Täuschen und tarnen

[Thorsten]

Hallo Forum!

Ich möchte hiermit ein Thread zum Thema "Tarnung" im Makrokosmos starten, bei dem ich um zahlreiche Beispiele, die von Euch ergänzt werden, hoffe...
Ich starte mit zwei Beispiele und hoffe auf vielfältige Ergänzung...

Zum Thema:
"Tarnung" ist die Eigenschaft eines Lebewesens sich durch morphologische Merkmale (Gestalt, Form, Farbe usw.) sowie durch Verhalten mehr oder weniger "unsichtbar" zu machen. Gewöhnlich sind entsprechende Tiere sowohl in Gestalt als auch in Farbe ihrem Lebensraum sehr gut angeglichen, so dass sie vom "flüchtigen Betrachter" (gezielt ist es auf den potenziellen (Fress-)Feind) möglichst übersehen werden. Bewegungsloses Verharren gehört oft zum Verhalten, das die Absicht unterstützt.

Mimese bezeichnet die Eigenschaft unbelebte Objekte in der Umgebung vorzutäuschen, um nicht gesehen zu werden. Dieses ist nicht zu verwechseln mit Mimikry, einer Eigenschaft, bei der eine Art einer anderen (gefährlichen oder giftigen usw.) zum Verwechseln ähnlich sieht und damit auf eine größere Überlebenschance abzielt! Tiere die "mimikrieren" sind gewöhnlich sehr farbenfroh, auffällig und setzen sich von der Umgebung DEUTLICH ab, um sich als möglichst unessbar/ungenießbar zu präsentieren.

Es gibt verschiede "Methoden" der Mimese - zwei Beispiele (die Ihr hoffentlich umfangreich ergänzt! )

1.) Blattmimese
Dieser Tagfalter aus Florida täuscht die Blätter eines Laubbaums vor und wird daher schwer erkenntlich.

2.) Rindenmimese
Dieser Nachtfalter aus Florida täuscht die Farbe und Zeichnung der Rinde des Baums vor und verschwimmt im Umriss mit der Umgebung. (Was auch an der leichten Umschärfe des Fotos liegt... zugegeben... )

Mimese ist weit verbreitet in der Tierwelt - insbesondere bei Insekten. Es gibt noch andere und v.a. viel "abgefahrenere" Beispiele dafür. Es würde mich freuen, wenn wir hier eine Sammlung vieler (auch "exzentrischer" Beispiele) zusammentragen könnten!! Gewöhnlich ist es meist (auch für mich) fotografisch eine große Freude, wenn man kleine Lebewesen schön und sehenswert freigestellt ablichtet... HIER soll nach meiner Vorstellung bitte mal das genaue Gegenteil Thema sein:

JE getarnter im Foto, DESTO besser!

Nur zu, Ihr seid herzlich eingeladen Beispiele zu bringen und zu beschreiben!

Weiteres über Mimese z.B. bei Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/Mimese

Herzliche Grüße,
Thorsten

[Jürgen Fischer]

Hi Thorsten, mit dieser sachlich fundierten und mit passenden Bildern belegten Doku gibst du einen lauten Startschuss! Das Thema ist für unsere Krabbel und flugmotive lebenswichtig und es wert, dass man hier viele und gute Beiträge sammelt! Danke für die Anregung!
Im Internen wird gerade über derartige Vorhaben gesprochen! Das passt also gut als Beispiel und Denkanstoß! Bin gespannt, ob ne Resonanz von unseren "Kleinwildjägern" erfolgt!
LG Jürgen

[Hotte]

Hallo Thorsten,

danke für die vielen Interessanten Infos und die schönen Fotos.

Es ist immer wieder erstaunlich was die Natur sich alles einfallen läßt !

Gruß Horst

[Thorsten]

Danke Jürgen und Horst für die lieben Worte!

@Jürgen
Ich hatte gehofft, dass nicht zuletzt DU sicher das ein oder andere schöne Beispiel der Tarnung "aus dem Hut zaubern" könntest. Wäre schön!

