte Basler Zoologe, Anthropologe, Naturphilosoph und „schlechthin“ Biologe Adolf Portmann (verstorben 1982 in meinem Nachbardorf Binningen, siehe Dr.Wiki) schrieb in einer Einleitung zu einem sehr einfach verständlichen und ansprechenden Flechtenbüchlein von Rosmarie Lehmann (nur noch antiquarisch erhältlich: ISBN = 3-258-02010-8 / Verlag Paul Haupt Bern 1972):

„Obschon ich als Zoologe (=A.Portmann) keine wissenschaftliche Vertrautheit mit diesen sonderbaren Gewächsen behaupten darf, sind sie mir lieb und gehören zum Naturbild, das sich in all den Jahren des Sammelns und Suchens geformt hat“ …
… „Aber am tiefsten haben sie (die Flechten) sich verankert in den ersten Jahren der Arbeit am Meer, an der bretonischen Küste, wo ein wunderbarer farbiger Dreiklang von leuchtendem Goldgelb und Schwarz und Spangrün die Granitfelsen überzieht, wo die Flechtenkrusten auch die steinernen Häuser mit Schieferdächer vergolden und das Urgestein mit dem Menschenwerk zu einer wunderbaren Einheit gestalten helfen“.

Das ist wirklich eine sehr poetische und naturverbundene Betrachtungsweise, eine, die in unserer heutigen schnelllebigen und materialistischen Epoche nicht mehr immer nachvollzogen werden kann. Das Verständnis für Zusammenhänge unsere natürliche Umwelt bleibt so oft auf der Strecke… Bedenkt man nun aber. dass etwa 10% der weltweiten „Flora" aus Flechten besteht, so macht es wohl Sinn auch diesen zwar allgegenwärtigen und doch kaum beachteten, vernachlässigten Lebensgemeinschaften (Pilze&Algen) etwas mehr Wahrnehmung zu widmen.

Nun zum Thema, zumBild:
Dieser Stack zeigt nicht nur eine Formen-sondern auch eine Farbenvielfalt, wie sie eben bei Flechten vorkommen können: ein schönes Farbenbouquet. Die beiden Symbiosepartner Pilze und Algen sind für die Farbgebungen bestimmend. Letzteres hängt auch von Temperatur, Luftfeuchtigkeit ua. ab. Als „Nichtspezialist“ macht es deshalb keinen Sinn eine auch nur annähernde Bestimmung einer Flechtenart zu wagen, denn dazu braucht es detaillierte mikroskopische und oft auch zusätzliche chemische Untersuchungen. Für den Fotografen ist dies praktisch und schön, darf man sich so doch ganz und legitim der Bildreproduktion widmen. Flechtenbilder, wie das hier gezeigte Beispiel, verhalten sich bei der Entwicklung der Rohdaten (Raw/DNG) bei der Einstellung von Tonwerten, Kontrasten, Sättigung etc. sehr empfindlich. Leicht wird aus einem Schmutziggrün ein leuchtendes Blaugrün. Welche Farbe ist nun aber „wahr“? Wir sollten dazu mal Fliegen und andere Insekten befragen ;-) Es sieht hier so aus, dass sich die verschiedenen Flechten nicht nur sich, sondern auch das benachbarte Moos konkurrenzieren und um "ihren Platz kämpfen".

Viel Vergnügen beim betrachten und entdecken dieses Bildes,
LG Felix
Dateianhänge
Kamera: Nikon D700
Objektiv: AF-S Micro Nikkor 105mm, 1:2.8, manuelle Einstellung
Belichtungszeit: 1/125"
Blende: 5.6 (+3ev)
ISO: 200
Beleuchtung: 2 seitlich angeordnete Blitzgeräte mit Diffusor
Aufnahmedateiformat (RAW/JPG): RAW (NEF)
Stativ: drei voneinander unabhängige Stative (Objektbphne, Lichtbühne, Kamera auf Stackshot)
---------
Aufnahmedatum: 28.8.2018

sonstiges: Stack mit 291 Einzelbilder
Flechtengemeinschaften und Moos.jpg (436.3 KiB) 868 mal betrachtet
Flechtengemeinschaften und Moos.jpg
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Flechtengesellschaften verdrängen (?) ein Mooslager

Beitragvon Il-as » 21. Sep 2018, 17:05

Hallo Felix,

das schaut man sich gerne an.
Flechten als Motive mag ich sehr aber so bunt habe ich noch keine Flechtengesellschaft gesehen.
Waren die wirklich so kräftig bunt oder verdanken sie die Farben der besonderen Bearbeitung?
Diese Möglichkeit beschreibst du ja in deiner Erklärung

L.G. Astrid
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Beitragvon Hans.h » 21. Sep 2018, 19:29

Hallo Felix,

Hui, das ist ja mal wieder ein sehr farbenfrohes Bild...
Sieht wieder aus, als wärest Du in einem Korallenriff unterwegs gewesen.
Gefällt mir sehr gut!

Hans. :)
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Beitragvon Felix Speiser » 21. Sep 2018, 21:02

@ Astrid
Nun... sie waren auf den ersten Blick schon bunt, aber nicht ganz so bunt. Die Farben waren da und erkennbar. Ich habe da nichts eingefärbt sondern lediglich die Sättigung des Gesamtbildes etwas erhöht und den Weissabgleich etwas mehr ins Blau gezogen. Interessant war dann, dass sich das Gelbgründe vom Blaugrünen stärker differenzierte, während sich das Grün des Mooses nicht (sichtbar) verändert hat.

LG Felix
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Flechtengesellschaften verdrängen (?) ein Mooslager

Beitragvon Gabi Buschmann » 22. Sep 2018, 14:03

Hallo, Felix,

die Welt der Flechten und Moose ist unheimlich interessant
und schön anzusehen. Bei deinem Bild ist viel zu sehen, da
kann man lange hinschauen und viel entdecken.
Liebe Grüße Gabi
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Flechtengesellschaften verdrängen (?) ein Mooslager

Beitragvon piper » 2. Okt 2018, 16:08

Hallo Felix,
ein Bild auf dem es viel zu entdecken gibt.
Die Farben und Strukturen sind ein echter Hingucker.
Mir gefällt es sehr gut.
Liebe Grüße Ute

Die Freude am Kleinen ist die schwierigste Freude, denn es gehört ein großes Herz dazu.
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