Mein DFF-Workflow
Verfasst: 28. Apr 2007, 17:45
Hallo Makro-Freunde,
die Makrofotografie hatte immer schon mit den technischen Einschränkungen der geringen Schärfentiefe bei größeren Abbildungsmaßstäben zu kämpfen. Schuld daran sind vor allem die optischen Gesetze, die sich nur sehr schwer überlisten lassen.
Wie gehen wir nun mit diesen Einschränkungen um? Man arrangiert sich gut es geht, versucht den Schärfepunkt genau auf das Auge der Hummel zu legen und hofft, dass die Schärfentiefe ausreicht, um noch etwas mehr als nur das Auge scharf zu sehen. Manche erheben die geringe Schärfentiefe sogar zum Prinzip und schaffen mit Offenblende wahre Kunstwerke, die dann allerdings für dokumentarische Zwecke wenig bis gar nicht geeignet sind.
Wenn wir es mit wenig beweglichen oder geduldigen Motiven zu tun haben (Pilze, Blüten, schlafende oder vor Kälte erstarrte Insekten usw.), dann bietet uns die DFF-Technik (DFF = DeepFocus Fusion - oft wird diese Technik auch Stacking genannt) das ideale Handwerkszeug, um nahezu beliebige Schärfentiefe zu erzeugen.
Aber was ist nun diese DFF-Technik? Das Prinzip ist einfach erklärt - verschiedene Aufnahmen mit unterschiedlichen Schärfepunkten werden manuell oder per Software zu einem Bild mit größerem Schärfebereich kombiniert.
Das manuelle Verfahren hat Traumflieger Stefan Gross auf seiner Seite ausführlich und sehr anschaulich erklärt:
http://www.traumflieger.de/workshop/tie ... haerfe.php
Für die softwareunterstützte Montage kommen vor allem folgende Programme in Frage:
CombineZM
http://www.hadleyweb.pwp.blueyonder.co. ... binezm.htm
Helicon Focus
http://helicon.com.ua/pages/focus_overview.html
Doch nun zu meinem eigentlichen Workflow.
1. Die Aufnahmen
Um zu guten Resultaten zu gelangen, ist natürlich ein Stativ Pflicht ebenso wie verwacklungsfreie Auslösung durch Fernauslöser bzw. zeitgesteuerten Selbstauslöser. Außerdem ist Spiegelvorauslösung bzw. Spiegelverriegelung (Canon-Jargon) zu empfehlen, falls die Cam das unterstützt.
Es gibt zwei prinzipielle Verfahren, um Aufnahmen zu produzieren, die für die anschließende Montage gut geeignet sind. In beiden Fällen ist natürlich eine manuelle Fokussierung vorzunehmen.
- Verschiebung des Fokuspunktes durch Drehung des Fokusringes.
- Verschieben der Kamera per Makro-Einstellschlitten
In Ermangelung eines Makro-Einstellschlittens habe ich alle meine DFF-Bilder nach Verfahren 1 erzeugt. Dabei hat sich folgendes Vorgehen als praktikabel erwiesen.
- Aufbau der Cam auf dem Stativ und Ausschnittswahl
- Ermittlung der minimalen und maximalen Entfernung, bei der Aufnahmen gemacht werden sollen, durch Drehung des Fokusringes (die Entfernung kann man bei den meisten Objektiven auf einer Skala ablesen)
- Einstellung der minimalen Entfernung und 1. Aufnahme
- Drehung des Fokusringes und nächste Aufnahme
- Wiederholung des vorigen Schrittes, bis die maximale Entfernung erreicht ist.
Wieviele Aufnahmen sind denn nun sinnvoll und wie groß sollte man die Schrittweite wählen? Das hängt ganz von der Schärfentiefe der Einzelaufnahme und vom anzustrebenden Gesamtschärfebereich ab. Auf jeden Fall sollte man die Schrittweite nicht zu groß wählen, um unscharfe Streifen auf der fertigen Montage zu vermeiden. Die Schärfebereiche der einzelnen Bilder sollten sich deshalb ein wenig überlappen. Und noch ein Tipp: Ich mache am Anfang und am Ende lieber noch zwei Schritte mehr, um auch wirklich den gesamten gewünschten Bereich scharf zu bekommen, denn oft lässt sich das im Sucher nur schwer exakt beurteilen.
2. Die RAW-Entwicklung
Bei der RAW-Entwicklung der einzelnen Aufnahmen sollten natürlich bei allen Bildern gleiche Einstellungen verwendet werden. Hier ist auch der richtige Zeitpunkt, eventuelle Helligkeitsunterschiede, die durch wechselnde Lichtverhältnisse während der Aufnahme entstanden sein könnten, auszugleichen.
Auf zu starkes Schärfen sollte man hier verzichten, um die Montage-Software nicht zu verwirren!
Die Ausgabe erfolgt in voller Größe im 16-Bit-Tiff-Format.
