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Es hat nicht sollen sein

Verfasst: 8. Nov 2012, 09:35
von Felix Speiser
[align=right]Im Spinnenbuch von Heiko Bellmann S.98 (1) steht: ...".., und das zuerst angekommene Männchen hat nun die Chance, das Opfer in Seide einzuwickeln und damit ein attraktives Werbegeschenk anbieten zu können. Im Schutz des Geschenkes beginnt es, mit Zupfsignalen um das Weibchen zu werben. Hat dieses den Partner erhört, begibt es sich von der Beute weg zu einem vom Männchen gespannten Begattungsfaden und nimmt bauchoben eine passive Haltung ein. Das Männchen... [/align]

Nun, als ich an einem Nachmittag ein so holdes Paar entdeckte, war die Braut gerade eifrig mit ihrem Hochzeitsmahl beschäftigt (siehe auch -> http://www.makro-forum.de/fpost841921.html#841921 )

Abb.1 -> Das Männchen bemühte sich sehr aktiv um die Aufmerksamkeit seiner Holden, was...

Abb. 2 -> ...ihm manchmal auch "etwas" gelang, doch...

Abb. 3 -> ... dauerte diese Aufmerksamkeit meist nur kurze Zeit. So überstieg das Männchen seine fressfreudige Schöne, um es von der anderen Seite her zu versuchen. Das dauerte eine ganze Zeit so, einmal von links, einmal von rechts etc. Plötzlich aber...

Abb.4 -> ... entfernte sich das Weibchen vom Hochzeitsgeschenk und ich dachte schon, dass es nun zur Paarung kommen werde. Weit gefehlt. Das Weibchen kam zurück und verdrängte das Männchen wieder. Das ganze Spiel ging von vorne wieder los. Manchmal entfernte sich das Weibchen nur wenig (wie hier in Abb.4), manchmal recht weit, kam aber immer wieder zurück. Manchmal...

Abb. 5 -> ... drehten sie sich eine ganze Weile um die Beute, doch nie hatte das Männchen eine Chance seine Taster in die Epigyne des Weibchens einzuführen. Interessant dabei war, dass das ganze Spiel weder sehr hektisch noch aggressiv war, also sehr "gesittet" vor sich ging. Immer wieder verharrten beide Partner zwischen den Aktionen in Ruhe, manchmal einige Sekunden, manchmal einige Minuten.

Wie im Portal -> http://www.makro-forum.de/fpost841921.html#841921 schon gesagt, begann es dann stark zu regnen und am nächsten Tag gab es am Schauplatz nur noch ein geknicktes Lavendelästchen

Ich denke es handelt es sich hier um die Herbstspinne Metellina segmentata, die wohl häufigste Art in Europa und Asien (Paläarktis - siehe Wiki)



Lieteratur:

(1) Heiko Bellmann: Kosmos Atlas Spinnentiere Europas, sS. 98; Franckh-Kosmos Verlags-GmbH & Co. KG, Stuttgart (2006) ISBN-13: 978-3440-10746-1

(2) Wiki -> Metellina segmentata: http://de.wikipedia.org/wiki/Herbstspinne_(Art)
(3) Wiki -> Paläarktis: http://de.wikipedia.org/wiki/Paläarktis

Verfasst: 8. Nov 2012, 12:16
von gast 22
Hallo Felix.
eine sehr schöne Bildreihe die Du hier von dieser sehr interessanten Szenerie zeigst. Beobachte so etwas bei Herbstspinnen auch immer sehr gerne da die Männchen aufgrund ihrer stattlichen Grösse kaum Gefahr laufen vom Weibchen angegriffen oder sogar verspeist zu werden. Genau dieses "willste oder willste nicht" hab ich auch schon einmal in einer Dokureihe hier eingestellt. Die Männchen haben es wirklich nicht leicht. Dabei sah es auf Bild 3 doch schon so vielversprechend aus. Armer Kerl! :(
Lg Moni

Verfasst: 8. Nov 2012, 20:36
von piper
Hallo Felix,

eine sehr schöne und interessante Doku, die Du auch sehr gut
fotografiert hast.
Vielen Dank dafür.

Verfasst: 9. Nov 2012, 10:17
von Goldauge
Danke für die schönen und informativen Fotos!
und für Deine Geduld beim zuschauen und fotografieren :)

Verfasst: 9. Nov 2012, 15:17
von Werner Buschmann
Hallo Felix,

vielen Dank für diese aufregende Dokumentation
mit hervorragenden Bildern, die Du so schön mit
erklärenden Worten begleitet hast.

Du und Moni habt uns die Spinnen etwas näher gebracht.

Werner

Verfasst: 10. Nov 2012, 01:18
von Ajott
Hi Felix,

hier ist nicht nur die Szene toll, sondern auch die Bilder überzeugen. Im dritten wirkt der galante Herr richtig einfühlsam, und die Olle lässt ihn trotzdem nich ran.
Aber mal ehrlich, wer lässt sich schon gerne beim Essen stören ;-)
Bei den Herbstspinnen sieht man es ja vergleichsweise häufig, dass die Männer in den Netzen der Weibchen herumhängen. Aber die scheinen sich da Zeit zu lassen. Die Paarung selber zu erwischen erfordert dann schon viel Ausdauer und Glück. Schon spannend, wie unterschiedlich das doch abläuft.

liebe Grüße
Aj