ist der Lebensraum, den ich letztes Wochenende besuchen konnte.
Eines der schönsten und artenreichsten Binnendünengebiet in Mittelfranken.
Hier stocken lichte Kiefernwälder auf durchlässigem Sand, Callunaheide wechselt mit offenen Sandflächen.
Über allem brennt die Sonne und verursacht mörderische Hitze an der Sandoberfläche, kurz ein Dorado für viele thermophile Arthropoden und folgerichtig auch ein Paradies für den artensuchenden Makrofotografen.
Ich hatte nur wenige Stunden Zeit, meine Wunscharten aufzuspüren, muss aber zugeben, dass ich ein Heimspiel hatte.
1993 durfte ich mit meinen Spinnenkartierungen dazu beitragen, dass das ursprünglich amerikanische Militärgelände zum NSG umdeklariert wurde.
Nach nunmehr fast 20 jähriger Abwesenheit war ich gespannt auf das Gebiet und die Arten und Szenen, die ich antreffen würde.
Für die mehr fotografisch interessierten:
Erst um 9.oo Uhr, als die Sonne schon hartes, bleiernes Licht verbreitete, konnte ich die ersten Bilder machen, Abschatten war also erste Fotografenpflicht (Dort wo es die Motive zuließen!).
Je nach Motiv und Situation kam das Stativ, der Blitz oder die Kamera unplugged zum Einsatz.
Hier also ein kleiner Einblick in eine faszinierende Biocoenose.
Auf Sand gebaut .......
- Jürgen Fischer
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Auf Sand gebaut .......
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- Die erste Art, die ich finden wollte war Oxyopes ramosus, die Luchsspinne.
Die Familie ist nur mit 3 Arten in Mitteleuropa vertreten.
Am leichtesten findet man die Art in ihrem Lebensraum auf sonnenexponierter Callunaheide, wo die Tiere ohne Netz lauernd und auf Sicht jagen.
Von den oberflächlich recht ähnlichen juvenilen Heidjagdspinnen unterscheiden sie sich unter anderem durch eine sehr starke Bestachelung.
Hier ist das Männchen mit seinen kleinen Boxerhandschuhen zu sehen. - 1 Oxyopes ramosus M.jpg (328.22 KiB) 6810 mal betrachtet
- Die erste Art, die ich finden wollte war Oxyopes ramosus, die Luchsspinne.
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- Das Weibchen der Luchspinne ist meist etwas heller. Die Tiere sind allgemein recht klein, die maximale Länge beträgt 10 mm. Ein Portrait, wie hier gezeigt, ist also nicht ganz so einfach, zeigt aber schön die Augenstellung und den etwas, milde ausgedrückt, "gutmütigen" Gesichtsausdruck.
Beide vorgefundenen Exemplare waren der Jahreszeit entsprechend subadult.
Oxyopes ramosus ist in Deutschland gefährdet. - 2 Oxyopes ramosus W.jpg (299.84 KiB) 6811 mal betrachtet
- Das Weibchen der Luchspinne ist meist etwas heller. Die Tiere sind allgemein recht klein, die maximale Länge beträgt 10 mm. Ein Portrait, wie hier gezeigt, ist also nicht ganz so einfach, zeigt aber schön die Augenstellung und den etwas, milde ausgedrückt, "gutmütigen" Gesichtsausdruck.
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- Die Szene spielte sich mitten auf einem Sandweg ab.
Die (hoffentlich) rote Waldameise mühte sich redlich den um ein vielfaches größeren (Stictoleptura rubra) Rothalsbock abzuschleppen. Erlegt hatte sie ihn wohl nicht, aber allein der Transport war ein Riesenproblem für den Hautflügler. Immer wieder drehte sie regelrecht durch, aber mit einer bemerkenswerten Ausdauer erreichte sie schließlich den rettenden Grünstreifen.
Bewundernswert! - 3 Formica rufa Leptura rubra 1.jpg (363.97 KiB) 6811 mal betrachtet
- Die Szene spielte sich mitten auf einem Sandweg ab.
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- Weitab von jedem Fließgewässer sonnte sich die männliche Grüne Flussjungfer auf dem heißen Sandboden.
Nicht ungewöhnlich, treiben sich doch vor allem die Männchen häufig weit entfernt von ihrem Stammgewässern in der Gegend herum um zu jagen oder neue Lebensräume zu finden.
