wassergefüllte Wagenspur

Einführung - Binnensee - Waldtümpel - wassergefüllte Wagenspur

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wassergefüllte Wagenspur

Beitragvon Artengalerie » 18. Jul 2017, 21:57

Im Wald und in der Wiese, im Steinbruch oder in der Sandgrube können Wegvertiefungen in Form von Wagenspuren bedeutende Nischenlebensräume für verschiedene, teils gefährdetet Tier- und Pflanzenarten darstellen.

Typische Merkmale dieses besonderen Kleinlebensraums sind die sich verändernden Wasserstände, Abweichungen in der Stoffumsetzung des Wassers, Trockenperioden und Vegetationsschwankungen. Zudem sind sehr geringe Wassertiefen und infolge dessen eine relative hohe Abhängigkeit von den Umgebungstemperaturen typisch. Häufig steigen die Temperaturen bei Sonnenschein schnell an, und sind daher für Wasser- und Wärme liebende Arten mit hohem Ausbreitungspotenzial besonders interessant.

So bilden sie zum Beispiel für Unken und Bergmolche wichtige Laichgewässer. Libellenlarven sowie eine Vielzahl weiterer Insekten vollziehen u.a. in Wagenspuren ihre Entwicklung. Eine Besonderheit bildet das gelegentliche Auftreten von Großbranchiopoden wie Feenkrebsen in solchen Kleingewässern. Auch für Wasserpflanzen ergeben diese Abwechslung schaffenden Landschaftselemente willkommene Habitate, wie etwa für gefährdete Zwergbinsen-Gesellschaften.

Ein großer Vorteil der kleinen Wasserflächen besteht für die bewohnenden Arten in der relativen Konkurrenzlosigkeit dieser meist nur temporären Lebensräume. Auch der Feinddruck ist häufig bedeutend geringer als in größeren Teichen und Tümpeln.
Andererseits besteht neben der katastrophalen Störung des gesamten Kleinhabitats z.B. durch menschliche Einflüsse insbesondere in warmen und trockenen Jahren auch immer die Gefahr der vorzeitigen Austrocknung.


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Beitragvon Artengalerie » 18. Jul 2017, 22:07

Userbeitrag von fossilhunter:
"Am 10.Juni dieses Jahres wollte ich in einem (für mich neuen) Biotop den Prachtlibellen nachstellen. Die haben sich aber wieder einmal etwas geziert und auf dem Rückweg zum Auto bin ich - leicht frustriert - einen Forstweg entlang gewandert. Und neben den Bahngleisen wurden offensichtlich mit schwerem Gerät Waldarbeiten durchgeführt. Und kurz zuvor hat es auch stark geregnet - daher waren einige tiefe Reifenspuren mit Wasser gefüllt. Und da hatte ich mehrfach den Eindruck, dass sich in den Pfützen was bewegt hat. Eine genaue Beobachtung hat ergeben, dass sich zumindest was Amphibienartiges im Tümpel rumtreibt. Mit einem dokumentarischen Foto (habe auch im Arten-Talk nachgefragt) habe ich mich auf den Weg nach Hause gemacht. Dank des Arten-Talks und anderer Kontakte war relativ bald klar, dass es sich um Gelbbauchunken gehandelt hat. Und da ich diese hübschen Amphibien bis jetzt noch nie beobachten konnte, habe ich mich entschlossen sie regelmäßig zu besuchen. Mittlerweile haben sie mich schon adoptiert ... Hier der "beliebteste" Tümpel. In dieser kleinen Pfütze hat es wirklich nur so von Leben gewimmelt. Unzählige Kaulquappen, Jungfrösche und teilweise auch ausgewachsene Exemplare waren anzutreffen. An dem kleinen Tümpel habe ich Stunden mit der Beobachtung der Unken verbracht."

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Beitragvon Artengalerie » 18. Jul 2017, 22:17

Userbeitrag von fossilhunter:
"In der vorderen Pfütze haben sich trotz Ölrückständen bereits einige Unken eingefunden. Die sind definitiv hart im "Nehmen"."

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Beitragvon Artengalerie » 18. Jul 2017, 22:17

Userbeitrag von fossilhunter:

"Entwicklung der Kaulquappen
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Die Kaulquappen schlüpfen bereits einige Tage nach dem Ablegen der Eier. Wie lange die Kaulquappen für ihre Entwicklung brauchen, hängt stark von der Temperatur (des Wassers) ab. Man findet Werte von 6 bis nicht ganz 10 Wochen. Die Jungunken weisen eine Größe zwischen 12 und 16 mm auf."


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Beitragvon Artengalerie » 18. Jul 2017, 22:17

Userbeitrag von fossilhunter:
"Der Lebensraum der Gelbbauchunken:
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Die Gelbbauchunke hatte ursprünglich ihren Lebensraum in den Flussauen mit ihren periodischen Überschwemmungen und dadurch entstehenden (zeitlich begrenzten) größeren und kleineren Tümpeln. Mit dem Verschwinden dieser Auenlandschaften wurde auch der Lebensraum der Gelbbauchunken immer kleiner. Sie nutzen aber auch Kleinstgewässer, welche durch menschliche Aktivitäten entstehen. Diese "Gewässer" können durch Waldarbeiten mit schwerem Gerät entstehen, auch Truppenübungsplätze sind als Habitat durchaus beliebt, und auch Steinbrüche und tiefe Traktorspuren werden besiedelt. Vorteilhaft ist auch, wenn das Areal nicht zu dicht bewachsen ist. Durch die direkte Sonenneinstrahlung erwärmt sich das Laichgewässer relativ rasch und eine beschleunigte Entwicklung des Nachwuchses ist die Folge.

Die Jungfrösche
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Die fertig entwickelten Jungunken halten sich offensichtlich noch eine gewisse Zeit im Tümpel auf. Ich konnte aber beobachten, dass sie immer etwas unternehmungslustiger werden und häufig kleine Ausflüge in die unmittelbare Umgebung wagen. Wenn sie sich verfolgt fühlen (z. Bsp. durch einen Makrofotografen) finden sie aber meistens rasch den kürzesten Weg zu ihrem ´Geburtstümpel´ . "


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Beitragvon Artengalerie » 18. Jul 2017, 22:17

Die Gelbbauchunke bevorzugt konkurrenzfreie Kleinstgewässer auf lehmigem Grund. Wagenspuren bilden hier geeignete Ersatzlebensräume zu ursprünglichen dynamischen Fließgewässerauen. Die kleinen Wasserkörper erwärmen sich schnell und ermöglichen so eine beschleunigte Larvalentwicklung. Dies wiederum erhöht die Wahrscheinlichkeit, der Gefahr des Trockenfallens des Habitats aus dem Weg zu gehen.

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Beitragvon Artengalerie » 18. Jul 2017, 22:18

Eine Gefahr für die bewohnten Wagenspuren ist die Nutzung dieser Spuren durch Fahrzeuge, für die Amphibienarten insbesondere während des Sommers, bevor die Larvalentwicklung abgeschlossen werden konnte.

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