3. Die Montage
Ich habe sowohl manuelle Montagen durchgeführt, als auch CombineZM und Helicon Focus auf meine Bilder losgelassen. Das manuelle Verfahren ist bei mehr als 3 oder 4 Aufnahmen allerdings viel zu arbeitsintensiv.
Die Montage-Qualität der beiden genannten Programme ist etwa vergleichbar. Mit dem einen Motiv kommt mal das eine und mit einem anderen Motiv mal das andere Programm etwas besser zurecht. Ich habe mich schließlich für CombineZM entschieden, weil es Freeware ist!
Die Bedienung von CombineZM ist allerdings ziemlich kompliziert. Man kann aber, ohne tiefer in die Geheimnisse der verschiedenen Menüpunkte einzudringen, relativ schnell zu einem guten Ergebnis kommen. Eigentlich sind dafür nur ganz wenige Schritte nötig:
- Menüpunkt "File/*New", um ein neues Projekt zu erstellen. Es öffnet sich ein Dialog zum Öffnen der Dateien. Hier wählt man einfach alle Aufnahmen aus, die kombiniert werden sollen.
- Menüpunkt "Macro/Do Stack". Hier werden durch einen Standard-Algorithmus die Bilder kombiniert. Das kann je nach Größe und Anzahl einige Minuten dauern. Nach dem Ende der Montage wird das fertige Bild angezeigt.
- Menüpunkt "File/Save Frame/Picture As". Damit speichert man das Ergebnis als 8-Bit-Tiff-Datei ab.
4. Die Nacharbeit
Keine Montage-Software ist perfekt. Also nicht wundern, wenn es Bereiche im Bild gibt, die irgendwie merkwürdig aussehen - das ist normal. Da hilft nur Stempeln, Weichzeichnen (der Hintergrund ist oftmals nicht mehr so schön wie auf den Original-Aufnahmen) oder gar das Klonen von bestimmten Bereichen aus den Originalaufnahmen. Meist ist dieser Nachbearbeitungsaufwand aber relativ gering.
Danach erfolgt dann die ganz "normale" Bildbearbeitung, die man sonst auch seinen Bildern unterzieht.
Als Beispiel hänge ich mal die 6 Ausgangs-Bilder in einer kombinierten Ansicht (eigentlich waren es 7) und das fertige Bild einer solchen DFF-Montage an.
Ich hoffe, dass ich mit diesem Beitrag den einen oder anderen Makro-Freund dazu angeregt habe, auch einmal mit der DFF-Technik zu experimentieren.
Und wer noch immer nicht genug über diese Technik gelesen hat, dem empfehle ich Danijels Beitrag
Stacking - wie erhöhe ich die Tiefenschärfe
Gruß Andreas
die Makrofotografie hatte immer schon mit den technischen Einschränkungen der geringen Schärfentiefe bei größeren Abbildungsmaßstäben zu kämpfen. Schuld daran sind vor allem die optischen Gesetze, die sich nur sehr schwer überlisten lassen.
Wie gehen wir nun mit diesen Einschränkungen um? Man arrangiert sich gut es geht, versucht den Schärfepunkt genau auf das Auge der Hummel zu legen und hofft, dass die Schärfentiefe ausreicht, um noch etwas mehr als nur das Auge scharf zu sehen. Manche erheben die geringe Schärfentiefe sogar zum Prinzip und schaffen mit Offenblende wahre Kunstwerke, die dann allerdings für dokumentarische Zwecke wenig bis gar nicht geeignet sind.
Wenn wir es mit wenig beweglichen oder geduldigen Motiven zu tun haben (Pilze, Blüten, schlafende oder vor Kälte erstarrte Insekten usw.), dann bietet uns die DFF-Technik (DFF = DeepFocus Fusion - oft wird diese Technik auch Stacking genannt) das ideale Handwerkszeug, um nahezu beliebige Schärfentiefe zu erzeugen.
Aber was ist nun diese DFF-Technik? Das Prinzip ist einfach erklärt - verschiedene Aufnahmen mit unterschiedlichen Schärfepunkten werden manuell oder per Software zu einem Bild mit größerem Schärfebereich kombiniert.
Das manuelle Verfahren hat Traumflieger Stefan Gross auf seiner Seite ausführlich und sehr anschaulich erklärt:
http://www.traumflieger.de/workshop/tie ... haerfe.php
Für die softwareunterstützte Montage kommen vor allem folgende Programme in Frage:
CombineZM
http://www.hadleyweb.pwp.blueyonder.co. ... binezm.htm
Helicon Focus
http://helicon.com.ua/pages/focus_overview.html
Doch nun zu meinem eigentlichen Workflow.
1. Die Aufnahmen
Um zu guten Resultaten zu gelangen, ist natürlich ein Stativ Pflicht ebenso wie verwacklungsfreie Auslösung durch Fernauslöser bzw. zeitgesteuerten Selbstauslöser. Außerdem ist Spiegelvorauslösung bzw. Spiegelverriegelung (Canon-Jargon) zu empfehlen, falls die Cam das unterstützt.
