Lebensraumtyp Moor

Autor und Fotograf: Ajott

Einführung - Hochmoor - Kalkreiches Niedermoor - Verlandungsmoor - Versumpfungsmoor

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Lebensraumtyp Moor

Beitragvon Artengalerie » 18. Jul 2017, 22:17

Was ist ein Moor?

Etwa 3% der Erdoberfläche wird von Mooren beansprucht. 70% davon verteilen sich über die nördliche Erdhalbkugel, zu großen Teilen in der borealen Zone. Dabei sind Moore sehr divers und können in verschiedene Typen unterschieden werden. Eine wesentliche Eigenschaft von Mooren ist, dass die pflanzliche Produktion größer als die Zersetzungsrate ist. Unter diesen Umständen entsteht bei hoher Wassersättigung in diesen Lebensräumen Torf, welches aus organischem Material besteht (das unterscheidet sie von Sumpfgebieten, in denen die Torfschicht dünner als 30 cm ist). Als sich selbst regulierende Ökosysteme macht dies Moore zu einer der bedeutensten Kohlenstoffsenken. Mit etwa 30% speichern sie doppelt soviel terrestrischen Kohlenstoff wie die Gesamtheit aller Wälder. Damit haben sie eine entscheidende Bedeutung für das weltweite Klima.

Moortypen

Nach der Herkunft und Bewegung des Wassers in der Torfschicht können verschiedene hydrogenetische Moortypen klassifiziert werden. So gibt es:

  • Versumpfungsmoore: Grundwasseranstieg, Stauwasser. Nährstoffreich.
  • Verlandungsmoore: Allmählich zuwachsende und verlandende Stillgewässer.
  • Überflutungsmoore: In Auen und an Küsten. Können zwischenzeitlich trocken fallen.
  • Hangmoore: An leicht geneigten Flächen, wo über undurchlässigem Boden Wasser allmählich hangabwärts sickert.
  • Quellmoore: An Austrittsstellen von Wasserquellen.
  • Durchströmungsmoor: Vom Grundwassr durchströmter Torfkörper.
  • Kesselmoore: Zum Beispiel in Toteislöchern, meist ohne natürlich Zu-/Abflüsse.
  • Regenmoore: Wassereintrag ausschließlich durch Niederschläge. Arm an Nährstoffen. Können weiter in verschiedene Typen aufgegliedert werden.

Übergeordnet können Nieder-, Zwischen- und Hochmoore unterschieden werden. Während Niedermoore vor allem durch Grundwasser gespeist werden, erfolgt die Wasserzufuhr bei Hochmooren ausschließlich über Niederschläge.
Des Weiteren lassen sich ökologische Moortypen nach dem pH-Wert und dem Nährstoffangebot unterscheiden.

typische Arten im Moor

Moore weisen eine sehr spezielle Artenzusammensetzung auf. Viele der hier lebenden Arten können hauptsächlich oder sogar ausschließlich in Mooren gefunden werden. Generell sind Moore als extreme Lebensräume eher artenarm und bieten vor allem hochspezialisierten Organismen eine Lebengrundlage. Diese haben sich an die zumeist sauren, Wasser gesättigten und oft nährstoffarmen Bedingungen angepasst.
Typische Torf bildende Pflanzenarten sind zum Beispiel Torfmoose (Sphagnum) und verschiedene Sauergräser (Carex). Weitere typische Moorarten sind Erlen (Alnus), Röhrichtpflanzen (Arundophyten), Birken (Betula), Wollgräser (Eriophorum), Sonnentau (Drosera), Moosbeere (Vaccinium) und weitere.
Typische Vertreter der Moorfauna sind beispeilsweise Moorfrösche (Rana arvialis), Ringelnattern (Natrix natrix) oder Moosjungfern (Leucorrhinia).

Gefährdung und Schutz

Moore wurden und werden seit jeher genutzt und vom Menschen beeinflusst. Neben der Nutzung durch Torfabbau, ist eines der größten Probleme dieser Lebensräume die Entwässerung. Diese wird durch Land- und Forstwirtschaft voran getrieben. Durch den Trockenfall von Mooren verwandeln sie sich von Kohlenstoffsenken zu Kohlenstoffquellen, die dieses Treibhausgas in die Atmosphäre freigeben. Global gesehen setzen trocken gefallene Moore über 3 Gigatonnen CO2 pro Jahr frei. Das entspricht 10% der Menge, die durch fossile Brennstoffe freigesetzt werden.
In Europa sind bisher weit über die Hälfte aller Moore zerstört worden, was insbesondere unter Beachtung der weltweiten Verteilung der Moore sehr kristisch gesehen werden muss. In Deutschland besteht nur noch ein Bruchteil der ursprünglichen Moore fort. Nur noch etwa 1 % der ursprünglichen Moore sind erhalten geblieben! Der größte Teil ist hier der Landwirtschaft zum Opfer gefallen.

Obwohl der Schutz und die Regeneration der verbliebenen Moore für viele Naturschützer ein primäres Ziel darstellt, ist die Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung nur mäßig. Betroffene Anwohner entwickeln nicht selten massive Abwehrhaltungen. Daher erfordert der aktive Erhalt der Moore viel Aufklärungsarbeit und Fingerspitzengefühl.



Beitragsersteller: Ajott (AGEID6829)
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