
Ein echter "Ureinwohner", einheimisch (!)
So dachte ich bis jetzt immer, hab mich aber mal "schlau gelesen".... Ich habe das Glück hier mitten in Hamburg nur 2 km von einem noch sehr individuenreichen Bestand der Wilden Tulpe zu wohnen, die vor ein paar Tagen am Elbhang in voller Blüte standen.
Beschäftigt man sich ein wenig näher mit dieser schönen Pflanzenart, so erfährt man: Sie ist nicht einheimisch!
Sie ist ein sogenannter Archäophyt, d.h. sie ist in Mitteleuropa zwar nicht ursprünglich heimisch, aber schon sehr lange eine etablierte Art, sich selbst und ohne Zutun reproduzierend, Bestandteil unserer Flora.
Man unterscheidet indigene Arten (schon immer auch ohne Menschen bei uns ursprünglich vorkommend) von Archäophyten und Neophyten.
Definitionsgemäß sind Archäophyten Pflanzenarten, die durch menschlichen Einfluss in (prae-)historischer Zeit vor der Entdeckung Amerikas durch Kolumbus (1492) eingebürgert wurden und sich fest etabliert haben. Ursprungsländer dieser Arten sind meist Mittelmeerländer oder der vordere Orient. Viele dieser Arten sind infolge der "Erfindung" des Ackerbaus seit der Steinzeit, über die Römer bis hin zu den ersten Kultivierungen schön blühender Zierpflanzen bei uns eingeschleppt worden - die Wilde Tulpe ist eine davon, ... eine von nicht weniger als ca. 230 Arten, von denen wir uns teilweise gar nicht mehr vorstellen können, dass sie eigentlich mal NICHT hier waren - Kultur ist für uns Natur geworden...
Neophyten bezeichnet man dann Pflanzenarten, die nach Kolumbus bei uns eingeschleppt wurden, teilweise mit sehr bedenklichen Folgen und oft aus Übersee... aber das ist ein anderes Thema.
Bei Tieren gibt es das natürlich auch: Archäozoen sind z.B. der Fasan, das Damwild, die Hausmaus usw...
Zurück zur Wilden Tulpe:
Einheimisch ist sie am Mittelmeer, wo es auch noch weitere Arten "wilder" Tulpen gibt. Wann sie zu uns kam oder wer sie mitgebracht hat, weiß natürlich niemand. Zumindest mag sie Wärme und steht auch gerne z.B. in Weinbergen. Jene gibt es hier in Hamburg (noch) nicht, aber der südexponierte (nördliche) Elbhang ist für sie sehr geeignet. Anders als viele Zuchtformen öffnet sich die Blüte vollständig und bildet keinen so engen Kelch. Es gibt sie auch eizig und alleine in gelb. Sie ist ein Frühjahrsblüher und wächst normalerweise gerne in schattigen Gebüschen besonders gut.
Ein paar Bilder dieser Pflanze, die ich am Freitag geschossen habe, möchte ich Euch hier zeigen...
Ich hoffe, sie gefallen.
Nochmal kurz zum Thema "Archaeophyt = nicht heimisch, sondern vor langer Zeit bei uns durch Menschen eingebürgert": Es ist schon erstaunlich, wer alles dazu gehört: Z.B. der Spitz-Wegerich, die Echte Kamille, die Kornblume und die Kornrade, das Pfaffenhütchen und natürlich zahlreiche Baumarten - und....: s. Bild 5!
Gruß, Thorsten
Edit - PS: Tja... ist schon irgendwie verwirrend und "unschön", das als Thumb in der Übersicht Bild 5 angezeigt wird.... sorry für vermeindliche Verwirrungen...