Es gibt zwei prinzipielle Verfahren, um Aufnahmen zu produzieren, die für die anschließende Montage gut geeignet sind. In beiden Fällen ist natürlich eine manuelle Fokussierung vorzunehmen.
- Verschiebung des Fokuspunktes durch Drehung des Fokusringes.
- Verschieben der Kamera per Makro-Einstellschlitten
In Ermangelung eines Makro-Einstellschlittens habe ich alle meine DFF-Bilder nach Verfahren 1 erzeugt. Dabei hat sich folgendes Vorgehen als praktikabel erwiesen.
- Aufbau der Cam auf dem Stativ und Ausschnittswahl
- Ermittlung der minimalen und maximalen Entfernung, bei der Aufnahmen gemacht werden sollen, durch Drehung des Fokusringes (die Entfernung kann man bei den meisten Objektiven auf einer Skala ablesen)
- Einstellung der minimalen Entfernung und 1. Aufnahme
- Drehung des Fokusringes und nächste Aufnahme
- Wiederholung des vorigen Schrittes, bis die maximale Entfernung erreicht ist.
Wieviele Aufnahmen sind denn nun sinnvoll und wie groß sollte man die Schrittweite wählen? Das hängt ganz von der Schärfentiefe der Einzelaufnahme und vom anzustrebenden Gesamtschärfebereich ab. Auf jeden Fall sollte man die Schrittweite nicht zu groß wählen, um unscharfe Streifen auf der fertigen Montage zu vermeiden. Die Schärfebereiche der einzelnen Bilder sollten sich deshalb ein wenig überlappen. Und noch ein Tipp: Ich mache am Anfang und am Ende lieber noch zwei Schritte mehr, um auch wirklich den gesamten gewünschten Bereich scharf zu bekommen, denn oft lässt sich das im Sucher nur schwer exakt beurteilen.
2. Die RAW-Entwicklung
Bei der RAW-Entwicklung der einzelnen Aufnahmen sollten natürlich bei allen Bildern gleiche Einstellungen verwendet werden. Hier ist auch der richtige Zeitpunkt, eventuelle Helligkeitsunterschiede, die durch wechselnde Lichtverhältnisse während der Aufnahme entstanden sein könnten, auszugleichen.
Auf zu starkes Schärfen sollte man hier verzichten, um die Montage-Software nicht zu verwirren!
Die Ausgabe erfolgt in voller Größe im 16-Bit-Tiff-Format.
3. Die Montage
Ich habe sowohl manuelle Montagen durchgeführt, als auch CombineZM und Helicon Focus auf meine Bilder losgelassen. Das manuelle Verfahren ist bei mehr als 3 oder 4 Aufnahmen allerdings viel zu arbeitsintensiv.
Die Montage-Qualität der beiden genannten Programme ist etwa vergleichbar. Mit dem einen Motiv kommt mal das eine und mit einem anderen Motiv mal das andere Programm etwas besser zurecht. Ich habe mich schließlich für CombineZM entschieden, weil es Freeware ist!
Die Bedienung von CombineZM ist allerdings ziemlich kompliziert. Man kann aber, ohne tiefer in die Geheimnisse der verschiedenen Menüpunkte einzudringen, relativ schnell zu einem guten Ergebnis kommen. Eigentlich sind dafür nur ganz wenige Schritte nötig:
- Menüpunkt "File/*New", um ein neues Projekt zu erstellen. Es öffnet sich ein Dialog zum Öffnen der Dateien. Hier wählt man einfach alle Aufnahmen aus, die kombiniert werden sollen.
- Menüpunkt "Macro/Do Stack". Hier werden durch einen Standard-Algorithmus die Bilder kombiniert. Das kann je nach Größe und Anzahl einige Minuten dauern. Nach dem Ende der Montage wird das fertige Bild angezeigt.
- Menüpunkt "File/Save Frame/Picture As". Damit speichert man das Ergebnis als 8-Bit-Tiff-Datei ab.
4. Die Nacharbeit
Keine Montage-Software ist perfekt. Also nicht wundern, wenn es Bereiche im Bild gibt, die irgendwie merkwürdig aussehen - das ist normal. Da hilft nur Stempeln, Weichzeichnen (der Hintergrund ist oftmals nicht mehr so schön wie auf den Original-Aufnahmen) oder gar das Klonen von bestimmten Bereichen aus den Originalaufnahmen. Meist ist dieser Nachbearbeitungsaufwand aber relativ gering.
Danach erfolgt dann die ganz "normale" Bildbearbeitung, die man sonst auch seinen Bildern unterzieht.
Als Beispiel hänge ich mal die 6 Ausgangs-Bilder in einer kombinierten Ansicht (eigentlich waren es 7) und das fertige Bild einer solchen DFF-Montage an.
Ich hoffe, dass ich mit diesem Beitrag den einen oder anderen Makro-Freund dazu angeregt habe, auch einmal mit der DFF-Technik zu experimentieren.
Und wer noch immer nicht genug über diese Technik gelesen hat, dem empfehle ich Danijels Beitrag
Stacking - wie erhöhe ich die Tiefenschärfe
Gruß Andreas