Beitragvon Artengalerie » 18. Jul 2017, 22:19
Userbeitrag von Felix Speiser:"...Und da sass ich im Garten und schaute mir wieder einmal unsere Hecke und das Netz der zu den Trichterspinnen gehörenden Labyrinthspinne (Agelena labyrinthica) an. Schön war es wirklich nicht, ob ich es wohl entfernen soll? Ein Gärtner hätte dies wohl schon vor einiger Zeit gemacht. So stand ich auf und besah mir das "Ding" noch einmal. Irgend etwas kam mir dann aber komisch vor (Abb.1) und, in der Tat, da waren viel zu viele Beine beim Trichtereingang. Rasch holte ich die Kamera, die zum Glück bereits montiert in der Nähe bereit war.
Holla, da ging es ja ganz schön heftig zu. Da vollzog sich doch gerade eine Paarung. Abb.2. zeigt das Männchen, das soeben seine Braut "bezirpt" und daran ist, zuzupacken, bzw. von vorne auf ihren Rücken zu springen und die nun erstarrte Braut (= Paarungsstarre) auf die Seite zu legen (Abb.3). Blitzschnell geschah dies.
Abb.4 zeigt einen Spermatropfen auf dem männlichen Taster (Pedipalpus). Abb 3 und 4 zeigen deutlich, wie sich der vorderste Teil des männlichen Tasters zu einem blasenartigen Kopulationsorgan (= Palpenorgan) entwickelte. Bei Spinnen wird das Sperma vom Palpenorgan entweder direkt von der eigenen Geschlechtsöffnung aufgenommen, oder aber auf einem zuvor angelegten Spermanetz "abgeholt". Woher der Spermatropfen hier kam, konnte ich nicht mit Sicherheit beobachten. Von Zeit zu Zeit wurde der Taster von der Epigyne (= weibliches Geschlechtsorgan) weggenommen und zu den Kieferklauen (Chelizeren) geführt, dann wieder auf den Taster gelegt. Irgendwo habe ich mal gelesen, dass dabei ein Speicheltropfen aufgenommen und anschliessend ein neuer Spermatropfen bereitgestellt wird. Ich kann aber die Literaturstelle dazu nicht mehr finden. Weiss jemand von Euch mehr dazu? Schade, dass man hier kein animiertes Gif einstellen kann, da könnte ich diese Bewegung gut zeigen. Nun dies geschah mehrmals.
Abb.5 zeigt gut, wie der männliche Taster zur Samenübergabe auf der weiblichen Geschlechtsöffnung (= Epigyne; http://de.wikipedia.org/wiki/Epigyne ) liegt. Der ganze Vorgang ist recht kompliziert, da spezielle anatomische Verankerungsvorrichtungen zwischen Epigyne und Palpenorgan sicherstellen, dass die Samen auch wirklich übertragen werden. In Abb.5 sind auch die beiden Chelizeren mit den eingeklappten Giftklauen des Weibchens gut sichtbar.
In den etwa 90 Minuten der ganzen Paarung wachte das Weibchen drei mal auf, um nach recht turbulenten Paarungstänzen des Männchens, jedes mal wieder in Starre versetzt, auf die Seite gedreht und mit neuen Spermatropfen beglückt zu werden. Anschliessend machte sich das Männchen unbehelligt rasch davon."Beitragsersteller:
Jürgen Fischer (AGEID723)
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