Seite 1 von 2

Fluch oder Segen?

Verfasst: 28. Mär 2008, 19:21
von SunTravel
Das ist sicher oft eine Frage wenn es um die manipulativen Möglichkeiten bei der EBV geht.

Was ist wichtiger das Endergebnis als Bild oder ein Foto mit den Fehlern die bei der Aufnahme entstanden....

Als Beispiel mal ein Foto aus dem TerraZoo mit meiner normalen 2 min EBV und eine komplette bearbeitete Version die die Fehler des Fotos kaschiert... und so aussieht wie ich es gerne fotographiert hätte... :DD

Aus meiner Sicht ist das dann kein Foto mehr....

Gruß

Uwe

Verfasst: 28. Mär 2008, 20:57
von Andreas M.
Hallo Uwe,

mir persöhnlich gefällt das erste Bild besser. Es sieht natürlicher aus, besonders das Auge.

Verfasst: 28. Mär 2008, 21:07
von LaLuz
Hallo Uwe,

eine interessante Frage, die Du hier aufwirfst. Die ich mir auch immer wieder stelle, wenn ich hier noch einen Regler weiter nach rechts und da noch eine Kurve weiter nach oben schiebe. Ich bin für mich zu dem Ergebnis gekommen, dass ich die Schiene fahre: EBV ja, aber nur in dem Maß, wie ich selbst das Gefühl habe, dass das Ergebnis noch mit der Ausgangsbasis und der von mir beabsichtigten Wirkung einhergeht. Hardcore-EBV ist nicht mein Ding, von künstlerischen Totalverfremdungen einmal abgesehen. Naturaufnahmen sollen nach meinem Empfinden das zeigen, was ich gesehen habe, aufgrund meiner Fähigkeiten in der Lage war einzufangen und was die jeweilige Ausrüstung in der Lage ist abzubilden. Ein 08/15 kann es hier einfach nicht geben.

Was Deine beiden Versionen anbelangt, ist mir eines sofort beim Betrachten klar geworden: Das erste Bild lebt, das zweite wirkt leblos. Das mache ich in erster Linie an den "toten" Augen fest, die zwar immer noch Licht widerspiegeln, aber irgendwie nicht konkret. Und dann kommt. glaube ich, noch der ausgeprägtere weiße Schleier dazu.

Es macht Spaß, sich mit einem solchen Thema auseinanderzusetzen. Eine schlüssige, allgemein gültige Antwort wird es meines Erachtens nicht geben.

Liebe Grüße aus der Extremregenwindeifel, Karin

Verfasst: 28. Mär 2008, 21:21
von Christiane M.
Hallo Uwe,
ich kann mich nicht so ganz für ein Bild entscheiden. Beim oberen ist eindeutig die natürliche Wirkung schöner. Beim unteren ist der Beschnitt besser, allerdings wirkt das Auge auf mich zu matt, irgendwie leblos.

Verfasst: 29. Mär 2008, 00:57
von Jürgen Fischer
Hi Uwe, muss gestehen, ich bin in diesem Punkt auch sehr unschlüssig und oft hin und her gerissen!
Wir streben nach Perfektion, was hier in diesem Forum tagtäglich demonstriert wird. Kein Wunder, dass man versucht ist, die Perfektion, die draußen im Feld nicht immer erreicht werden kann, zu Hause mit immer besseren Mitteln nachzuholen. Wenn jeder nur ein wenig nachschärfen und verkleinern würde, bräuchte auch wohl keiner CS3.
Deshalb bin ich auch froh, dass 80 % meiner Bilder Dokuaufnahmen sind, da drück ich gern mal ein Auge zu, was den HG und die Reflexe usw. angeht! Wenn ich allerdings ein Bild in die Galerie einstelle, schau ich schon dreimal ob nicht noch irgendein Grashalm oder ein Sensorfleck stört!
Fazit für mich: Mit unserem Wunsch nach perfekten Bildern wird sich eine gleichzeitige Reduktion der EBV nur in den wenigsten Fällen verwirklichen lassen! Und solange es keine DIN gibt, wann ein Naturfoto noch als solches bezeichnet werden darf, muss wohl jeder selbst seine Grenzen ziehen!
LG Jürgen

