leichte Tonwertabrisse in Höhen/Tiefen - wie bearbeitet ihr?

Hier seid ihr richtig, wenn ihr mehr aus euren digitalen Bildern machen möchtet.
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schika
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leichte Tonwertabrisse in Höhen/Tiefen - wie bearbeitet ihr?

Beitragvon schika » 19. Aug 2015, 09:50

Hallo ihr,

mich würde eure digitale Bildbearbeitungsweise /-herangehensweise
interessieren.

Konkretes Beispiel:

Manchmal sprengt das Licht trotzdem den Dynamikumfang der Kamera. Es gibt
ausgebrannte Stellen in den Höhen und Tiefen Es ist aber nicht so, dass das Bild
nicht mehr zu gebrauchen wäre. Beides kann man noch in Photoshop RAW Converter
anpassen. Das Bild hat somit keine verlorene Pixel mehr, ist dafür durch die
Reglerschieberei bei Lichter/Tiefen/Kelvingrade ziemlich kontrastarm.
Manche Pixel - zB die im gelösten Hintergrund beinhalten bei diesem Ausgangsbild
keine Details - nur Farbe.

Wie handhabt ihr das?

- Stellt ihr über den RAW Converter zuallererst alle Pixel wieder her und
versucht im Photoshop mit unzähligen Kurven von Farbe, Kontraste und Sättigung,
das Bild wieder ansehnlich zu machen, oder pfeift ihr einfach auf die Pixel, die
im Nachhinein sowieso keine Bedeutung mehr haben.
(zB. heller HG, direkter Sonnenkreis bei Auf-oder Untergang)

Das ursprüngliche Bild entspricht oftmals meinen Vorstellungen (bis auf die
wenigen verlorenen Pixel). Stelle ich alle wieder her und versuche im Photoshop
das Ursprungsbild (diesesmal ohne ausgebrannten/abgesoffenen Flecken) zu
reproduzieren, ist das sehr viel Arbeit und erinnert mich eher an massenhaften
Pfusch.

Würde mich interessieren, wie ihr das seht!

Liebe Grüße
Kathi
Liebe Grüße
Kathi
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Beitragvon ji-em » 19. Aug 2015, 10:09

Hoi Kathi,

Das sind viele, viele Fragen ...
Sie gehen aber in meiner Augen zum Wesentliche der Fotografie ...

- Helle oder dunkle Lichter restaurieren ist, meiner Meinung nach,
oft nicht nötig oder erforderlich. In der Tat ist das Licht "in Natura" oft
einfach so blendend, dass es nichts anders ist als ein unerträglich helles Weiss.
Und das gleiche gilt auch in den dunkle Bereiche ...
- es geht deshalb darum zu urteilen, was WESENTLICH ist ... und Wesentlich
kann sehr gut sein, dass ein Bild kein Schwarz oder kein Weiss enthällt ... oder
eben, sehr viel Weiss oder sehr viel Schwarz.
- die Entwicklung vom Bild muss deshalb vor allem den Autor passen.
Ob es dann jemand anderes gefällt ist ... nicht Wesentlich ... es sei denn
man will seine Bilder verkaufen oder benützen um gewisse Aussagen zu
vermittlen.
- es braucht eine gute Portion Selbstvertrauen und Frechheit, z.B. hier im
MF, Bilder zu zeigen die Ausgebrannt sind ... ! Hier wird hauptsachlich
"Mainstream" produziert ... Bilder die an möglichst viele durchschnittliche
Betrachter gefallen ... Das ist kein Vorwurf an MF ... es ist aber die Folge
von den viele gleichlautenden Kommentare ...

- Alle Bearbeitungen die du in Camera RAW machst, verursachen weit weniger
Folgenprobleme als was du in PS machst ! Entrauschen, Schärfen, Maskieren, Aufhellen,
Abdunklen ... u.s.w.

- Sehr viele Bearbeitungen in PS produzieren Artefakten ... Ich mache in PS
so wenig wie möglich.

Grundsatz bleibt: Vor Ort möglichst genau arbeiten ... eventuell einige
Belichtungsvarianten ausprobieren damit du Zuhause so wenig wie möglich
machen musst.

