Beitragvon Guppy » 21. Apr 2013, 17:08
Hallo, liebe Augentiere
Zum Altglas
Zeiss hat in weiser Vorahnung um mein Geburtsjahr herum,
Makro Objektive entwickelt die meinem Charakter entsprechen.
Ihre Qualität ist nicht auf einen bestimmten Bereich, zu Ungunsten eines anderen
Bereiches optimiert, sie sind in ihrer Qualität auf den ganzen Abbildungsbereich ausgeglichen
und im Randbereich sogar höher auflösend wie moderne Objektive, die in der Bildmitte die Luminare übertreffen.
Die maximale Auflösung eines Glas-Objektives wurde schon Ende des vorletzten Jahrhunderts erreicht,
seither wurde die Qualität der Objektive nur geringfügig besser,
jedoch wurde ihre Spezialisierung optimiert.
Durch diese Optimierung litt ihre Gutmütigkeit, sie sind somit nicht universell einsatzfähig.
Ihre Gesamtqualität hat sich nur minim verbessert.
Man kann ihre Fähigkeiten mit einem Mobile vergleichen.
Erhöht man beim Mobile das Gewicht eines Bestandteiles, so hängt dieses weiter unten,
während alle anderen Bestandteile sich nach oben verschieben,
die Summe der Höhen bleibt gleich.
So ist es auch in der Optik, bedingt durch das optische Gesetz hat jede Verbesserung einer Eigenschaft,
eine automatische Verschlechterung anderer Eigenschaften zur Folge.
Alte Objetive sind gutmütige Alleskönner, während moderne Spitzenobjektive eher Fachidioten sind.
Verwendet man Objektive in einem Bereich, der ihrem Charakter nicht entspricht,
so versagen moderne hochgezüchtete Objektive eher wie gutmütiges Altglas.
Vor allem der heutige Trend nach hoher Auflösung beschert uns Objektive, die wohl in der
Bildmitte Hochauflösend sind, doch im Randbereich erhebliche Probleme bieten,
zum Beispiel ein extremer Auflösungsabfall oder die Chromatische Aberration (Farbfehler)
wird gut sichtbar.
Heute sind Objektive mit hohem Kontrast erwünscht, denn sie zeigen Unterschiede klarer sichtbar auf,
dies ist für die Wissenschaft von hohem Interesse.
Altglas hatte eher die Tendenz, unspektakulär, mit natürlichem Kontrast die Realität wiederzugeben.
Einsteiger in die Fotografie lieben überbetonte Eigenschaften, krass und popig muss es sein,
sie haben auch bei ihrer Stereo Anlage die Bässe und die Höhen aufgedreht,
Linearität ist eher von älteren Hörern erwünscht, vor allem solche die klassische Musik
(mit natürlichen Instrumenten) lieben.
Es geht den hörgebildeten, eher älteren Hörern um die Originalität.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass dieser Beitrag um das Altglas,
von einem seherfahrenen Fotografen eröffnet wurde.
Objektive haben einen Charakter, moderne einen stark ausgebildeten spezialisierten Charakter
und Altglas einen gutmütigen breitgefächerten Charakter.
Innerhalb dieser beiden Charakterzügen sind vor allem beim Altglas neben dem Auflösungsvermögen
noch andere Charakterzüge zu erkennen, die man bei modernen Hochleistungsobjektive weggezüchtet hat.
Altglas hat oft die Tendenz, in der Farbe eher warm oder sachlich kalt darzustellen.
Mit Filtern oder Nachbearbeitung am Computer kann dieser Charakter,
zu dem noch andere Eigenheiten gehören nicht einfach nachempfunden werden.
Klar sichtbar ist dieses Manko in der von mir hier im Forum gezeigten Art der Makro- und Mikrofotografie,
denn schon auf dem Vorschaubild erkennt man etwas ungewohntes und unnatürliches,
man erkennt vom Eindruck her sofort, dass es sich um kein Landschaftsbild handeln kann.
Wundrig und vom unbekannten Objekt fasziniert, verzeiht man dann,
dass die Aufnahme zu farbenfroh und zu optimal geschärft ist.
Junge Betrachter mögen es eher wie alte Glasfreunde.
Ich enthalte mich über die schönen Flares des Altglas zu berichten,
denn sie sind ein Artefakt der Optik, von blossem Auge habe ich sie noch nie gesehen,
obwohl ich ebenfalls in meinem Auge eine Blende und Linse besitze.
Da einigen Lesern schon schwindlig ist, beende ich meinen Beitrag und hoffe zu allgemeinen
optischen Gefühlen angeregt zu haben.
Vielen Dank fürs Lesen.
Kurt