Ophiogomphus cecilia ist in Deutschland stark gefährdet. - 4 cecilia.jpg (368.71 KiB) 6811 mal betrachtet
- Weitab von jedem Fließgewässer sonnte sich die männliche Grüne Flussjungfer auf dem heißen Sandboden.
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- Die Westliche Beißschrecke Platycleis albopunctata ist eine sehr häufige Art auf den Binnendünen.
Es ist auch bekannt, dass sie ihre Eier in den heißen Sand ablegt, der ideale Bedingungen bietet um diese reifen zu lassen.
Dabei krümmt das Weibchen den Ovipositor senkrecht nach unten und bohrt ihn in den Sand. - 5 Platycleis.jpg (330.21 KiB) 6810 mal betrachtet
- Die Westliche Beißschrecke Platycleis albopunctata ist eine sehr häufige Art auf den Binnendünen.
Zuletzt geändert von Jürgen Fischer am 29. Sep 2010, 00:27, insgesamt 2-mal geändert.
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Wenn ihr außergewöhnliche Szenen aus dem Leben unserer Motive sehen, oder interessante Informationen bekommen wollt, dann schaut doch mal in die Biologischen Themen!
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- Jürgen Fischer
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Fortsetzung (teil 2)
Auf Sand gebaut (Teil 2)
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- Als ich auf ca 3 m Distanz das Tier entdeckte und mich dann am Boden ganz langsam heranschob, konnte ich etwas doch recht Seltsames beobachten:
Es war nicht Sand, in das die Eier abgelegt wurden, sondern ein Kotkügelchen, der in diesem Gelände sehr häufig vertretenen Kaninchen.
Die Legeröhre wurde immer tiefer hineingebohrt, die Kotkugel war ziemlich zentral angestochen worden. - 6 Platycleis.jpg (315.76 KiB) 6691 mal betrachtet
- Als ich auf ca 3 m Distanz das Tier entdeckte und mich dann am Boden ganz langsam heranschob, konnte ich etwas doch recht Seltsames beobachten:
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- Man könnte meinen, dass der Kaninchenködel zufällig als Eiablagemedium herhalten musste.
Allerdings ist ja bekannt, dass in sich zersetzenden Kotstücken, gleich einem Komposthaufen, höhere Temperaturen herrschen, als in der Umgebung.
Die optimale Zeitigung von abgelegten Eiern ist immer eine Frage des Mikroklimas. Das bedeutet, dass diese Heuschreckenmama wohl sicher eine perfekte Brutkammer für ihren Nachwuchs ausgewählt hatte.
Jedenfalls eine Szene, die mich sehr gefreut hatte, weil ich das so noch nie beobachten konnte.
Nach ca 10 Minuten war der Ablagevorgang beendet, die Schrecke zog den Ovipositor heraus und krabbelte von dannen. - 7 Platycleis.jpg (313.51 KiB) 6689 mal betrachtet
- Man könnte meinen, dass der Kaninchenködel zufällig als Eiablagemedium herhalten musste.
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- Ein fast etwas langweiliges Motiv gab die hier dargestellte Wanze ab. Sie wird wegen ihrer dürren Gestallt und den ausgetrockneten Grashorsten, die sie als Ansitz bevorzugt als Grasgespenst bezeichnet.
Da sie aber typisch ist für diese Sandgrasfluren und weil sie mich mit ihrem unsteten Wesen fast zur Verzeiflung getrieben hatte, möcte ich das unspektakuläre Bild trotzdem zeigen. (Vielleicht findet ja Stefanie daran Gefallen)
Der wissenschaftliche Name ist Chorosoma schillingi (wenn ich mich nicht verguckt hab!) Sie ist die einzige europäische Art der Gattung (nach Wachmann)
(Das Fotografieren ist bei Sonnenschein extrem schwierig, weil sie immer einige Sekunden ruhig hält, und wenn man meint, man hat sie im Visier, dann fliegt sie 20 cm weiter!!!) - 8-Grasgespenst.jpg (160.9 KiB) 6690 mal betrachtet
- Ein fast etwas langweiliges Motiv gab die hier dargestellte Wanze ab. Sie wird wegen ihrer dürren Gestallt und den ausgetrockneten Grashorsten, die sie als Ansitz bevorzugt als Grasgespenst bezeichnet.
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- Sehr gefreut hat mich der Fund eines seltsamen Insektes. Man sieht ein kreisrundes Loch und einen Deckel, der es verschließt.
Bei näherer Betrachtung erweist sich der Deckel im Sandloch als Irgendetwas mit Gesicht!