Verfasst: 29. Mär 2008, 08:28
von joerg,w
Ich diskutiere über solche Dinge nicht sogern mit. Durch Zufall hatte ich ein Fotoshooting mit den Supermodels gesehen und dabei entdeckt, das das Ausgangsmaterial und das nachher Fertige doch ein heftiger Unterschied waren. Dazu kommt die Frage wo fängt EBV an. Ihr macht alles an der arbeit am Rechner fest. Eine Bearbeitung der Bildsituation ist aber schon ein Polfilter und ein Reflektor und ein Blitzlicht und diverse Objektivformen. Nun ja, hier Grenzen zu ziehen die bei einem am Geldbeutel halt machen müssen ist schwierig, genau einen Strich zu machen bis hierher ist es Foto ,alles andere ist Montage.
Grüße Jörg

Verfasst: 29. Mär 2008, 10:10
von bachprinz1
Hallo zusammen, ich glaube, das gibt eine heisse Diskussion - und nicht die erste hier im Forum. Ich glaube, jeder sollte für sich Entscheiden, wo die Grenzen der Bearbeitung liegen. Ich finde aber auch, dass man zur besseren Beurteilung die "zusätzlichen" Bearbeitungsschritte (leichte Belichtungskorrektur, Weissabgleich, Wegstempeln von Sensordreck,Schneiden und Schärfen gehören für mich nicht dazu) beschreiben sollte - das erleichtert die Beurteilung.

Ich glaube, Fotografieren ist mehr als das möglichst originalgetreue Ablichten der Realität (da sieht die Kamera gegen das menschliche Auge mit angehängtem Gehirn sowieso keinen Stich) Für mich ist EBV eine Chance, nicht um Mängel zu kaschieren - ein schlechtes Foto wird mit EBV kein gutes, aber ein gutes vielleicht ein sehr gutes.

Zum Bild - ich glaube beim zweiten war's zuviel des Guten, insbesondere das Auge hat gelitten - den nachträglichen Beschitt dagegen halte ich für sinnvoll und notwendig für die Bildwirkung (und welcher Chip hat schon ein Verhältnis von 9:5 :-) )

Verfasst: 2. Apr 2008, 16:11
von Frank Divossen
Ich lese jetzt schon eine Weile mit. Für mich ist die Bearbeitung mit der EBV begrenzt notwendig. Wie auch in den analogen Zeiten schon in der Dunkelkammer das Material bearbeitet wurde, löst in der heutigen Zeit die EBV das im digitalen Bereich ab. Ausgehend von diesem Forum, streben wir hier nach Perfektion im Bild. Die Aussagekraft des Motivs wird dann schnell zur Nebensache und meistens wenn überhaupt am Rande erwähnt. Jedem Fotografen ist es selbst überlassen, eine Aussage zu seinem Workflow mit der EBV zu machen. Was hier von den meisten auch praktiziert wird. Die Ehrlichkeit an erster Stelle dazu. Wenn der Beschnitt, das Entrauschen, die Tonwertkorrektur, das Schärfen, das Verkleinern gang und gebe ist. So sehe ich, dass kaum einer sagt, gestempelt oder Bereichsreparatur.

Wenn wichtige Elemente durch das Stempeln von dem Bild entfernt werden, weil ich beim Shooting nicht sauber für dieses Foto gearbeitet habe und hinterher es beim einstellen angebe, finde ich es ok. Ich selbst würde aber nicht zu diesem Mittel greifen, weil ich versuche es vorher richtig zu machen und auch keine große Lust auf solche Bearbeitungen habe.

Anders der Fall, ich stempel was das Zeug hält und habe die EBV soweit im Griff das es kaum einer merkt, mache ich mich selbst davon abhängig und entwickel mich beim fotografieren nicht weiter. Keinem oder nur sehr wenige fällt das auf, man hat einen Verdacht aber äußert ihn nicht oder nur intern.

