Kaufberatung Arbeitsgerät

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alex123
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Beitragvon alex123 » 17. Jan 2025, 17:17

Liebe Gemeinde,

bevor ich mein Anliegen vorbringe, will ich mich kurz vorstellen. 36 Jahre jung, Ingenieur, verheiratet. Mit Fotografie hatte ich in letzter Zeit so gut wie nichts zu tun (als junger Mensch aber gelegentlich mit Papas alter Praktica BMS, das hat auch durchaus Freude gemacht); und vermutlich wäre es auch so geblieben, wenn ich nicht beruflich dazu gekommen wäre, viele kleine Materialproben dokumentieren zu müssen.
Ihr ahnt es schon, ich benötige also eine Kaufberatung; und zwar nicht für eine Kamera oder ein Objektiv, sondern beides, volles Programm. Die Auswahl an Herstellern und Systemen erschlägt mich ziemlich, und obwohl meine Anwendung eigentlich sehr spezifisch ist, blick ich absolut nicht durch.
Was konkret ist gesucht:
  • Kamera und Objektiv für die Abbildung von kleinen Objekten von 1-10mm. Das Setup muss nichts anderes können, auch nicht eventuell oder später. Das jedoch mit, ich nenne es mal vorzeigbaren Ergebnissen (nach Abschluss einer gewissen Lernkurve, versteht sich; Meister fallen glücklicherweise nicht vom Himmel)
  • Budget etwa 1000€ - die dürfen gerne ausgereizt werden; mit Provisorien fangen wir gar nicht erst an.
  • Stativ ist vorhanden, Ringleuchte oä wird noch angeschafft

Was ich bis jetzt weiß, ist eigentlich nur, dass für meine spezifische Anwendung eine Festbrennweite, 1:1, Richtung 50mm geeignet sein müsste. Außerdem haben meine Materialproben oftmals glatte, glänzende Stellen mit harten Reflexen - hab irgendwo gelesen, dass das gewisse Anforderungen an die Farbkorrektur des Objektivs stellt.
Es muss auch gar nicht das absolute Preis-Leistungs-Optimum oder die eierlegende Wollmilchsau oder sonst irgendwas besonders sein; einfach nur ein gut geeignetes Setup für diese eine Anwendung.

Es wäre natürlich naheliegend, sich einfach im Fotogeschäft des Vertrauens beraten zu lassen. Leider bin ich an gewisse Beschaffungsrichtlinien gebunden und mehr oder weniger gezwungen, online zu bestellen und das günstigste Angebot zu wählen. Das bedeutet, ich könnte durchaus ins nächste Geschäft gehen und mich dort beraten lassen, dürfte dort aber höchstwahrscheinlich nicht kaufen, und das find ich unredlich, die haben ihre Zeit schließlich auch nicht gestohlen.

Habt ihr da vielleicht ein oder zwei Empfehlungen?

Gruß
Alex
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Beitragvon Adalbert » 17. Jan 2025, 18:20

Hallo Alex,

herzlich willkommen im Forum.

Wenn Du Objekte in der Größe von 1mm fotografieren möchtest,
dann wirst Du mit einem Makroobjektiv keine hochauflösenden Bilder davon machen können.
Und wenn Du sie komplett scharf haben willst, dann musst Du Focus Stacking verwenden.

Es kommt also darauf an, ob Du Objekte in 10 mm Größe oder eher in 1 mm Größe fotografieren willst.
Davon hängt auch die dafür benötigte Ausrüstung ab.

LG, ADi
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Beitragvon alex123 » 17. Jan 2025, 18:54

Hallo Adalbert,

danke für die Antwort. Die Maße der Proben variieren tatsächlich so sehr. 1mm ist vielleicht ein Extremwert; sagen wir mal 95% aller Objekte liegen irgendwo zwischen 4x4x4 und 10x5x5mm³.
Wenn Stacking nötig ist, ist es eben nötig.

Gruß,
Alex
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Beitragvon rincewind » 17. Jan 2025, 20:24

Hallo Alex,

ich mache beruflich ziemlich viele Fotos von Materialproben, sowohl von Kunststoff als auch
Metallproben, von transparent mit Einschlüssen bis zu Hochglanz bei Metallen, vom Bereich
ca. 0,02mm bis 30cm, also eigentlich alles was das Herz begehrt
Für den Bereich den Du schilderst müsstest Du mit einer Olympus (muß nicht das teuerste Model sein, sollte aber braketing können)
dem 60 Makroobjektiv und einer Raynox Nahlinse ganz gut hinkommen.
Mit 1000€ wird es allerdings knapp, aber viel mehr muß es auch nicht sein.
Ganz wichtig ist die Beleuchtung. Je nach Art der Probe ist allerdings ein Ringlicht nicht das Ideale.
Um Oberflächentopologien darzustellen ist eher ein seitliche Lichteinfall sinnvoll. Da kann man aber viel mit einfachen Mitteln improvisieren.

