Ein kleiner Beitrag zur Biodiversität in einem urbanen, zersiedelten Gebiet Teil1: Leptorchestes berolinensis
Verfasst: 13. Jun 2018, 13:28
Wir leben in einem kleinen Haus etwa, 8km ausserhalb der Stadt Basel entfernt in einem typischen Vorortsgebiet dieser Region (Fig.1b). Wir haben einen kleinen, eingeklemmten Garten, gerade mal knapp 6m breit und 10m lang; darauf wird manchmal sehr genau geachtet, damit die angrenzenden „grünen Wüsten“ ja nicht in ihrer Existenz bedroht werden (Fig.1a) (siehe auch Googel Earth: Sägestrasse 52 Oberwil, Ihr seid herzlich eingeladen bei uns hereinzuschauen, falls Ihr mal in Basel sein solltet
Seit einigen Jahren, nachdem ich dem Makroforum beigetreten war, ist bei uns, wohl nicht nur wegen klimatischer Gegebenheiten, das Vorkommen von Kleintieren auf beinahe Null gesunken. Kaum noch Fliegen (nicht dass ich sie speziell suchte) kamen bei uns zu Besuch, wirklich frustrierend, nicht wahr! Nun berichten viele Zeitungen aber auch Fernsehreportagen mehr und mehr über den markanten (dramatischen) Artenrückgang in unserer Fauna, und das nicht nur in Basel und Umgebung. Die nun nachfolgende Serie möchte einen kleinen Beitrag zur Bewusstseinsförderung dieses alarmierenden Trends mit eigenen und subjektiv empfundenen Erfahrungen und Beobachtungen beisteuern. Der Beitrag soll aber auch ein positives Zeichen setzen, da auch in scheinbar toten Umgebungen noch interessante Lebewesen, die es zu schützen gilt, vorkommen können. Ich denke, dass dies ganz im Sinne des MF ist.
Nun also zu diesem ersten Teil.
In diesem „wunzigen“ Garten gibt es zwei kleine Insektenhotels. Sie wurden trotz „Hotel-Renditeschwundes“ in Betrieb gehalten (Fig. 1c-f). Hier hatte ich vor sechs Jahren ein Bild über die kleine Springspinne Leptorchestes festhalten können (fpost766771.html#766771 ).
Nach einem Kälteeinbruch im März 2018 (Fig.1c) entfaltete sich die Vegetation rasch und in vielfältiger und üppiger Weise (Fig.1d-f), es wurde wärmer und die Hotelzimmer wurden regelmässig von ameisenartigen Wesen besucht. Vor allem am späten Nachmittag und Abend, wo die Hotels am meisten Sonne haben. So beachtete ich die beiden Hotels wieder etwas vermehrt. Ein „Tierlein“ konnte ich sogar fangen und dem Naturhistorischen Museum bringen, das dann diesen Fund als eindeutig Leptorchestes berolinensis bestimmte (Fig. 2a-f)
Somit hat diese bei uns seltene und kleine 5-7mm grosse Springspinne seit einigen Jahren eine Heimat gefunden und die Sägestrasse 52 wird nun in das schweizerische Hotelregister aufgenommen, nicht etwa bei Airbnb, sondern sehr viel besser in der schweizerischen Faunakarte. Ein feines Plätzchen, ein Hotel mit reich gedecktem Tisch (Fig. 2d) hat sich diese kleine Bewohnerin ausgesucht. Dass sich diese Springsspinne hier wohl fühlt zeigt wohl auch, dass regelmässig neben den Weiblein auch Männlein beobachtet werden (Fig.2 a/b und 2 e/f) und für den Fortbestand ihrer Art sorgen können (Fig.2c). Sie kommt zwar eigentlich nur in warmen Gegenden vor, kann aber offensichtlich auch widrigen Umständen trotzen, wie zum Beispiel unserem Kälteeinbruch im März dieses Jahres (Fig.1c) oder den manchmal kurzen aber kalten Wintertagen der letzten Jahre. Vermutlich waren die Hotelzimmer mit genügendem Komfort ausgerüstet, klein aber fein lohnt sich eben
Fig.2c zeigt ein Weibchen mit einem an ihre Spinndrüsen angehefteten Eicocon (??), das vermutlich an ihren Bestimmungsort transportiert wird, wo dann die Kinder in einem kleinen Gespinnst einmal schlüpfen können. Allerdings ist dies eine Spekulation, denn laut Dr. Hänggi vom Naturhistorischen Museum Basel (nochmals ganz herzlichen Dank !) ist dies für Springspinnen nicht sehr typisch, denn diese würden üblicherweise ihre Eier an einem ausgesuchten Ort in ein kleines Gespinnst legen.
