junger Iberer

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der_kex
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Beitragvon der_kex » 30. Nov 2022, 11:24

Für alle, die noch mögen und noch nicht gelangweilt sind von meiner Reihe, hier Folge 21 der Spanischen Libellenserie.
Mit den 10 verschiedenen für mich neuen Arten sind wir ja schon lange durch, daher jetzt noch jeweils die anderen
Geschlechter und weiteren Lebenssituationen.
Hier zeige ich nach dem bereits gezeigten Weibchen ein junges Männchen des Treuen Kurzpfeils. Diese Tiere agieren
im Uferbereich und auf dem Land bodennah, weshalb man für sie tief runter muss. Hier allerdings eine Sicht mehr von
schräg oben, um die interessanten Augen dieser Art nochmal zu zeigen. Die Augenbänder und das psychedelische
Muster darüber sind unter den in Europa vorkommenden Großlibellen einmalig.
Zunächst sind Männchen so hell bassgelblich beige wie die Weibchen gefärbt, dunkeln dann aber mit der Reife nach
und werden am Körper bei vollständiger Ausfärbung fast schwarz. Hier sehen wir also eine braune Übergangsstufe
eines sozusagen "Jugendlichen", welche laut meinen Informationen nur einige Tage anhält bis die Männchen dann
richtig dunkel ausgefärbt sind. So unterscheiden sie sich bereits farblich von den Weibchen aber auch noch von den
reiferen Männchen und zeigen noch sichtbar eine hübsch gemusterte Zeichnung: Am Hinterleib gestreift und an der
Brust tigerartig streifig bzw. fleckig gemustert. Auch die Flügel sind bereits deutlich gebändert. Man könnte also sagen,
dass wir es hier mit einer nahezu am gesamten Körper fast schon ornamentartig gemusterten Libellenart zu tun haben.
Dateianhänge
Kamera: Canon EOS 7D
Objektiv: Tamron AF 180mm 1:3.5 IF Macro @ 180mm
Belichtungszeit: 1/500s
Blende: f/8
ISO: 200
Beleuchtung: natürliches Tageslicht bei minimaler lichter Bewölkung
Aufnahmedateiformat (RAW/JPG): JPG
Beschnittsbetrag in % (Breite u. Hoehe): 8/8
Stativ: freihand
Infos zu Multishot-Techniken (z.B. Stack, HDR, Stitch): Einzelbild
---------
Aufnahmedatum: 30.07.2022
Region/Ort: Málaga Provinz, Andalusien (Spanien)
vorgefundener Lebensraum: Kiesufer eines kleinen Flüsschens
Artenname: treuer Kurzpfeil (Brachythemis impartita)
NB
sonstiges: Junges, noch nicht voll ausgefärbtes Männchen
Brachythemis impartita_m_juvenil_IMG_7080_1200.jpg (491.47 KiB) 374 mal betrachtet
Brachythemis impartita_m_juvenil_IMG_7080_1200.jpg
Zuletzt geändert von der_kex am 30. Nov 2022, 11:37, insgesamt 3-mal geändert.
Liebe Grüße,
Christian
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Beitragvon klaus57 » 30. Nov 2022, 14:23

Hi Christian,
toller Einführungstext wie immer...starke Aufnahme sowieso...wie alt werden
eigentlich in diesen Ländern Libellen...haben die einen anderen Rhythmus, oder
gleicht es dem Unserer...vielleicht magst du mir es erklären...danke für's Zeigen!
L.g.Klaus
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Beitragvon der_kex » 30. Nov 2022, 14:59

klaus57 hat geschrieben:Quelltext des Beitrags Hi Christian,
toller Einführungstext wie immer...starke Aufnahme sowieso...wie alt werden
eigentlich in diesen Ländern Libellen...haben die einen anderen Rhythmus, oder
gleicht es dem Unserer...vielleicht magst du mir es erklären...danke für's Zeigen!
L.g.Klaus

Hallo Klaus,
das erkläre ich natürlich gerne. Ein Imago einer Libelle hat eine begrenzte Lebensdauer,
da die fliegende Aktivität für das Material Chitin, aus welchem die Flügel und der Körper von Libellen
bestehen, eine starke Abnutzung mit sich bringt. Durch die Sonneneinstrahlung versprödet Chitin,
und durch die Beanspruchung bei Luftkämpfen, Beuteflug, Paarung usw. kommt eine mechanische
Belastung dazu, was bei Versprödung dann auch Risse und das Vergehen des Panzers mit sich
bringt. Aber auch der Organismus hält bei voller Aktivität nicht länger als eine Flugsaison, also
maximal 3-5 Monate. Winterlibellen leben deswegen länger, weil sie während ihrer Überwinterung
die Körperaktivität und auch die Körperfunktionen (Atmung, Blutzirkulation usw.) stark reduzieren.
So schaffen sie es, dass sie von Anfang/Mitte Juli bis zum Mai/max. Anfang Juni des darauf folgenden
Jahres durchhalten können. (also fast ein Jahr) Damit sind sie aber die Methusalems unter den Libellen.

