Glyzinie - eine Balkonszene

Interessante Beobachtungen aus dem Leben unserer Makromotive oder unserer Naturmotive mit dokumentarischem Charakter
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Felix Speiser
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Glyzinie - eine Balkonszene

Beitragvon Felix Speiser » 7. Dez 2012, 12:52

Wer kennt und schätzt sie nicht, die farbigen Trauben, die zum Frühlingsbeginn mit ihren Farben die Hauswände verzieren. Viele kennen aber die schönen Entwicklungsstadien dieser Kletterpflanze nicht. Man kennt die Trauben, dann vielleicht noch die zartgrünen Blätter, wenn sie nicht gerade von anderen Sträuchern oder Bäumen überschattet oder zu früh zurückgeschnitten werden. Wir sind beim schneiden sehr zurückhaltend und haben deshalb regelmässig Früchte, die sehr dekorativ sind.

Dieses Jahr hatten wir mehr Blumen als andere Jahre. Sie wurden regelmässig von einer Holzbiene und von Hummeln besucht, beides schwierig zu fotografierende "Flieger", denn sie können ja einfach nie ruhig halten und sind immer im "Stress". Honigbienen sahen wir dieses Jahr in der Glyzinie praktisch keine.

Bild 1 - April -> zeigt eine Holzbiene in einer Glyzinientraube mit Blüten in verschiedenen Entwicklungsstadien (April). Zum Aufbau dieser Blüten möchte ich auf einen früheren Beitrag zur Gartenerbse verweisen: http://www.makro-forum.de/fpost779257.html#779257

Bild 2 - Mai -> zeigt ein frühes Stadium der Fruchtbildung und den erster Blätterverlust; die samtartige bohnenförmige Hülsenfrucht entsteht. Man sieht hier noch den Rest des Griffels. Die Blütenblätter vertrocknen und lassen noch viele Staubblätter, die allerdings keine Funktion mehr haben, erkennen.

Bild 3 - November -> zeigt ausgewachsene Früchte. Ihre Schale ist schon sher hart und Blätter gibt es keine mehr. Die Früchte bewirken mit den Herbstblätter, der in die Glyzinie hineingewachsenen Trauben eine dekorative Kulisse. Diese Früchte werden nun fertig ausreifen und so den Winter überleben. Die Schale wird steinhart.

Bil 4 - März / April -> zeigt einen auskeimenden Samen. Wenn es im Frühling des nächsten Jahres die ersten längeren Sonnentage gibt, verformen sich infolge der Sonnenwärme die Kapselschalen, wobei eine riesige Spannung aufgebaut wird. Mit lautem (Pistolen-)Knall "platzen" sie auf und verstreuen ihre Samen weit in ihre Umgebung hinaus. Solche Samen lassen sich leicht zum keimen bringen, wie dieses letzte Bild hier (mit frischer Humuserde) zeigt.
Anmerkung: die weissen Strukturen auf der Samenschale sind Schimmelpilze. Da muss man etwas aufpassen, dass sie nicht überhand nehmen.

Natürlich dauert es dann noch einige Jahre, bis eine Glyzinie gross wird und mehrere blühende Trauben bildet. Da ist reichlich Geduld angesagt. Glyzinien können in einer Saison mehrmals blühen, so dass die hier angegebenen Zeitangaben keine Allgemeingültigkeit haben.

Viel Vergnügen beim betrachten dieser Bilder und... vielleicht schauen Sie sich das nächste Mal Glycinien an Hauswänden etwas genauaer an ;-)

LG Felix
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Beitragvon Gabriele » 7. Dez 2012, 18:24

Hallo Felix,

das nenne ich mal eine Langzeitbelichtung :DD

Aber mal im Ernst. Das ist eine richtig gute Doku.
Von Bienchen und Blümchen sozusagen. Der
Kreislauf des Lebens. Hast du super gemacht.
Danke fürs zeigen :)

LG Gabriele
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Beitragvon piper » 7. Dez 2012, 20:53

Hallo Felix,

besser kann man den Kreislauf der (Pflanzen) lebens nicht
dokumentieren.
Vielen Dank für die Bilder und die interessanten Infos.
Hab ich mir sehr gern angesehen.
Liebe Grüße Ute

Die Freude am Kleinen ist die schwierigste Freude, denn es gehört ein großes Herz dazu.
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Beitragvon Werner Buschmann » 7. Dez 2012, 22:05

Hallo Felix,

das finde ich gelungen.
Wir machen uns um solche Kreisläufe
oft zu wenig Gedanken.
Danke für die interessante
Dokumentation.

Werner
________________
Liebe Grüße, passt auf Euch auf und vergesst das Lächeln nicht!
Werner
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Meine Sternebewertung beziehen meine Bewertung immer auf die Gesamtheit der
im Forum gezeigten Bilder.
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Beitragvon Roger » 9. Dez 2012, 00:29

Hallo Felix

Deine Doku zu lesen und anzusehen hat Freude gemacht.

Vielen Dank
Roger
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Beitragvon BiWiKa » 9. Dez 2012, 22:15

Hallo Felix,
eine tolle Doku - und mal eine schöne Anregung für das nächste Jahr, den Lebenslauf einer speziellen Pflanze zu dokumentieren - das habe ich mir jetzt fest vorgenommen.
vielen Dank für's Zeigen und die Erläuterungen,
Birgit
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Beitragvon Ajott » 19. Jan 2013, 17:04

Hallo Felix,

mit Ausdauer und Beobachtungsgabe hast du hier den Lebenszyklus dieser Pflanze super dokumentiert. Vielen Dank dafür!

liebe Grüße
Aj
Wer an allem zweifelt sollte darauf achten, dass gesunde Skepsis nicht bald zur blinden Paranoia wird.

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