Wälder mit hohem Totholzanteil sind weniger häufig von Massenvermehrung einzelner Arten betroffen. Statt dessen halten sie eine hohe Artenvielfalt aufrecht. Etwa ein Fünftel aller Tierarten, die im Wald leben, sind direkt oder indirekt auf das Totholz angewiesen. Viele Käfer (etwa 25% aller in Deutschland vorkommenden Arten) vollziehen einen Teil ihrer Entwicklung in morschem Holz. Oft sind diese besonders ausbreitungsfähig, um neue Totholzquellen schnell erschließen zu können. Schlupfwespen und Holzfliegen ebenso wie räuberische Käfer oder Vögel auf Nahrungssuche gehen gezielt auf die Suche nach diesen Larven. Fadenwürmer, Collembolen, Asseln und Bakterien bilden ebenfalls eine Grundlage für verschiedenste Nahrungsnetze. Hinzu kommt eine Vielzahl an Pilzen, Flechten, Moosen und Algen, die auf Totholz gedeihen. Besonders artenreich sind hier Tolzholzbestände von Eichen, Birken und Buchen. An der Remineralisierung von manchen Holzarten sind bis zu 600 Pilze und 1350 Käferarten beteiligt. Aber nicht nur Arten, die am Abbau des Holzes beteiligt sind profitieren vom Totholz. Auch andere Arten finden hier Schutz, Unterschlupf oder Brutgelegenheiten. So nisten hier Waldameisen und Wildbienen, in gut durchfeuchteten Bereichen schlüpfen Molche und andere Amphibien oder Schnecken unter, um trockenere Perioden zu überstehen und Fledermäuse finden hier nicht selten Winterquartiere.
Die Zersetzung von Totholz erfolgt suzessiv. Im ersten Zerfallsstadium löst sich die Borke vom Stamm und legt den leicht aufschließbaren Holzkörper frei, der zügig besiedelt und vor allem durch Pilze und Bakterien abgebaut wird. Nicht nur das Holz selbst, sondern auch die gedeihenden Pilze sind als Nahrungsquelle für viele Arten interessant. Mit der Zeit verwandelt sich das Totholz zunehmend in Mulm. Diese späten Abbaustadien werden oft von Arten besiedelt, die wenig mobil sind. Wie lange es dauert, bis sich ein abgestorbener Baum vollständig zersetzt hängt stark von den Umweltbedingungen und der Art des Holzes ab. So können Pappeln schon nach 10 Jahren völlig remineralisiert sein, während Eichen bis zu 80 Jahre lang zersetzt werden.
Beitragsersteller: Ajott (AGEID6829)
Fotograf: | LaLuz (AGFID2063) |