1. Grundinformationen: Zusammenleben von Tieren

Autor: Jürgen Fischer / Fotograf: Julie (Hung)

Keine Art lebt losgelöst von ihrer Umwelt, sondern interagiert mit Artgenossen und anderen Pflanzen und Tieren. Dabei sind die Wechselbeziehungen häufig so komplex wie vielfältig. Im Idealfall profitieren alle Parteien symbiotisch von der Beziehung. Aber nicht selten ist der Nutzen einseitig und kostet dem Ausgenutzen Ressourcen, Energie oder gar sein Leben. Wir versuchen, hier einen Teil des Beziehungsgeflechts zu entwirren.

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1. Grundinformationen: Zusammenleben von Tieren

Beitragvon Artengalerie » 18. Jul 2017, 22:16

In einem Ökosystem leben in einem Lebensraum (Biotop) unzählige Lebewesen und bilden eine Lebensgemeinschaft (Biocönose).
Das Zusammenleben der Arten ist dabei extrem kompliziert, von Wechselbeziehungen geprägt und in seiner Gesamtheit entsteht so ein verfilztes und verflochtenes Netz. Der Mensch ist noch nicht ansatzweise in der Lage dieses Beziehungsgeflecht zu durchschauen, was die Katastrophen, die er durch Eingriffe in Ökosysteme erzeugt, auf das Eindrucksvollste beweisen.

Die verschiedenen Formen des Zusammenlebens von verschiedenen Tierarten sind in der Regel nicht eindeutig trennbar, es gibt immer wieder sich überlappende Formen und fließende Übergänge. Eine grobe Einteilung kann aber trotzdem getroffen werden:

Synökie: Lebewesen leben vollkommen unabhängig nebeneinander her, sie schaden und nutzen sich nicht (zumindest für uns nicht erkennbar). (Die gezeigte Begegnung zwischen dem Käfer und der Schnecke könnte in diese Kategorie fallen)

Kommensalismus: Kommensalen beteiligen sich regelmäßig an der Nahrung anderer, ohne ihre "Gastgeber" übermäßig zu schädigen. Allerdings sind hier die Grenzen fließend, da man selten eindeutig belegen kann, ob durch den Nahrungsverlust nicht doch eine Beeinträchtigung stattfindet. (Frisst eine Krabbenspinne eine Honigbiene, beteiligen sich unzählige kleine Fliegen am Mahl). Selten zeigt ein Kommensale auch den Weg zur Nahrung, die der "Gastgeber" ohne den Kommensalen nur schwer finden würde (Honiganzeiger und Honigdachs in der afrikanischen Steppe)

Phoresie: Manche Tiere lassen sich von anderen transportieren. (z.B. Pseudoskorpion am Fliegenbein). Der Transport kann zur nächsten Nahrungsquelle führen, an der dann der Transportierte wieder als Kommensale teilhat.

Symbiose: Das Zusammenleben zweier Arten zu beiderseitigem Vorteil. Oft entstehen dabei eigenständige Lebensgemeinschaften, die dann ohne den Partner nicht mehr überleben können. (Algen und Pilze leben als Flechten zusammen)

Parasitismus: Ein Lebewesen lebt auf Kosten eines anderen und schädigt dieses anhaltend. Eine Tötung des Geschädigten liegt dabei nicht im ureigenen Interesse des Parasiten. Erst nach geraumer Zeit, wenn der, mit der Ausnutzung verfolgte Zweck erfüllt ist kann Parasitismus in der Regel auch zu starker Schädigung bis hin zum Tod des "Wirtes" führen.

Parasitismus ist eine ungeheuer vielfältige Form des Zusammenlebens. Man kann einige Grundformen dieser Lebensweise unterscheiden:

  • Larvalparasitismus Während sich die erwachsenen Tiere anderweitig ernähren, parasitieren deren Larven an anderen Organismen (z.B. Wegwespen fressen Pollen, ihre Larven parasitieren an Spinnen.).
  • Brutparasitismus: (Die Brutpflegemaßnahmen anderer Arten werden für den eigenen Nachwuchs ausgenutzt: z.B. Kuckuck)
  • Gallenbildungen: (Bestimmte Insekten z.B. Gallwespen legen ihre Eier an Pflanzen ab, und veranlassen dadurch die Pflanze zu Gewebswucherungen. Die Larven ernähren sich von der Pflanzensubstanz)

Je nachdem, ob sich der Parasit an der Außenseite des Wirtes aufhält, oder aber in sein Inneres vordringt, kann man auch nach Ektoparasitismus (z.B. Zecken) und Entoparasitismus (z.B. Fadenwürmern bei Heuschrecken) unterscheiden.

Eine weitere, sehr umfangreiche Form des Zusammenlebens (Episitismus= Räuber-Beute- Beziehung) wird separat besprochen!


Beitragsersteller: Jürgen Fischer (AGEID723)

Fotograf:
Julie (Hung)(AGEID1931)
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