Lieber Gruss,
Jean ... der das alles schön schreiben kann ... es oft aber nicht umsetzen kann ! :wink:
Zuletzt geändert von ji-em am 19. Aug 2015, 10:49, insgesamt 2-mal geändert.
Vergleichen macht vieles klar ... ! :-)
Mein Kommentar wiederspiegelt nur meine momentane, bescheidene, persönliche Meinung.
Bitte, auf kein Fall, persönlich auffassen auch wenn ich mich irreführend mitgeteilt habe.
Ich lese lieber 2-3 aufrichtige, negative Kommentare ... als gar keine ! :-)
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Beitragvon ULiULi » 19. Aug 2015, 10:45

Hallo Kathi,

ich gucke immer auf das Histogramm. Es sollte zum Bildinhalt passen.
Wenn Schwarz im Bild ist, soll das Histogramm auch bis an den linken
Rand reichen, wenn Weiß im Bild ist, bis an den rechten Rand.
Nur wenn eine gewisse Anzahl schwarzer und/oder weißer Bereiche
im Bild ist, darf an dem entsprechenden Ende des Histogramms schon
mal ein "Türmchen" entstehen. In der Regel laufen alle(!) Kurven zu den
beiden Enden hin mehr oder weniger flach aus. (Besonders die blaue
Kurve läuft in den Tiefen gerne mal ohne Grund gegen die Wand und
sorgt so für falsche Farben, z.B. Olivgrün statt Grün.)

Um tiefe oder helle Bereiche aufzuhellen, eignet sich m.E. eine Grada-
tionskurve am besten, weil die Regler eher zu unschönen Tonwertüber-
gängen neigen. Die Kurve könnte dann z.B. so wie unten aussehen.
Links unten Aufhellung der Tiefen, rechts oben Abdunklung der Lichter.
Man muss darauf achten, dass die Kurven nirgendwo zu flach werden.

Falls Du nicht in einem Rutsch jpgs aus dem RAW-Konverter zauberst,
arbeite möglichst lange mit 16 Bit Farbtiefe um Tonwertabrisse zu ver-
meiden. Erst der letzte Schritt ist die Umwandlung in ein 8 Bit JPG.

LG / ULi
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Beitragvon schika » 22. Aug 2015, 13:14

Hallo ihr,
es ging mir nur darum, womit man bessere Ergebnisse erziehlt. Zuerst in Canon
CameraRawConverter die Pixel reparieren, oder besser gleich mit Photoshop
arbeiten.

Uli, dann sieht meine Kurve ja genau gleich aus :-). Die zweite Möglichkeit ist
auch eine ganz gewöhnliche S-Kurve, wobei ich mit Luminanzmasken die hellsten
Lichter und dunkelsten Tiefen herausmaskiere. Das geht auch gut.
Je nachdem wie genau ich arbeiten möchte/muss.

Also nur Grobeinstellungen bei CameraRaw und dann lieber die Feinheiten bei PS?

Liebe Grüße
Kathi
Liebe Grüße

Kathi
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Beitragvon StephanFingerknoten » 22. Aug 2015, 14:57

Hallo Kathi,

ich gehe in "solchen" Fällen (vorausgesetzt, ich schaue genau hin und
identifiziere die TWA's auch als solche ;-) ) eher etwas grobmotorischer vor:
grundlegende Beurteilung des Histogramms im RAW (da nutze ich LR), falls angebracht hier
Gradationskurven (ähnlich der von ULi', wenn es denn zum Bild passt). Danach in PS und
hier meist noch zusätzliche Ankerpunkte in der Gradationskurve bei den ganz hellen bzw.
ganz tiefen Tonwerten (das was Du oben als Herausmaskieren bezeichnest). Und wenn ich ganz
viel Lust und Zeit habe, dann noch Luminanzmasken für alles Mögliche ... da muss ich aber
wirklich Muse haben ;-).

Und klar: so lange wie möglich bei 16-Bit.

Ob ich damit "bessere" Ergebnisse erziele, liegt wie immer im Auge des
Betrachters ;-).

LG
Stephan
Ich bin der mit dem -PH

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