... in der Praxis interessiert es ja, ob ich durch Maßnahmen, den Bildausschnitt vor der
EBV bereits zu vergrössern, mir eine so starke Verlängerung der Belichtungszeiten einhandle, dass ich z.B. blitzen muss.
Habe es gerade mal schnell freihand mit Olympus (FT) ausprobiert:
ISO 200, F2.0, 50 mm Brennweite (Makroobjektiv), Matrixmessung
(Spotmessung war freihand zu "anfällig"), Motiv war eine Testtafel mit Rahmen für die gewünschten Objektfeldabmessungen
1. Messreihe
Objektfeld 17,3 x 13 mm (= AM 1:1 FT)
einmal mit EX25 Zwischenring (25 mm) = 1/100 sec
einmal mit Raynox-250-Vorsatzachromat (
VA) = 1/100 sec
(Anzeige jeweils vom Belichtungsmesser in der Kamera notiert)
Das Objektiv alleine "kann" dieses Objektfeld nicht, deshalb folgt noch die ...
2. Messreihe mit größerem Objektfeld (34,6 x 26 mm = AM 1:2 FT)
mit Zwischenring 1/80 sec
Makroobjektiv pur 1/100
mit Raynox 250er
VA 1/125 !
Dieses auf den ersten Blick paradoxe Verhalten kommt daher, dass ich den Tubus des Makroobjektivs jeweils anders ausziehen (fokussieren) muss, um immer dieselbe Motivfläche (34,6 x 26 mm) abzubilden ! Das Makroobjektiv hat zwar von der Einstellung an der Kamera weiterhin Offenblende 2.0, ändert aber seine Brennweite bei der Einstellerei etwas, was aber für den Fotografen im Verborgenen bleibt, für ihn sind ja auch nur Belichtungszeit und Motivfläche in der Praxis entscheidend.
Bei Objektiven, die nicht ihre Baulänge dabei ändern, sieht es wieder anders aus; aber als Anhaltspunkt soll das erstmal genügen.
Eine vergleichende Aussage ist aber eben nur möglich, wenn man auch das Objektfeld jeweils gleich hält (denn sonst würde man ja jeweils die Bildkomposition bzw. den Motivausschnitt ändern)
Soweit also aus der Praxis.
Aber auch eine Nahlinse ist nicht immer die Lösung, da sie die Restfehler von Objektiven gnadenlos mitvergrößert (als Achromat deutlich weniger). Es hat halt alles seine zwei Seiten und man muss sich entscheiden, was wichtiger ist (eine Nahlinse ist sicher günstiger und transportabler)
Eine andere Alternative wäre ein Telekonverter (bei mir z.B. ein EC20), damit muss man allerdings ein 2.0/50er Makro weiter abblenden, da sonst
CAs entstehen, was an "einfachen" Objektiven (ohne Makro) wieder nicht so auftritt (da ist im Gegensatz aber die Bildqualität als Ganzes und auch die Auflösung wieder schlechter)
Es bleibt also weiterhin schwierig.
Will man extreme
AMs, dann wäre ein speziell gerechneter Makroobjektivkopf ohne eigene Einstellschnecke + variable Auszugsverlängerung (z.B. Balgengerät) von der Bildqualität sicher das Beste, da man da die Objektfeldabmessungen bzw. die Bildkomposition gut anpassen kann - allerdings um den Preis einer deutlichen Abdunklung, also entweder das Motiv via Pflanzenklemme stabilisieren oder eben Blitzen zu müssen.
Mit meinem Makroobjektiv und
VA oder automatischem ZWR behalte ich im Gegensatz zum Balgengerät auch noch die Abdichtung gegen Feuchtigkeit.
Ein
VA (Nahlinse) ist dagegen handlicher, funktioniert aber z.B. mit Zooms oft nur eingeschränkt, da manchmal Vignettierungen je nach Brennweite auftreten, man also nicht auf die maximale Vergrößerung kommt, da man gar nicht alle Brennweitewn des Zooms damit nutzen kann.
Eine Faustformel gibt es daher eigentlich nur an Festbrennweiten.
Die Kombination
VA + Weitwinkelobjektiv ist keine gute Wahl (der Vergrößerungseffekt einer Nahlinse fällt umso schwächer aus, je kürzer die Brennweite des Grundobjektives ist, die Rechnerei mit Diotrien lass ich jetzt hier mal weg).
Durch die Brennweitenveränderung, die so eine Nahlinse bewirkt, ist es daher eher sinnvoller, sie mit einem leichten Tele zu kombinieren (an KB war das bei mir ein 105er Objektivkopf mit einer 3.8er dpt-
VA, so hatte ich immer zwei Makroobjektive dabei, ein 105er und ein 75er; die Sensorgröße im Digitalzeitalter hat durch die "Nachvergrößerung" des Crop-Faktors da allerdings auch noch einen Einfluss).
* * *
Es sind ja auch noch andere Dinge wichtig: Da ich vorne am Objektiv oft einen Zangenblitz habe, ist ein Zwischenring für mich oft praktischer, da ein
VA möglichst unmittelbar vor die Frontlinse soll und ich also das erst abmontieren müsste (Blitzhaltering ab,
VA drauf, Blitz wieder drauf), außerdem kann eine Nahlinse generell Probleme machen, wenn Frontlinsen sehr tief im (Makro)Objektiv verbaut sind ("konstruktive Sonnenblende") und der Abstand von
VA und Frontlinse daher zu groß wird (flaues Bild, Einbruch bei der Auflösung).
Da heißt es dann: Probieren geht über Studieren.
viele Grüße
Michael Lindner