Man könnte sich manchmal gar fragen ob es sich hier statt einem Insekten- eher um ein Spinnenhotel handeln könnte. Naja, auch Insekten besuchen die beiden Hotels, und nicht nur als Nahrungslieferant. Unter meinen vielen Bildern der Leptorchestes berolinensis fand ich dann in der Nachbearbeitung sogar eine, (man staune, einzige (!) Ameise (Fig.. 3a), die ich während meinen Beobachtungen gar nicht bemerkt hatte. Leptorchestes berolinensis zeigt wie seine Verwandten (siehe H. Hellmann Kosmosatlas Spinnentiere Europas 2006, Seite 238, ISBN = 3-440-10746-9) ein ausgeprägtes „Ameisenmimikry“.Gemäss der wissenschaftlichen sehr informativen Webplattform für Spinnen ( araneae.nmbe.ch/data/5086/. Leptorchestes ) sind vier Arten der kleinen ameisenartigen Springspinnen bekannt. Schaut man sich die beiden kleinen wenige Millimeter grossen Wesen mal in der Vergrösserung an (Fig. 3a/b), dann kann man die Bezeichnung einer der kleinen Verwandten, der Ameisenspringspinne, gut verstehen, und glaubt mir, die sich flink bewegenden Tierchen lassen sich auf die „Schnelle“ nicht so leicht unterscheiden, von weitem sehen sie beide „ziemlich schwarz“ aus und sind auch etwa gleich gross (es lebe der PC… Insekt = Wesen mit Kopf-Brust-Hinterleib und 6 Beinen, Spinne nur Kopf-Hinterleib dafür aber mit 8 Beinen . Und das „Springspinnlein“ ist schreckhaft und springt bei Gefahr wirklich, etwa 30cm weit und schwups schon ist es weg, man realisiert das kaum, während die Ameise einfach weiter läuft. Interessant in Fig.3 ist auch zu sehen, wie die Vorderbeine von Leptorchestes so in die Höhe gehalten werden, als wären es (wie bei Ameisen) Fühler.
Also, auch wenn man in einem kleinen Raum eingeklemmt ist, kann man spannendes Leben entdecken, wenn man es denn zulässt. Dies mein abschliessendes Statement zum ersten Teil dieser kleinen Doku.
Mit besten Grüssen. Felix
Seit einigen Jahren, nachdem ich dem Makroforum beigetreten war, ist bei uns, wohl nicht nur wegen klimatischer Gegebenheiten, das Vorkommen von Kleintieren auf beinahe Null gesunken. Kaum noch Fliegen (nicht dass ich sie speziell suchte) kamen bei uns zu Besuch, wirklich frustrierend, nicht wahr! Nun berichten viele Zeitungen aber auch Fernsehreportagen mehr und mehr über den markanten (dramatischen) Artenrückgang in unserer Fauna, und das nicht nur in Basel und Umgebung. Die nun nachfolgende Serie möchte einen kleinen Beitrag zur Bewusstseinsförderung dieses alarmierenden Trends mit eigenen und subjektiv empfundenen Erfahrungen und Beobachtungen beisteuern. Der Beitrag soll aber auch ein positives Zeichen setzen, da auch in scheinbar toten Umgebungen noch interessante Lebewesen, die es zu schützen gilt, vorkommen können. Ich denke, dass dies ganz im Sinne des MF ist.
Nun also zu diesem ersten Teil.
In diesem „wunzigen“ Garten gibt es zwei kleine Insektenhotels. Sie wurden trotz „Hotel-Renditeschwundes“ in Betrieb gehalten (Fig. 1c-f). Hier hatte ich vor sechs Jahren ein Bild über die kleine Springspinne Leptorchestes festhalten können (fpost766771.html#766771 ).