Uwe´s Bilder als Beispiel würden einen unerfahrenen Fotografen eher überzeugen, als jene die sich mit der Materie länger auseinander setzen.

Fazit: egal aus welchem Blickwinkel man das Thema angeht, es wird immer ein Pro und Kontra geben. Letztendlich muss jeder selbst wissen, ob man mehr oder weniger EBV benutzt. Nur man sollte ehrlich zu den anderen sein und diesen Workflow mitteilen. Spricht man es nicht aus, wird es immer wieder Zweifel an die Echtheit gewisser Bilder geben und natürlich diese Diskussionen evtl. auslösen.

Verfasst: 2. Apr 2008, 19:53
von SunTravel
Danke für eure ausführlichen Meinungen.

aus meiner Sicht kann ein Foto die Realität nicht so wiedergeben wie das menschliche Auge es wahrnimmt, besonders auch bei extremmakros nicht, da werden Details sichtbar die dem Auge verborgen bleiben.

Menschen haben einen automatischen Weißabgleich quasi eingebaut, bei Fotos kann man nur versuchen dem Eindruck nahe zu kommen.

Der Schärfeverlauf ist in Fotos oft ganz anders als es mit dem Auge wahrgenommen wird.

In der Beauty/Glamour Fotographie wird bearbeitet was die Technik hergibt, was meiner Meinung nach zur Folge hat das ein unreales Schönheitsideal entstand.

Glücklicherweise ist das bei Naturfotos nicht nötig.

Da geht es für mich darum die Motive so wie sie sind möglichst perfekt darzustellen.

Abweichend von Pölking gefallen mir "saubere" Fotos oft besser als reine Naturdokumente, daher habe ich nichts dagegen die Natur zu beeinflussen ohne Ihr zu schaden.

Bei der EBV am computer möchte ich mich auf entrauschen, schärfen, Tonwerte anpassen und Kontrast beschränken (HDR und stacken sind auch ok, da es die technischen Möglichkeiten der Optik/Sensoren erweitert)

Den Rest erledige ich bei der Aufnahme mit den Kameraeinstellungen, Möglichkeiten zur Lichtformung und aufräumen im Bildfeld.

Meiner Meinung nach ist so die Leistung als Fotograph besser zu beurteilen und es bringt einen selbst dazu möglichst sorgfältig zu fotographieren was auf lange Sicht bessere Ergebnisse bringt.


Gruß

Uwe

Verfasst: 20. Jun 2008, 10:39
von Ralph Budke
Hallo Uwe.

ja, das ist ein zweischneidiges Schwert die EBV. Aber in der Digitalen Fotografie ein muss, ohne sie ist es nicht möglich. Ich sehe es wie die Fotoentwicklung in der Dunkelkammer, nur dass du hier viel mehr Möglichketen hast. Zur damaligen Zeit hätte man gerne bei der Entwicklung mehr Möglichkeiten gehabt, jetzt hat man sie und ist dennoch nicht zufrieden.

Ich versuche mir einfach bei der Entwicklung der RAW- Daten an die Situation vor Ort zu denken, Lichtstimmung und Farbintensität usw. Dazu mixe ich die normalen Bearbeitungsschritte die immer notwendig sind wie: Tonwertkorrektur – Kontraste – Farbsättigung – Schärfe usw, ich vermeide aber Grundsätzlich Elemente wegzustempeln. Das heißt wenn im RAW schon so viele Fehler sind das man stempeln muss (ausgeschlossen Sensorflecke ::P ) sollte man das Foto auch besser in die Tonne kloppen.

So jetzt zu deinen Fotos, ich finde den vergleich nicht richtig da die beiden Fotos nicht identisch sind vom Schnitt her, dadurch verfälscht sich das Ergebnis.
Wenn ich mich nur auf das Auge beziehe ist das im ersten eindeutig lebendiger.

Gruß Ralph