Hallo Herbert
Auch mir gefällt dein Bild gut, mit der einzigen
Einschränkung die schon ULi machte, das
Licht ist etwas hart.
Du bist erstaunt, dass ein 50 Jahre altes Objektiv,
sich so gut eignet.
Ich habe schon vor längerer Zeit meine Meinung dazu geschrieben,
hier den Text nocheinmal:
Die maximale Auflösungsfähigkeit des Lichtmikroskopes wurde bereits
im 19. Jahrhundert erreicht!
Auch auf neueren lichtmikroskopischen Aufnahmen von
Pleurosigma angulatum (Kieselalge) sind keine zusätzlichen
Details zu erkennen.
Es bestehen also klare optische Grenzen, die auch heute in der Lichtmikroskopie
nicht überschritten werden können.
Die Durchlicht Mikroskopie erreicht mit speziellen Beleuchtungsmethoden eine
etwa doppelt so hohe Auflösung wie die Auflicht Mikroskopie.
Moderne Mikroskop Objektive ändern daran nicht markant viel.
Diese Auflösung ist aber nicht sehr einfach über das ganze Sichtfeld erreichbar,
im vorletzten Jahrhundert wurde sie nur in der Bildmitte erreicht!
Seit dieser Zeit wird mit sehr viel Aufwand versucht, diese Auflösung auf den
ganzen Sichtbereich zu erweitern.
Es bestehen auch noch weitere Forderung:
Bei einer bestimmten Arbeitsdistanz (Focus) soll die maximale Auflösung,
sowohl in der Bildmitte wie auch am Rand vorhanden sein (Plan Objektive).
Der Farbfehler (Farbränder), bedingt durch die Chromatische Aberration soll
bis in den Randbereich korrigiert sein.
Die Lichtstärke wurde erhöht, usw.
Um alle Forderungen zu erfüllen und auch die unterschiedlichen Beleuchtungsmethoden
zu berücksichtigen gibt es eine fast unüberschaubare
Anzahl von unterschiedlichen Mikroskop Objektiven, die eine ganz spezielle
Funktion erfüllen.
Zusätzlich sind in neuerer Zeit noch die unendlich Objektive dazu gekommen, sie erlauben es,
in den Strahlengang auf einfachere Weise, Filter, spezielle Linsen usw. anzubringen.
All diese Objektive wurden für die Zeit als es noch kein Focus Stacking gab, hergestellt.
Stackt man in der Auflicht Fotografie die Schärfenbereiche eines dreidimensionalen Objektes,
so ist z.B. ein Plan Objektiv nicht unbedingt nötig,
denn das Objekt ist nicht Plan und dem Stacking Programm ist es egal, wann die Schärfe
an einem Punkt erreicht wird, Hauptsache sie wird mal erreicht.
Schon alleine diese Gegebenheit ermöglicht es alte, eher kostengünstige Objektive zu verwenden.
Die Forderung nach Lichtstarken Objektiven spielt bei der Fotografie in der
Mikroskopie keine so grosse Rolle, wie wenn man von Auge ein Objekt betrachtet.
Denn hier ist es einfach, mehr Licht anzubringen oder länger zu belichten.
Um lichtstarke Objektive und auch in anderen Bereichen optimale Mikroskop
Objektive herzustellen hat man in der Vergangenheit auf Glassorten mit einem hohen
Lichtbrechungsfaktor gewechselt. Dieser bringt aber ebenfalls eine höhere
Chromatische Aberration (
CA)! Diese muss korrigiert werden und macht dadurch ein
Objektiv aufwendiger und teurer, usw.
Du siehst also, dass in der Vergangenheit die Mikroskop Objektive NICHT für die
Focus Stacking Fotografie optimiert wurden, sondern für die Betrachtung mit
dem Auge und spezielle Beleuchtungsmethoden.
Das heisst ganz klar, dass hochgezüchtete Mikroskop Objektive nicht unbedingt
speziell für Focus Stacking geeignet sind, auf einige ihrer guten Eigenschaften
kann man beim Focus Stacking verzichten.
Natürlich, bedingt durch optische Gesetze muss man bei einer Vergrösserung über
1:1 einiges berücksichtigen, z.B. die "Förderliche Blende", denn sie bringt die
optimale Auflösung, Zoom Objektive sind dazu nicht geeignet und extrem
lichtstarke Foto Objektive sind nicht benötigter Luxus.
Ein Mikroskop Objektiv mit 10 X Vergrösserung und einer Apertur von 0.3
hat eine höhere Auflösung wie ein Objektiv mit einer Apertur von 0.25
und ist etwas heller.
Objektive die für Focus Stacking geeignet sind, gibt es schon lange, es sind
Objektive die zum Teil noch aus Glassorten mit einem niedrigen
Lichtbrechungsfaktor und einfacher Vergütung hergestellt wurden,
z.B. die Lupenobjektive Zeiss Luminar, Zeiss Mikrotar, Leitz Photar usw.
und alte einfache Zeiss, Leitz, Reichert, Hertel & Reuss usw. Mikroskop Objektive.
Lupenobjektive wurden speziell für die Fotografie gemacht, die Zeiss Luminar
speziell für ein grosses negativ Format. Verwendet man diese Lupenobjektive für
Kleinbild Sensoren oder sogar für noch kleinere Bildsensoren wie das Nikon
DX-Format oder sogar Olympus mit Crop Faktor 2, dann erhält man den optisch
besten Mittelbereich der Objektive für die Abbildung auf dem Chip.
Bei den alten Mikroskop Objektiven muss man mit Versuchs- und
Vergleichsaufnahmen, herausfinden welches Objektiv
ohne zusätzliche Linse (Tubuslinse) geeignet ist, dass bei Versuchen
ein Zeiss NEOFLUAR schlecht abschliesst verwundert mich aus oben
genannten Gründen nicht.
Gut Stack
Kurt