Kleine Mistviecher

Interessante Beobachtungen aus dem Leben unserer Makromotive oder unserer Naturmotive mit dokumentarischem Charakter
Il-as
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Kleine Mistviecher

Beitragvon Il-as » 19. Mai 2020, 00:10

Keiner liebt sie, im Gegenteil, sie sind verhasst - die Zecken - vor allem der Gemeine Holzbock (Ixodes ricinus).

Der Gemeine Holzbock gehört zu den Schildzecken und hat keine Augen. Die Zecke nutzt für die Orientierung das Haller’sche Organ und ihre vielen Tasthaare an den Beinen. Damit kann sie Hindernisse und Bewegungen in ihrer Umwelt wahrnehmen. Ihre Opfer erkennt die Zecke am Geruch, an der Körperwärme und am ausgeatmeten Kohlendioxid.

Damit die Weibchen Eier legen können, benötigen sie Blut. Nach einer Blutmahlzeit und der Paarung sowie Befruchtung durch die Männchen können die weiblichen Zecken bis zu 3.000 Eier legen. Sowohl als Larve als auch als Nymphe benötigen Männchen und Weibchen Blut. Sobald die Männchen geschlechtsreif sind, saugen sie im Unterschied zu den weiblichen Zecken kein Blut mehr. Ab diesem Zeitpunkt haben sie nur noch die Fortpflanzung der eigenen Art im Sinn. Nach der Paarung sterben die Männchen, die Weibchen leben länger, sie sterben erst nach erfolgter Eiablage.

Etwa zwei Jahre lang kann eine Zecke ohne Nahrung auskommen, 94 Prozent ihrer Lebenszeit wartet sie auf die nächste Mahlzeit. Der gemeine Holzbock ist dabei nicht wählerisch und nimmt alles was ihm unter die acht Beine kommt

Genau wie andere Parasiten sind die Krabbeltiere jedoch nicht vollkommen nutzlos aber unabhängig von jeglichem Nutzen stellen Zecken für Menschen eine Gefahr dar. Daher hasst man die Begegnung mit ihnen.

Es gibt allerdings Lebensräume, in denen Parasiten wie die Zecke einen wichtigen Teil der Nahrungskette darstellen. Unter anderem siedeln sich Pilzarten auf ihnen an, oder die Erzwespenart "Ixodiphagus hookeri" nutzt die Zecken als Wirt für ihre Larven. Auch für manche heimische Vogelarten dient die Zecke als Nahrung.

Ein Zecken-Weibchen hat mehr Feinde als allgemein bekannt.

Zu den natürlichen Feinden zählen außer zahlreichen Vogelarten auch Ameisen, Igel und Spitzmäuse. Zudem nutzen Spinnentiere, Fadenwürmer und Wespen Zecken als Nahrung. Zecken, Mücken oder auch Würmer sind so nahrhaft, dass sie ein unentbehrlicher Teil des Nahrungsnetzes sind. Würde man alle Parasiten ausrotten – verhungerte ein Großteil anderer Lebewesen.

Alles bedingt sich irgendwie gegenseitig. Manchmal merkt man erst, welche Rolle Arten oder Organismen spielen, wenn sie nicht mehr da sind.

Im Großen und Ganzen stellen diese Spinnentiere noch ein großes Geheimnis dar – vieles, was sie betrifft, ist noch nicht bekannt.
Dateianhänge
Kamera: SLT-A58
Objektiv: MACRO 50mm F2.8 @ 50mm
Belichtungszeit: 1/200s
Blende: f/4.5
ISO: 1600
Beleuchtung:Halbschatten
Aufnahmedateiformat (RAW/JPG): RAW
Beschnittsbetrag in % (Breite u. Hoehe):14%/14%
Stativ: Einbein
Infos zu Multishot-Techniken (z.B. Stack, HDR, Stitch):
---------
Aufnahmedatum: 15.05.2020
Region/Ort: Nordeifel
vorgefundener Lebensraum:Wegrand
Artenname:Ixodes ricinus
NB
sonstiges:
Gemeiner Holzbock - weiblich.jpg (456.39 KiB) 338 mal betrachtet
Gemeiner Holzbock - weiblich.jpg
Kamera: SLT-A58
Objektiv: MACRO 50mm F2.8 @ 50mm
Belichtungszeit: 1/200s
Blende: f/4.5
ISO: 1600
Beleuchtung:Halbschatten
Aufnahmedateiformat (RAW/JPG): RAW
Beschnittsbetrag in % (Breite u. Hoehe):17%/17%%
Stativ: Einbein
Infos zu Multishot-Techniken (z.B. Stack, HDR, Stitch):
---------
Aufnahmedatum: 15.05.2020
Region/Ort: Nordeifel
vorgefundener Lebensraum:Wegrand
Artenname:Ixodes ricinus
NB
sonstiges:
Gemeiner Holzbock - männlich.jpg (380.82 KiB) 338 mal betrachtet
Gemeiner Holzbock - männlich.jpg
Zuletzt geändert von Il-as am 19. Mai 2020, 06:58, insgesamt 1-mal geändert.
Meine Bilder stelle ich für die Artengalerie gerne zur Verfügung.

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Beitragvon Gabi Buschmann » 19. Mai 2020, 16:35

Hallo, Astrid,

das ist ein schöner und interessanter Beitrag zum Holzbock!
Ich finde es auch gut, dass daraus hervorgeht, dass die
von uns so ungeliebten Zecken ihre Funktion im ökologischen
Gleichgewicht haben und nicht verzichtbar sind. Ich finde,
das macht sie gleich sympathischer :-) .
Vielen Dank für die Bilder und den Text!
Liebe Grüße Gabi
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Beitragvon plantsman » 19. Mai 2020, 19:51

Moin Astrid,

Eine Lanze für den Holzbock!

Wertigkeiten werden nur von den Menschen vergeben. In den natürlichen Kreisläufen gibt es das nicht und alles hat seine Aufgabe. Das hast Du sehr informativ dargestellt. Ökologie ist noch 100mal spannender als man es in den üblichen Formaten dargestellt bekommt und das begeistert mich immer wieder.

Mir ist bei meinem letzten Ausflug eine recht große Zecke mit sehr schöner Rückenzeichnung über "den Weg gelaufen". Leider war es zu windig zum Fotografieren, aber die von mir gesehene Art beweist, auch diese Tiere haben, wenn man sich drauf einlässt, ästhetisch was zu bieten. Mein Respekt vor der Natur wächst von Tag zu Tag.
Meine Bewertungen/Kommentare sind immer rein subjektiv! Aber ich versuche stets, mir vorzustellen, was die Intentionen des Bild-Einstellers sind.

Tschüssing
Stefan
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Beitragvon Enrico » 24. Mai 2020, 19:05

Hallo Astrid,

eine schöne Doku.

Die Sympathie zu diesen Tieren, ist für mich dennoch nicht zu steigern :twisted:

Ob ein Igel Zecken frisst ? Klingt irgendwie komisch.

Danke für den Beitrag.
LG Enrico
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Beitragvon piper » 30. Mai 2020, 10:59

Hallo Astrid,

mich schüttelt es immer, wenn ich die sehen.
Habe fast in jeder Saison mindestens zwei Bisse zu verzeichnen.
Borelliose hatte ich auch schon. Jedes Hobby hat halt seine Risiken. :DD
Danke dir für die ausführlichen Erklärungen dazu.
Liebe Grüße Ute

Die Freude am Kleinen ist die schwierigste Freude, denn es gehört ein großes Herz dazu.
Rainer Maria Rilke

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