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Der Weg ist das Ziel - verkannte Makroreviere

Verfasst: 30. Jul 2014, 20:51
von Ajott
Hallo zuammen,

mit diesem Beitrag zum Mitmachen möchten wir eine Lanze für die Fotografie am Wegesrand brechen.
Während die fotografischen Qualitäten bestimmter Habitate vielen Fotografen durchaus bewusst sind, scheinen Weg- und Habitatränder eher stiefmütterlich behandelt zu werden. Öd, trist und nutzlos wirken diese langgestreckten Lebensräume auf den ersten Blick. Oft wird dort nicht viel Leben vermutet weshalb diese Zonen von Fotografen häufig keines weiteren Blickes gewürdigt werden auf dem Weg in die angrenzende Fläche. Dabei bieten diese Randbiotope oft eine reizvolle Motivvielfalt.

Randzonen von Wäldern und Wiesen sind häufig besonders artenreich. Der abrupte Wechsel der Lebensraumeigenschaften schafft einerseits eine natürliche Ausbreitungsbarriere, an der sich Arten der angrenzenden Lebensräume drängen und gemeinsam vorkommen können. Zugleich bieten die lichtreicheren und offeneren Verhältnisse spezielle Bedingungen für zusätzliche Saumarten, die im Wald oder der Wiese selber nicht vorkommen. Damit sind diese schmalen Saumbiotope oft artenreicher, als die angrenzenden Habitate. Nachweislich können in manchen dieser Lebensräume hunderte verschiedener Tierarten gefunden werden.

Wegränder oder Biotopsäume können aber nicht nur Ausbreitungsbarrieren sondern auch das genaue Gegenteil sein.
Wegrandbegrünungen an Straßen und Wegen bilden unter anderem natürliche Ausbreitungsmöglichkeiten für viele Arten. In einer zersplitteten Landschaft können Wegränder so die nötige Vernetzung von Lebensräumen und damit den Individuenaustausch zwischen ihnen gewährleisten. Diese sich ausbreitenden Arten können dann entsprechend ebenfalls am Wegrand gefunden werden.

Säume, Dämme und Randbegrünungen bilden Refugien für sonst in unserer Landschaft selten gewordene, konkurrenzschwache Arten magerer und trockener Standorte. Im Gegensatz zu vielen Gründflächen und Wiesen entgehen diese Grünstreifen oft einer gezielten Düngung und können damit Arten nährstoffarmer Standorte einen Lebensraum bieten. Auch Arten trockener und warmer Lebensräume finden in den offenen Randzonen oftmals gute Lebensbedingungen vor.

Auch speziell für den Makrofotografen bieten sich hier besondere Verhältnisse. Pfade und Wege ermöglichen ein bequemes Vorankommen, dass nachhaltig negative Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt minimieren kann. Auch in der größeren Gruppe auftretende oder regelmäßig wiederkehrende Fotografen können von diesen Lebensräume gut abgefangen werden. Sie gewährleisten zudem auch einen guten Überblick und oftmals optimale fotografische Bedingungen. Motive können oft leicht ausgemacht werden und eine Freistellung ist in vielen Situationen schon natürlicherweise gegeben.

In dieser Dokumentation möchten wir Beispiele für Funde am Wegesrand sammeln, um die Attraktivität dieser Fotolocations ins Bewusstsein zu rufen. Hier sollen Habitatbilder entsprechender Wegränder gesammelt werden. Gerne können dort fotografierte und bereits eingestellte Motive in den Thread verlinkt oder dort gefundene Arten und Motive aufgezählt werden.
Rege Beteiligung ist ausdrücklich erwünscht!

Der Weg ist das Ziel - verkannte Makroreviere

Verfasst: 30. Jul 2014, 20:56
von Ajott
Ich fange direkt mal mir einigen meiner Reviere an.

1
Dieser eher kurze Pfad befindet sich auf einem Brachland in Leipzig. Da er größtenteils aus alten Steinplatten besteht, ist er vor zuwachsen gefeit. Zudem sorgen diese Steinplatten für eher trocken-warme Bedingungen, die von einigen Arten bevorzugt werden. Einige meiner schönsten Funde in der Stadt konnte ich dort machen. Untere anderem konnte ich dort vom Weg aus beobachten und teils fotografieren:
Sechsfleckwidderchen, Hauhechelbläulinge, Blauflügelige Sandschrecken, Blauflüglige Ödlandschrecke, Esparsettenwidderchen, Heideschnecken, Feldhasen, Jagdfasan, Waldeidechse

2
Ein meiner Lieblingsreviere, wenn es auch nur ein kurzes Stück Weg ist, dass zum Bahngleis führt. Aber hier kann man sich den ganzen Tag beschäftigen. Hier fotografiere ich nicht nur meine heißgeliebten Bienenwölfe und passende Goldwespe, sondern dort tummeln sich auch große Kolonien von Fliegenspießwespen und Rotfeuerwanzen. Hier indet man auch diverse Springspinnen, von denen die gestreifte Springspinne (Phlagra fasciata) sicherlich ein kleines Highlight ist.

