Boreus hyemalis/westwoodi - Winterhaft
Familie: | In Mitteleuropa zwei sehr ähnliche Arten. Nur wenige Millimeter große, flugunfähige Insekten mit flohähnlichem Sprungvermögen. Hauptaktivitätszeitraum ist der Winter bei Temperaturen zwischen 5 und 10°C. An sonnigen Tagen auch auf Schnee anzutreffen. |
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Beitragsersteller: Thorsten (AGEID372)
Artbeschreibung:
Der Winterhaft, auch Gletscher- oder Schneefloh genannt, ist mit 3-4 mm ziemlich klein. Eine entfernte Verwandtschaft zu den Skorpionsfliegen lässt sich kaum leugnen. Und so gehören sie zusammen mit diesen in die Ordnung der Schnabelhafte, bilden innerhalb dieser aber eine eigene Familie. In Mitteleuropa kommen zwei Arten vor (Boreus hyemalis und Boreus westwoodi), die sich nur an kleinen Merkmalen beim Männchen unterschieden, die am Foto nicht erkennbar sind. Die Weibchen lassen sich nicht unterscheiden. Weltweit sind 12 Arten bekannt.
Auffällig ist wie bei den Skorpionsfliegen die schnabelartig ausgezogene Kopfregion. Winterhafte besitzen keine Flügel. Bei den Weibchen sind sie komplett reduziert, die Männchen hingegen haben sichelförmige Haken zurückbehalten, die eine wichtige Rolle bei der Paarung spielen. Mit diesen abgewandelten Flügelstummeln hält das Männchen sein Weibchen an den Vorderbeinen fest. Interessanterweise ist es bei dieser Art daher so, dass im Gegensatz zu vielen anderen Insekten das Männchen das Weibchen auf dem Rücken trägt.
Die Eier werden dann einzeln in den Boden gelegt. Im Frühjahr schlüpfen die Larven und benötigen bei Boreus westwoodi zwei Jahre, bis aus ihnen das Vollinsekt entsteht. Die Larven können Spinnseide herstellen, die sie zur Konstruktion einer Puppenkammer im Boden nutzen.
Der Name Schnee- oder Gletscherfloh beschreibt nicht nur die Vorliebe für die kalte Jahrezeit, in der sie auch auf Eis und Schnee gefunden werden, sondern auch die Fähigkeit, sich mit den langen Hinterbeinen bis zu 30 cm wegzukatapultieren, wenn Gefahr droht. Anschließend stellen sie sich tot, um ihren Feinden zu entkommen.
Winterhafte treten etwa von Oktober bis Ende März als erwachsene Tiere in Erscheinung. Sie leben gerne in Moosen, suchen aber auch auf der Schneedecke nach Nahrung wie toten Insekten oder Pflanzenmaterial. Sie sind derart gut an winterlich kalte Temperaturen angepasst, dass sie ab ca. 15°C den "Hitze"tod sterben. Die Verdauung erfolgt wie bei Spinnen extraintestinal, also außerhalb des Körpers. Dafür speicheln sie die Beute ein und saugen sie dann im gelösten Zustand über den Schnabel auf.
Angeblich ist der Gletscherfloh europaweit in Gärten, Parks, Mischwäldern und auch auf Wiesen regelmäßig anzutreffen. Allerdings entgeht er durch seine winterliche, verstecke Lebensweise und geringe Größe wohl häufig der allgemeinen Aufmerksamkeit.
Fotograf: | Ajott (AGFID6829) |
Aufnahmeort: | Ostvorpommern, Mecklenburg-Vorpommern |
vorgefundener Lebensraum: | Waldweg zwischen Kiefernmischwald und Niedermoor |
Aufnahmedatum: | 27. März 2013 |