Wacholderheide

Einführung - Halbtrockenrasen - Kalkmagerrasen - Volltrockenrasen - Wacholderheide

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Wacholderheide

Beitragvon Artengalerie » 18. Jul 2017, 22:17

Im Gegensatz zu anderen Lebensraumtypen verbergen sich hinter dem Begriff "Wacholderheide" sehr unterschiedliche Pflanzengemeinschaften. Auf eher nährstoffarmen Böden gedeihen zwischen den namensgebenden Wacholdersträuchern Magerrasen, Volltrockenrasen, Halbtrockenrasen oder Zwergstrauchheiden.

Wacholderheiden sind unverwechselbare Hinweise auf eine traditionelle Nutzung der Fläche als Weideland, insbesondere für die Schafbeweidung. Das Weidevieh übt einen intensiven Selektionsdruck auf die Vegetation aus und kann auf diese Weise die natürliche Sukzession (an den meisten Standorten bedeutet das zunehmende Verbuschung bis hin zur Bewaldung) entschleunigen oder aufhalten.
Alles, was genießbar ist, wird von den Schafen gefressen. Auf diese Weise werden Arten, die ohne diesen Druck das Gebiet schnell dominieren würden, immer wieder zurückgedrängt. Andererseits finden Pflanzen, die durch eine besondere Wuchsform oder ungenießbare eingelagerte Pflanzenstoffe verschmäht werden hier ein wichtiges Refugium.

Typischerweise sind Pflanzen mit Stacheln oder Dornen, Pflanzen die einen niedrigen Habitus mit zum Beispiel bodennahen Rosetten, einen scharfen oder bitteren Geschmack oder sogar giftige Inhaltsstoffe aufweisen auf Weidestandorten besonders durchsetzungsfähig. Dazu zählen neben dem landschaftsprägenden Wacholder (Juniperus) mit seinen ätherischen Ölen und der spitze Wuchsform der Nadeln zum Beispiel auch Wildrosen, Schlehe (Prunus spinosa), Disteln, Arnika (Arnica montana), Besenheiden (Caluna), oder Wolfsmilchgewächse (Euphorbia). Aber auch ein Blühzeitpunkt außerhalb der Weidezeiten, wie sie die Küchenschelle (Pulsatilla) als Frühblüher oder Herbst-Drehwurz (Spiranthes spiralis) und Deutscher Enzian (Gentianella germanica) als Herbstblüher zeigen, können von entscheidendem Vorteil sein, um hier zu bestehen.

Die sensiblen Heidelandschaften mit ihrem hohen Wert für Arten mit besonderen Lebensraumansprüchen können nicht nur durch zu intensive Erholungsnutzung durch den Menschen gefährdet werden. Die größte Gefahr für Wachholderheiden stellt aber der Wegfall der Beweidung oder sonstiger Pflegemaßnahmen und die damit drohende Verbuschung dar.


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Beitragvon Artengalerie » 18. Jul 2017, 22:17

Wacholderheiden bieten ideale Lebensbedingungen für viele Tierarten, die Licht und Wärme bevorzugen und zeichnen sich durch einen hohen Insektenreichtum aus. Viele Heuschrecken- und Käferarten, die in Deutschland zum Teil selten geworden sind, können hier gefunden werden. Dazu gehören zum Beispiel verschiedene Sandlaufkäfer oder Schnarrschrecken. Sonnenbeschienene Bereiche mit Offenboden werden gerne von bodennistenden Bienenarten angenommen, um ihre Brutröhren anzulegen. Zahlreiche Falterarten fühlen sich hier ebenfalls heimisch und profitieren von der Offenhaltung der Flächen. Dazu gehört unter anderem der Silbergrüne Bläuling (Polyommatus coridon).

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Beitragvon Artengalerie » 18. Jul 2017, 22:17

Viele Orchideenarten sind auf den Flächen zwischen den Wacholderbüschen zu finden. So auch dieses Einblatt (Listera ovata) und die Grünliche Waldhyazinthe (Platanthera chlorantha) im Naturschutzgebiet Lampertstal.

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Beitragvon Artengalerie » 18. Jul 2017, 22:17

Die unter natürlichen Bedingungen oft konkurrenzschwache und Licht liebende Küchenschelle (Pulsatilla) findet auf Wacholderweiden einen wichtigen Lebensraum. Sie ist nicht nur durch den eingelagerten Giftstoff Anemonol vor Weidefraß geschützt, sondern entgeht durch ihren frühen Blühzeitpunkt auch der Gefahr in dieser wichtigen Lebensphase von den Hufen des erst später auftretenden Weideviehs zertreten zu werden.
Als Frühblüher mit einer sehr hohen Pollen- und Nektarproduktion stellen sie selbst gleichzeitig eine wichtige Nahrungsquelle für viele Bienen und Hummeln dar.


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