Wenn Du mir genauer sagt was Du dokumentieren willst und worauf es Dir ankommt kann ich Dir mal Beispielfotos machen.
(Wenn Du mir ein Muster schicken kannst/willst auch gerne direkt daran)
Wenn Du hieran interessiert bist schreib mir einfach eine PM.

LG Silvio
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Beitragvon alex123 » 18. Jan 2025, 09:21

rincewind hat geschrieben:Quelltext des Beitrags
Wenn Du hieran interessiert bist schreib mir einfach eine PM.

Du hast Post :DD
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Beitragvon krimberger » 21. Jan 2025, 10:01

alex123 hat geschrieben:Quelltext des Beitrags dass für meine spezifische Anwendung eine Festbrennweite, 1:1, Richtung 50mm geeignet sein müsste


Hallo Alex,
1mm scheint mir schon ein gewaltiger Vorsatz für dein Vorhaben, das ist ein Fliegen- oder Bienenauge. Ein Makroobjektiv mit 1:1, wie du schreibst kann ohne spezielle Zusätze bei einer Vollformatkamera 36mm formatfüllend abbilden und die Kameras mit kleineren Sensoren wie Olympus können mit so einem Objektiv Gegenstände mit 17mm formatfüllend abbilden. Bei Olympus gibt es für deine Preisklasse das 60mm Makro oder noch günstiger das 30mm Makro. Da könntest du es mit deinem Budget bis ca. 3:1 (so ca. 6mm Objekte) inklusive der zusätzlichen Zwischenringen und Vorsatzlinsen wie Raynox mit deinem Budgetrahmen eventuell schaffen.
Für 1mm Objekte wirst du um sehr spezielle, meist manuelle Objektive wie das Laowa ultra macro bis 5:1 oder Ähnlichem nicht herum kommen. Das würde auch für deinen Budgetrahmen eventuell noch gehen. Allerdings, um 1mm formatfüllend auf den doch eher günstigeren Olympus MFT Sensor (17mm) zu bringen, brauchst du mehr als 10:1 als Abbildungsmaßstab bei der Optik und bei Vollformat (36mm) liegst du bei einem erforderlichen ABM >20:1. Das wird mit einer einzigen Optik bei diesem Preis nicht lösbar sein.

Um solche Objekte in einer vernünftigen Gesamtschärfe zu bekommen, wirst du um Stacking mit einem guten Stackingschlitten bei manuellen Objektiven nicht herumkommen, was zu beträchtlichen Extrakosten führt. Bei den Automatikobjektiven kannst du bei den meisten Systemen, Bilder mit internen Fokusverlagerungen erzeugen, was die Sache vereinfacht und um einen Kostfaktor senkt.
Die oben beschriebenen 2:1 bis 3:1 also bis ca. 6mm Objekte solltest du mit der beschriebenen Olympuskombination zu deinem Preis erreichen können.
Die Beleuchtung ist allerdings nochmals ein eigenes Kapitel!
Grüße
Kurt
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Beitragvon alex123 » 21. Jan 2025, 11:01

Hallo Kurt,

danke für die ausführliche Antwort. Offenbar muss ich hier etwas zurückrudern: Die 1mm großen Proben wären eher die absolute Ausnahme - in meiner Unkenntnis dachte ich, 1-10m wäre so eine "typische" Range für Makros; dass das so nicht stimmt, hab ich jetzt gelernt.
Damit wir mehr Klarheit haben, erzähl ich mal etwas mehr (wollte nur den ersten Beitrag nicht überladen, ist kein Geheimnis). Ich arbeite in einer Forschungsgruppe, in der wir Kristalle für die Grundlagenforschung züchten; im Moment beispielsweise dotierte Kristalle für Infrarotlaser (wer was damit anfangen kann, z.B. Cr-dotiertes ZnSe). Ich bin hauptsächlich für den technologischen Part verantwortlich, muss aber meine Ergebnisse gelegentlich auch veröffentlichen. Mittlerweile haben wir auch recht schöne Kristalle hinbekommen, haben aber keinerlei Knowhow und Ausrüstung, sie mal ordentlich zu fotografieren (es geht hierbei übrigens nicht um optische Analyse oder so, dafür haben wir gute Auflicht- und sogar Elektronenmikroskope; deren Vergrößerung ist aber viel zu hoch und die Schärfentiefe zu schlecht). Gute Kristalle liegen bei dem aktuell untersuchten Materialsystem irgendwo zwischen 5x5x5mm³ und 10x10x10mm³.
Meine eigenen Kristalle mag ich nicht ganz so gerne zeigen; aber hier wäre mal ein Beispiel, wie man sich das so vorzustellen hat (hoffe, es ist ok, auf Fotos zu verlinken; ist von einem wissenschaftlichen Paper, mit dem wir inhaltlich absolut nichts zu tun haben): https://pubs.rsc.org/image/article/2023 ... hi-res.gif
Das Millimeterpapier ist in unserer Zunft übrigens tatsächlich so üblich :wink:
Das wäre so ungefähr die Qualität, die wir gerne wenigstens erreichen würden, eigentlich aber lieber noch etwas besser (schärfer). Wie gesagt, Budget darf ausgereizt werden, wenn dann auch entsprechend gute Fotos bei rumkommen.