3
Diese Weg führt durch ein Dorf an mehreren Häusern vorbei. Hier werde ich am häufigsten schief angeschaut, wenn ich mich mal wieder in Schussposition begebe. Aber es lohnt sich. An den sandigen Stellen finden sich Hosenbienenkolonien. Die Randbereiche der angrenzenden Wiesen werden von diesen und auch von anderen Bienen gerne als Schlafstelle benutzt. Grüne Heupferde nutzen den Weg gerne zur Eiablage.

4
Auch dieser Waldweg ist eine nie versiegende Fundgrube. Die Schneise zwischen den Bäumen ist recht breit, wodurch er an einem Großteil des Tages besonnt ist. Zwischen Wald und Weg befindet sich ein Entwässerungsgraben, die Randvegegtation ist entsprechend feuchtigkeitsliebend. Im Herbst wird der Wegrand gemäht. Viele Schmetterlingsarten kann ich hier beobachten, zB. Schwarzspanner, braunfleckiger Scheckenfalter, kleiner Fuchs, C-Falter, Tagpfauenaugen, Landkärtchen. Gefunden habe ich hier unter anderem auch veränderliche Krabbenspinnen, gerandete Jagdspinnen, Skorpionsfliegen, Listspinnen, Laubfrösche, Moorfrösche, grünes Heupferd, zahlreiche Käferarten, Schwebfliegen und vor allem unzähliche Wildwespenarten.

Verfasst: 30. Jul 2014, 21:28
von Harald Esberger
Hi Anja

Du hast absolut recht, ich finde meine besten Motive fast ausschliesslich

am Rand von Feldern, Wegen oder Wiesen.

In den Wiesen ist meist nur ein Bruchteil von dem anzutreffen.

Das bietet wie du schon beschrieben hast viele Vorteile, Bilder dazu kann ich

leider nicht mehr liefern, weil alle Felder und Wiesen kürzlich gemäht wurden. :ireful2:





VG Harald

Rotflügelige Ödlandschrecke (Oedipoda germanica)

Verfasst: 30. Jul 2014, 22:05
von Toni1
Hallo Anja,

eine klasse Idee von Dir, (Euch).
Ich habe zwar kein Fote mit kleinem ABM von einem Motiv, aber von
einer wohl nicht mehr so häufig vorkommenden Schrecke auf einem Bergpfad.
Ich hoffe, das ist auch OK.
Ansonsten verschieben ins Portal.

Verfasst: 30. Jul 2014, 22:11
von rincewind
Hallo Anja,

schön das Du die Lanze für diese Biotope brichst.
Ich hab auch einige solcher Reviere bei denen man nicht ins Biotop eindringen muß
um tolle Motive zu finden. Muß das nächste Mal darauf achten ein paar Bilder davon zu machen.

LG Silvio

Verfasst: 30. Jul 2014, 22:50
von Werner Buschmann
Hallo Anja,

super Idee, hier einen eigenen Thread zu diesem Thema
aufzumachen.

Muss mal sehen, ob ich ein Belegfoto habe.
Alle Schmetterlingshafte, die ich und Gabi im Mittelrheintal aufnehmen
konnten, entstanden auf Wegen oder an Wegrändern, die an Weinbergen
oder an Weinbergsbrachen entlang führten.
Das gilt auch für die überwiegende Zahl unserer Wollschweberfotos.

Verfasst: 31. Jul 2014, 01:59
von Frank Ingermann
Hallo Anja,

wenn ich Dich richtig verstehe, ist Deiner These nach die Artenvielfalt
"am Wegesrand" ( also in der "Übergangszone" zwischen zwei
verschiedenen Habitat-Typen ) größer als in den jew. "reinen"
Habitaten, die daran angrenzen.

Wenn es so gemeint war, kann ich das nur (statistisch nicht belegt :-)
aus eigener Erfahrung unterschreiben:

Direkt an dem Wegesrand, wo ich in letzter Zeit sehr viele verschiedene
Falter-Arten gefunden habe, war "ganz viel los".

Ein einziges mal bin ich ("offiziell geführt") vom Weg ab ins Gestrüpp
gegangen, und was haben wir da "neues" gefunden? NICHTS!

Zurück am Wegesrand waren sie dann alle wieder da: Aurora's, Dickie's,
Bläulinge,...

lg, Frank

Verfasst: 31. Jul 2014, 06:00
von SunTravel
Die Wege in "unserem" Makrorevier in Florida
90% der Makros haben wir dort gemacht.

Gruß

Uwe

Verfasst: 31. Jul 2014, 06:47
von Manni
Hallo Anja

Super Idee..hier zwei Bilder vom nahegelegenen See,
wo ich Raubfliegen,Libellenschlupf...usw regelmäßig finde.. :wink:

Prima Idee

Verfasst: 31. Jul 2014, 10:19
von Erich
und ich füge dem mir nächstgelegenen Wegesrand nämlich den vom Garten bei, die Aufnahme hab ich vor kurzem dort gemacht als noch die Sonne schien. Seither hat sich der große Scheinwerfer dünne gemacht und Regen ist derzeit bei uns fast an der Tagesordnung. Aber die Hoffnung stirbt zuletzt.