Felswand
Verfasst: 18. Jul 2017, 22:17
Felsformationen gehören außerhalb der Alpen in Deutschland zu den seltenen und geschützten Lebensräumen. In unmittelbarer Nachbarschaft entstehen an Felswänden durch verschiedene Beschattungssituationen, Zerklüftung, Bodenanreicherung und Feuchteregimes eine vielzahl spezieller Kleinstlebensräume, die von sehr verschiedenen Arten besiedelt werden. Felswände mit ihrer senkrechten Ausrichtung bilden dabei einen extremen natürlichen Lebensraum, der nur von Spezialisten besiedelt werden kann. Wer sich ansiedelt hängt nicht nur von der Art des Untergrundgesteins, sondern auch von der Ausrichtung zur Sonne und der Oberflächenbeschaffenheit des Felsens ab. Sind viele Spalten, Ritzen oder Einbuchtungen vorhanden kann sich Sediment anreichern und damit eine Nährgrundlage für höhere Pflanzen bieten. Fehlen solche Feinstrukturen beschränkt sich die Flora in aller Regel auf Flechten und Moose. In jedem Fall müssen die Arten in der Lage sein, sowohl Trocken- als auch Hitzestress zu trotzen und mit den oft nährstoffarmen Bedingungen zurecht zu kommen. Auch extreme Temperaturschwankungen von bis zu 80 Grad im Verlauf eines Jahres stellen die ansiedelnden Arten vor eine Herausforderung.
Felswänder können ökosystemarisch in Felsfuß, Felswand und Felskopf unterteilt werden.
Beitragsersteller: Ajott (AGEID6829)
Felswänder können ökosystemarisch in Felsfuß, Felswand und Felskopf unterteilt werden.
- Felsfuß: Hier ist das Klima in der Regel feucht und kühl. Es siedeln sich zum Beispiel Blasenfarn und Blaugras an. Ausnahmen bilden beispielsweise sogenannte Balmen, überhängende Halbhöhlen. An diesen Stellen gelangt kein oder kaum Niederschlagauf den Boden, wodurch es sehr trocken ist. Man kann hier zum Beispiel die Trichter von Ameisenlöwen finden. Oft finden sich auch Schutthalden unterhalb der Felswand, die durch Frost- oder Wurzelsprenung entstanden sind. Je nachdem wie dynamisch diese Halden durch weitere Sprenungen und Rutschungen sind, sind sie teilweise oder völlig vegetationsfrei.
- Felswand: Begrenzte Wasserreserven können sich zum Teil in mit Sediment gefüllten Ritzen und Spalten halten. Ansonsten fließt Wasser schnell ab. Es entsteht ein lückiger Bewuchs mit xerothermen (Wärme und Trockenheit liebenden) Kräutern und Gräsern, gelegentlich auch mit Felsgebüsch. Auf Felsbändern und Absätzen können sich flachgründige Bodenauflagen bilden, die einen dichteren Bewuchs erlauben. Gerne werden diese Simse von Felsbrütenden Vögeln wie Wanderfalken oder Uhus für den Nestbau genutzt.
- Felskopf: Der kleinflächige Lebensraum bietet mit seinen Rohböden trocken-warme Bedingungen und damit gute Verhältnisse für robuste Pioniervegetation wie Mauerpfeffer oder Steinbrech. An ihn schließt sich das Felsplateau an, auf dem sich dickere Sedimentablagerungen halten können. Hier werden die echten Felsenbewohner zunehmend von Trockenrasen- und Saumgesellschaften abgelöst.
Beitragsersteller: Ajott (AGEID6829)
Fotograf: | Magdalena Schaaf (AGFID1967) |