Gruß, Alex
Zuletzt geändert von alex123 am 21. Jan 2025, 11:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Adalbert » 21. Jan 2025, 12:00

Hallo Alex,

ich habe vor vielen Jahren etwas Ähnliches fotografiert.
Aurichalcit: https://live.staticflickr.com/4314/3606 ... e050_o.jpg
Kosiderit: https://live.staticflickr.com/4324/3523 ... 4042_o.jpg
Dioptas: https://live.staticflickr.com/4307/3592 ... 22fd_o.jpg
Vanadinit: https://live.staticflickr.com/4218/3564 ... f91d_o.jpg

Dafür reichten mir die Mikroskop-Objektive von 5x bis 10x.

LG, ADi
Zuletzt geändert von Adalbert am 21. Jan 2025, 12:01, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon krimberger » 21. Jan 2025, 12:01

Hallo Alex,
ich habe meine Formulierung bewusst zum Überlegen in Richtung extremen Maßstab formuliert um auch zum Nachdenken, "brauche ich das oder brauche ich das nicht", anzuregen. Das Millimeterpapier ist in der Regel scharf und den Kristallen fehlt es an Schärfe. Das ist wahrscheinlich mit herkömmlicher Fotografie ohne Stacking bei so tiefen Objekten schwer möglich. Deine Objekte brauchen bei dieser Darstellung meist 5mm plus Rand von nochmals 5mm (2*2,5) so bist du bei 10mm abzubildende Breite. Da du eher quadratische Objekte hast, ist meiner Meinung die kurze Seite des Sensors für eine Abbildungsmaßstabberechnung wesentlicher. Der Olympus MFT Sensor mit 17,3*13mm liegt daher mit den 13mm Abbildungsbreite für dich ziemlich richtig bei 1:1. Mit dem internen Stacking von den meisten Olympuskameras und dem 60mm Makro sollten deine Probleme lösbar sein.
Internes Stacking beherrscht meines Wissens erst die EM5.3 und bessere Modelle von OM. Die billigeren Modelle können Fokusreihen (Bracketing) erstellen. Die Zusammensetzung zu einem Bild (Stack) funktioniert bei den billigeren Modellen (EM5.1, EM5.2, Em10.x) extern mittels Software am PC.

Vielleicht kannst du bei einem Fotohändler in deiner Nähe eine solche Kombination testen, dann hast du wahrscheinlich eine bessere Vorstellung? Bei OM gibt es immer wieder Testtage.

Die Beleuchtung von derartig reflektierenden Motiven ist aber auch eine ziemliche Herausforderung.



Grüße
Kurt
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Beitragvon alex123 » 21. Jan 2025, 13:14

Hallo Kurt und Adalbert,

danke für die hilfreichen Antworten. Die Olympus EM5 gibt es beispielsweise für 600€ in gutem gebrauchtem Zustand mit 12 Monaten Gewährleistung - ist das sinnvoll, sowas gebraucht zu kaufen? Finanziell wäre es natürlich schon reizvoll, auch weil dann mehr Geld für Beleuchtung und Objektiv übrig bliebe und wir sowieso gerne sparen. Wenn der Akku nicht mehr so lange hält, wär mir das egal. Kann irgendwas anderes so sehr verschleißen, dass von einem Gebrauchtkauf unbedingt abzuraten wäre?
Edit: Ich seh gerade, dass es die EM10 neu für um die 700€ gibt - für den Preis gibt es aber auch eine gebrauchte 5.3. Jetzt hadere ich mit mir, ob es das interne Stacking braucht oder nicht.

krimberger hat geschrieben:Quelltext des Beitrags Vielleicht kannst du bei einem Fotohändler in deiner Nähe eine solche Kombination testen

Würd ich gerne, aber mich in Fachgeschäften ausführlich beraten lassen und dann anderswo billiger kaufen (Beschaffungsrichtlinie...) mach ich nicht.

Adalbert hat geschrieben:Quelltext des Beitrags Dafür reichten mir die Mikroskop-Objektive von 5x bis 10x.

Hab zwei kleine Dioptas- und Vanadinit-Stufen zuhause :wink: Sind das kleine Fluorite auf dem Siderit? Sehr hübsch! Hast du die Fotos auch mit Maßstab? Unser Auflichtmikroskop hat 5x als kleinste Vergrößerung, und erreicht damit ein Sichtfeld von knapp 2mm Durchmesser - das ist super für optische Analyse, reicht aber nicht für den ganzen Kristall.

Gruß,
Alex
Zuletzt geändert von alex123 am 21. Jan 2025, 13:28, insgesamt 3-mal geändert.

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