Genau genommen ist es der Kopfschild und die Vorderbrust der Larve eines Sandlaufkäfers. Beid Körperteile bilden funktionell eine Einheit und sorgen dafür, dass das Loch der selbstgegrabenen Höhle passgenau verschlossen werden kann.
Von ihrer Lauerwarte aus erbeutet die Larve vorbeikommende Insekten. - 9 Sandlaufkäfer.jpg (371.44 KiB) 6694 mal betrachtet
- Sehr gefreut hat mich der Fund eines seltsamen Insektes. Man sieht ein kreisrundes Loch und einen Deckel, der es verschließt.
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- Das letzte Bild möchte ich hier reinschmuggeln. Es ist woanders entstanden, passt hier aber sehr gut:
Zwei extreme Sandspezialisten unter sich!
Der Sandlaufkäfer ist jedem bekannt, weniger aber wohl die Tatsache, dass Sandlaufkäfer in der Lage sind Ameisenlöwen (die Larven der Ameisenjungfern ) zu erbeuten.
Man sieht deutlich die Zangen des erlegten Löwen und der dicke Sandbelag auf dem Käfer legt den Schluss nahe, dass er den Löwen wohl aus seinem Trichter ausgebuddelt hat!
Für mich eine bemerkenswerte Aufnahme, auch wennn sie nicht perfekt ist!
So, Ende der Doku!
Wenn Interesse besteht, ich hab noch ein paar sehenswerte Bilder.
Ansonsten viel Spaß beim Anschauen!
LG Jürgen - 10 Sandlauf mit Löwe.jpg (442.03 KiB) 6693 mal betrachtet
- Das letzte Bild möchte ich hier reinschmuggeln. Es ist woanders entstanden, passt hier aber sehr gut:
Zuletzt geändert von Jürgen Fischer am 18. Sep 2010, 11:15, insgesamt 1-mal geändert.
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- Andreas Th. Hein
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Irre, was du alles gefunden hast!! Die Fotos sind auch qualitativ echt prima

Das wuselige Grasgespenst hätte ich echt gerne im AP. Man könnte noch zwischen schillingi oder schillingii diskutieren

Viele Grüße von Stefanie
Olympus OMD und Panasonic G6 mit m.zuiko 60/2.8 und Olympus Stylus1 mit Raynox DCR-150/250 und MSN-202
http://stefanie-hamm.de/
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Boah Jürgen, das ist ja wieder eine Hammer-Doku! Bitte zeig die anderen Bilder auch noch, es ist immer so lehrreich und spannend!
Liebe Grüße, Silke
(Meine Fotos sind meist Naturdokumente, ab und zu beeinflusste Natur, wenn ich den ein oder anderen Halm auf die Seite biege oder abschneide...)
www.seides-naturfotografie.jimdo.com/
*Die Natur ist kein Studio!*
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- EricJ
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- Jürgen Fischer
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Hi Stefanie,
hab mal nachgschaut und es scheint tatsächlich oft schillingi und auch oft schillingii verwendet zu werden. Weißt du was aktuell anerkannt ist?
@ Thomas:
In der kurzen Zeit konnt ich leider nicht alles finden.
Ich hatte 3 Spinnenarten auf der Liste:
Oxyopes, Uloborus und Alopecosa fabrilis. Letztere war leider nicht anzutreffen.
LG Jürgen
hab mal nachgschaut und es scheint tatsächlich oft schillingi und auch oft schillingii verwendet zu werden. Weißt du was aktuell anerkannt ist?
@ Thomas:
In der kurzen Zeit konnt ich leider nicht alles finden.
Ich hatte 3 Spinnenarten auf der Liste:
Oxyopes, Uloborus und Alopecosa fabrilis. Letztere war leider nicht anzutreffen.
LG Jürgen
Zuletzt geändert von Jürgen Fischer am 18. Sep 2010, 20:49, insgesamt 1-mal geändert.
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- Felix Speiser
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Besser geht's wohl nicht: saubere, eindrückliche und anschaulich beschriebene Bilder, die deinen Ausflug gut nachvollziehen lassen. Bei einem einzigen Ausflug gleich so viel Fotobeute, beneidenswert!
LG Felix
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Meine Motivation zum fotografieren (nicht nur in der Makrofotografie):
"Wer fotografiert lernt sehen und wer sehen lernt, lernt die "Welt" ein klein wenig besser zu verstehen"
http://www.felixspeiser.ch
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http://www.felixspeiser.ch
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