Mir ist klar, dass ich hiermit quasi eine ganz neue "Form" des Forums-Betrags gestartet habe... Eine vorgegebenes Thema - alle dürfen und (von mir gewünscht) sollen sich dazu mit Fotobeiträgen einbringen. Quasi wie die Threads "Making of Bilder", "Der Mensch hinter der Kamera" oder "Zeigt her Eure Makroreviere", nur eben ein wenig näher am eigentlichen Thema des Forums...

Vielleicht klappts ja und die Idee wird von Euch (insbes. den Betreibern und Mods) positiv aufgenommen. Zumindest sähe ich einen Gewinn darin, wenn im Doku-Bereich ein Einzelbeitrag durch viele User zum Thema ergänzt werden würde - wie es ein Einzeluser aus seinem Fundus nicht realisieren könnte - das wäre FORUM für mich

Aber warte ich mal ab...

@Bernhard
Vielen Dank für Deine bildliche Ergänzung mit einem sehr schön getarnten Nachtfalter (die ich leider auch nicht wirklich bestimmen kann... ...)
Freue mich über Deine Ergänzung - sehr schön!

Gruß, Thorsten

[Thorsten]

Ich bin dann mal so "frech" hier noch weitere Beispiele zu bringen...

Das Thema ist "Tarnung", diese muss nicht zwangsläufig Mimese sein oder ausschließlich dazu dienen sich vor Fressfeinden durch Nachahmung zu entziehen.

Tarnen können sich auch Räuber, um von der Beute nicht so schnell erkannt zu werden, auch dieses ist oft durch Farbe und/oder Gestalt des Tieres begünstigt (im Makrobereich ist der Nebeneffekt dabei logischerweise auch, dass sie gleichzeitig vor ihren eigenen Fressfeinden, z.B. Vögeln, getarnt sind...).

1.) Dieses Insekt kennen wir alle, v.a. aus einer Vielzahl hervorragender Fotos, die sie freigestellt darstellen. Genau jenes war auch oft mein Wunsch - den fotografischen Ambitionen entsprechend - ein schönes Foto der Gottesanbeterin zu machen...
Damit wird man ihr, ihrem Verhalten, ihrer Biologie aber nicht gerecht! - Sie ist ein getarnter Lauerjäger, verborgen in der Vegetation und entweder grün oder braun gefärbt. Sie ist langgesteckt, "verzeigt" und verharrt bewegungslos - sprich: Sie ist getarnt!! Aus gutem Grund...
Beim Anblick der vielen schönen und freigestellten Bilder fragt man sich, wieso man sie so selten findet. Dieses große Insekt müsste doch sofort ins Auge springen.... Ich habe lange gebraucht bis ich erstmals eine dieser verborgenen und getarnten Jäger finden konnte. An sehr vielen bin ich vorher vermutlich vorbei gelaufen, ohne sie zu sehen. SO ist die Gottesanbeterin, hier mein allererstes Foto meines ersten Individuums, wie sie in der Vegetation saß.

2.) Das vermutlich bekannteste "Paradebeispiel" - und auch eines, das zeigt, dass auch "bunt" Tarnung sein kann: Eine Veränderliche Krabbenspinne, die in einer Malvenblüte auf Beute lauert. Es gibt sie auch z.B. in knallgelb, vorzugsweise in gelben Blüten... Es kommt allerdings vor, dass sich die Tiere quasi "verlaufen" und man eine weiße oder gelbe Krabbenspinne auf einer lila Blüte findet... da ist die Tarnung dann natürlich "futsch".

Soviel erstmal wieder - ich hätte noch mehr, warte aber erstmal besser ab, ob ich hier nicht gerade gegen die Regeln verstoße - indem ich mein einen Beitrag mit weiteren Bildern "vollhaue"...

Ich wiederhole gerne:
Ich würde mich sehr feuen, wenn andere User mit eigenen Beispielen diesen Thread ergänzen und bereichern!! Bernhard hats vorgemacht!