Nach einem Kälteeinbruch im März 2018 (Fig.1c) entfaltete sich die Vegetation rasch und in vielfältiger und üppiger Weise (Fig.1d-f), es wurde wärmer und die Hotelzimmer wurden regelmässig von ameisenartigen Wesen besucht. Vor allem am späten Nachmittag und Abend, wo die Hotels am meisten Sonne haben. So beachtete ich die beiden Hotels wieder etwas vermehrt. Ein „Tierlein“ konnte ich sogar fangen und dem Naturhistorischen Museum bringen, das dann diesen Fund als eindeutig Leptorchestes berolinensis bestimmte (Fig. 2a-f)
Somit hat diese bei uns seltene und kleine 5-7mm grosse Springspinne seit einigen Jahren eine Heimat gefunden und die Sägestrasse 52 wird nun in das schweizerische Hotelregister aufgenommen, nicht etwa bei Airbnb, sondern sehr viel besser in der schweizerischen Faunakarte. Ein feines Plätzchen, ein Hotel mit reich gedecktem Tisch (Fig. 2d) hat sich diese kleine Bewohnerin ausgesucht. Dass sich diese Springsspinne hier wohl fühlt zeigt wohl auch, dass regelmässig neben den Weiblein auch Männlein beobachtet werden (Fig.2 a/b und 2 e/f) und für den Fortbestand ihrer Art sorgen können (Fig.2c). Sie kommt zwar eigentlich nur in warmen Gegenden vor, kann aber offensichtlich auch widrigen Umständen trotzen, wie zum Beispiel unserem Kälteeinbruch im März dieses Jahres (Fig.1c) oder den manchmal kurzen aber kalten Wintertagen der letzten Jahre. Vermutlich waren die Hotelzimmer mit genügendem Komfort ausgerüstet, klein aber fein lohnt sich eben
Fig.2c zeigt ein Weibchen mit einem an ihre Spinndrüsen angehefteten Eicocon (??), das vermutlich an ihren Bestimmungsort transportiert wird, wo dann die Kinder in einem kleinen Gespinnst einmal schlüpfen können. Allerdings ist dies eine Spekulation, denn laut Dr. Hänggi vom Naturhistorischen Museum Basel (nochmals ganz herzlichen Dank !) ist dies für Springspinnen nicht sehr typisch, denn diese würden üblicherweise ihre Eier an einem ausgesuchten Ort in ein kleines Gespinnst legen.
Man könnte sich manchmal gar fragen ob es sich hier statt einem Insekten- eher um ein Spinnenhotel handeln könnte. Naja, auch Insekten besuchen die beiden Hotels, und nicht nur als Nahrungslieferant. Unter meinen vielen Bildern der Leptorchestes berolinensis fand ich dann in der Nachbearbeitung sogar eine, (man staune, einzige (!) Ameise (Fig.. 3a), die ich während meinen Beobachtungen gar nicht bemerkt hatte. Leptorchestes berolinensis zeigt wie seine Verwandten (siehe H. Hellmann Kosmosatlas Spinnentiere Europas 2006, Seite 238, ISBN = 3-440-10746-9) ein ausgeprägtes „Ameisenmimikry“.Gemäss der wissenschaftlichen sehr informativen Webplattform für Spinnen ( araneae.nmbe.ch/data/5086/. Leptorchestes ) sind vier Arten der kleinen ameisenartigen Springspinnen bekannt. Schaut man sich die beiden kleinen wenige Millimeter grossen Wesen mal in der Vergrösserung an (Fig. 3a/b), dann kann man die Bezeichnung einer der kleinen Verwandten, der Ameisenspringspinne, gut verstehen, und glaubt mir, die sich flink bewegenden Tierchen lassen sich auf die „Schnelle“ nicht so leicht unterscheiden, von weitem sehen sie beide „ziemlich schwarz“ aus und sind auch etwa gleich gross (es lebe der PC… Insekt = Wesen mit Kopf-Brust-Hinterleib und 6 Beinen, Spinne nur Kopf-Hinterleib dafür aber mit 8 Beinen . Und das „Springspinnlein“ ist schreckhaft und springt bei Gefahr wirklich, etwa 30cm weit und schwups schon ist es weg, man realisiert das kaum, während die Ameise einfach weiter läuft. Interessant in Fig.3 ist auch zu sehen, wie die Vorderbeine von Leptorchestes so in die Höhe gehalten werden, als wären es (wie bei Ameisen) Fühler.
Also, auch wenn man in einem kleinen Raum eingeklemmt ist, kann man spannendes Leben entdecken, wenn man es denn zulässt. Dies mein abschliessendes Statement zum ersten Teil dieser kleinen Doku.
Mit besten Grüssen. Felix