Nachdem die ursprüngliche Nutzung einer Fläche aufgegeben wurde (zum Beispiel alte Infrastruktur- und Verkehrsbrachen, Industrie- und Gewerbestandorte, verlassene Militärgelände wie Kasernen sowie Bau- oder Gartengrundstücke) entwickelt sich auf den meist steinigen und feinbodenarmen Flächen oft schnell eine artenreiche Zusammensetzung von Flora und Fauna. Die hier oft vorherrschenden speziellen Bedingungen wie Trockenheit, Nährstoffarmut und Wärmebegünstgung bieten nicht selten ideale Bedingungen für spezialisierte und daher oftmals gefährdete Arten, die in der Kulturlandschaft selten geworden sind. So können diese Habitate Ersatzlebensräume für Arten darstellen, die man sonst nur auf Kiesbänken oder entlang extensiver Ackerflächen finden kann.
So siedeln sich hier zum Beispiel Ödlandschrecken (Oedipoda) und Sandschrecken (Sphinognotus), diverse Amphibien und Reptilien sowie eine Vielzahl an Faltern, Käfern und Schnecken an. Auch als von Vögeln werden diese Flächen gerne als Brut- und Jagdrevier genutzt, zum Beispiel von selten Arten wie dem Flussregenpfeifer.
Typisch für gestörte und dann sich selbst überlassene Flächen findet mit dem Brachfallen ein reger Wandel der Arten statt, der einer typischen Sukkzessionsreihe folgt. Viele typische ausbreitungsstarke Erstbesiedler wie Klatschmohn (Papaver rhoeas) oder Ackersenf (Sinapis arvensis) werden schon nach wenigen Jahren von langlebigeren Pflanzen wie Natternkopf (Echium vulgare) oder Wegdistel (Carduus acanthoides) abgelöst. Später dominieren nicht selten Beifuß (Artemisia vulgaris) oder Goldrute (Solidago) die Flächen. Bereits nach 5 Jahren können die ersten Sträucher und Jungbäume, zu denen oft Pappel (Populus) und Birke (Betula) zählen, aufkommen. Sofern es die Flächen zulassen und keine weiteren Störungen auftreten kann auf der zunächst artenreichen Ruderalfläche bereits nach ein bis zwei Jahrzehnten ein junger Primärwald entstehen, der zunehmend verbuscht. Einige Brachstandorte sind durch besondere Trockenheit oder größere schwer besiedelbare Flächen wie Steinplatten jedoch so gestaltet, dass sich auch langfristig eine typischen Offenlandgemeinschaft erhalten kann. Hier entstehen zum Beispiel Trockenrasenrefugien mit hohem Schutzwert.
Beitragsersteller: Ajott (AGEID6829)
Fotograf: | piper (AGFID5888) |