In südlichen Ländern ist der Unterschied hauptsächlich der, dass manche verschiedene Libellenarten
während einer Saison 2-3 Generationen ausbilden, während bei uns max. 1-2 Generationen vergleichbarer
Arten vorkommen können. D. h. auch, dass manche Arten quasi ganzjährig anzutreffen sind in Spanien.
Es gibt aber auch in Südeuropa Arten, die nur zu einer bestimmten Zeit im Jahr vorkommen, also nur
eine Generation ausbilden und dann erst wieder im kommenden Jahr auftreten. Solche Zyklen hängen
auch von der Lebensdauer der Larven ab, die je nach Art sehr unterschiedlich sein kann. Von 6 Wochen
bis 5-7 Jahren können Libellenlarven leben, was meist die Hauptlebenszeit eines Libellenindividuums
darstellt. In dieser Zeit häuten sie sich 10-13 mal, um wachsen zu können. Das heißt aber auch, dass
sie sehr unterschiedlich schnell wachsen. Wie gesagt: Abhängig von der Art, der Überlebensstrategie
und Lebensweise sowie auch vom Lebensraum.

Die einzelnen Individuen leben aber meiner Information nach als Imago in wärmeren Ländern nicht
(viel) länger als bei uns, wenn überhaupt. Durch die hohen Temperaturen sind sie teils ja auch deutlich
aktiver, was die Lebensdauer in der Summe für ein Individuum sicherlich nicht verlängert, verglichen
mit Individuen derselben Art, welche in Mitteleuropa leben. Im Gegenteil, diese höhere Aktivität
dürfte das Leben eher verkürzen.
Zuletzt geändert von der_kex am 30. Nov 2022, 15:12, insgesamt 6-mal geändert.
Liebe Grüße,
Christian
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Beitragvon Freddie » 30. Nov 2022, 16:13

Hallo Christian,

in der Vorschau hätte ich gar nicht so ein hübsch gemustertes Tier erwartet.
Auch die Perspektive finde ich sehr sehenswert.
Das ist wirklich eine schöne Libelle und mit deiner hervorragenden Abbildung
und den vielen Detailinfos ist das wieder mal eine perfekte Präsentation.
Meine Kritiken spiegeln nur meine persönliche Ansicht wider.
Sie sollen helfen, sind aber völlig unverbindlich und keinesfalls böse gemeint.
Alle hier von mir gezeigten Bilder dürfen ungefragt für die Artengalerie verwendet werden.
Liebe Grüße und allzeit Gut Licht, Friedhelm.

Hier könnt Ihr meine Homepage besuchen: http://freddies-makro-blog.blogspot.de/
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Beitragvon mosofreund » 30. Nov 2022, 17:19

Moin Christian,

ein exzellentes Bild dieser sehr hübschen Libelle. :DH:
Dazu dein Text, der wie immer informativ und sehr schön zu lesen ist.

Erstklassige Arbeit in jeder Hinsicht. :clapping:

lg
Wolfgang
Sei gebogen, und du wirst gerade bleiben.
Sei leer, und du wirst voll bleiben.
Sei abgenutzt, und du wirst neu bleiben.

Lao-tse
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Beitragvon mischl » 30. Nov 2022, 18:15

Hallo Christian,

von mir aus darf die Serie ruhig noch weitergehen. Eine sehr schöne und top fotografierte Libelle. Wirklich tolle Musterung und schöne Farben in diesem Übergangskleid. Das passt farblich ja so bestens in die Umgebung. Großartige Aufnahme und Danke für die Beschreibung im Eingangstext!

Lieben Gruß
Mischl
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Beitragvon schaubinio » 30. Nov 2022, 19:57

Moin Christian, ich mag noch... :dance3: :good:

Wieder sehr schön geworden :DH:
L.g Stefan, der mit dem -f-

Lebe deinen Traum und träume nicht dein Leben...



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Beitragvon Markand » 30. Nov 2022, 20:24

Hallo Christian,

bei Deinen Bildern staune ich immer wieder über die Farbharmonien von Tier zu HG - oder liegt das ganz einfach daran, dass die Tiere so gut an ihre Umgebung angepasst sind, dass sie die entsprechende Färbung aufzeigen?

So oder so - einmal mehr eine ganz wundervolle Aufnahme von Dir mit schöner diagonalen Gestaltung. Farblich glänzt der Körper ja fast schon metallisch in Bronze, das sieht toll aus und wirkt sehr plastisch.
Viele Grüße
Markus

Weitere Bilder von mir gibts unter www.rkushanselmann.de
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Beitragvon rincewind » 30. Nov 2022, 20:36

Hallo Christian,

gut das Du die Libellen im Text so gut beschreibst. An der Färbung und dem Muster gibt es viel zu entdecken
und die "Gefahr" besteht das man durch ein schnelles "schönes Bild" das übersieht.
Der Kontrast zu den Steinen lässt die optischen Merkmale noch besser hervortreten.

LG Silvio
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Beitragvon der_kex » 30. Nov 2022, 21:24

Markand hat geschrieben:... Farblich glänzt der Körper ja fast schon metallisch in Bronze, das sieht toll aus und wirkt sehr plastisch. ...

Hallo Markus,
vielen Dank fürs positive Feedback (auch an alle anderen).
Deine Interpretation der Farbigkeit scheint mir eine optische Täuschung zu sein. Die Oberfläche des Hinterleibs ist
in Wahrheit nicht metallisch reflektierend sondern total matt und die Körperfarben tatsächlich hell mit dunklen Längs-
streifen versehen. Aber ich kann mir schon vorstellen, dass das so auf dich wirkt. Schön sieht das aber so oder so
aus bei dieser Libelle, das kann ich aus der Erinnerung der realen Betrachtung dieser Libelle nur bestätigen.
Liebe Grüße,
Christian

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