Viele Grüße,
Thorsten

[Jürgen Fischer]

Hi Thorsten, gestatte mir ein paar kleine Bemerkungen!
1. ist es egal, wieviel Bilder du selbst zu dem Thema beisteuerst! Ob heute oder morgen oder in 2 Wochen, hauptsache sie passen, so wie die bisher gezeigten!
2. Ich hab sicher auch was im "Hut", hab aber meinen Hut von heuer noch nicht durchgeschaut. Bin im Moment noch an anderen kleinen Projekten dran, die aber langsam abgeschlossen sind! Dann bin ich dabei!
3. Mimese ist unabhängig vom Zweck zu sehen. Egal ob sie dazu dient nicht als Beute oder als Räuber gesehen zu werden. Deine Eingangs-Definition ist schon richtig. Also auch ne Blütenmantis zeigt Mimese.
4. Ne weiße oder gelbe Misumena in einer lila Blüte hat sich nicht zwangsläufig verlaufen! Das hab ich schon sehr sehr oft gesehen! Wenn man bedenkt, dass blütenbesuchende Insekten sehr gern und gezielt kontrastreiche Saft und Nektarmale in einer Blüte anfliegen, macht das dann auch wieder Sinn! Auch das ist dann Tarnung!
Die beiden letzten Punkte nur als kleine Ergänzung zu deinem informativen Vorspann!

Also weiter sammeln!
LG Jürgen

[Thorsten]

Hallo Jürgen,

vielen Dank für Deine interssanten sowie natürlich richtigen und wichtigen Bemerkungen!

zu 1.) OK, dann kommen gleich zwei weitere. Irgendwo stand doch aber was von "max. 5 in der Kategorie Doku" oder so ähnlich...
zu 2.) Wie gesagt: Würde mich freuen!
zu 3.) Habs wohl missverständlich geschrieben - und wollte auch nur von "nur Mimese" weg zu Thema "Tarnung im Allgemeinen". Auch Mimikry ist ja "Tarnung", das Tier tarnt sich z.B. durch Kanllfarben als "giftig".
zu 4.) Äußerst interessant und mir bisher so nicht bewusst! Danke für die Aufklärung!

Gruß, Thorsten

[Thorsten]

Da ja vom "Artenchef" des Forums als erlaubt bezeichnet, ergänze ich zwei weitere Beispiele.

1.) Eine Nymphe der Nasenschrecke (Acrida ungarica), die vertrocknete Pflanzenstängel nachahmt und sich auch noch bewusst so streckt und entlang dem Halm platziert, dass sie möglichst wenig auffällt. Dieses ist eine Form der Phytomimese (Nachahmung von Pflanzenteilen). Sie hat mich sicher gesehen und verhält sich deshalb so. [Der Kopf ist übrigens oben ]

2.) Noch ein Beispiel, das zeigt, dass durchaus nicht selten auch bunte Färbungen der Tarnung dienen. In grüner Vegetation sticht dieser Ampfer-Purpurspanner (Lythria cruentaria), ein Männchen, sofort ins Auge. In seinem bevorzugten Habitat ((Halb-)Trockenrasen) der nicht selten von der Futterpflanze der Raupe dominiert wird (Kleinen Sauerampfer (Rumex acetosella), er sitzt drauf), wird es schon schwieriger.

In den Bildern hab ich mich nicht vollständig auf das Thema "Tarnung" konzentriert. In allen sind die Tiere durch Schärfe betont - in gewisser Weise konnte ich mich von dem Freistellungsgedanken [noch] nicht so richtig trennen.

Hoffe mein Beitrag gefällt und grüße,
Thorsten

[LaLuz]

Hallo Thorsten,

das find ich mal ein spannendes Thema. Hoffentlich findet es viel Zuspruch. Als kleinen Beitrag von mir eine adulte weibliche Veränderliche Krabbenspinne, die die Blüte eines Scharfen Hahnenfußes (Butterblümchen) nachahmt.

LG, Karin

[Gabi Buschmann]

Hallo, Thorsten,

ein sehr interessanter Thread, ich hoffe, dass er noch viele so schöne
Bildbeiträge bekommen wird wie bisher!
Danke!

Gabi