In die Dunkelheit...

Landschaftsfotos sowie Fotos aus Flora und Fauna, die keine Makrofotos sind, also einen Abbildungsmaßstab < 1:15 haben.
Ajott
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In die Dunkelheit...

Beitragvon Ajott » 27. Apr 2015, 13:42

Hallo zusammen,

ich kann mir denken, dass das vielleicht abgesehen vom Motiv nicht jedermanns Sache ist, aber ich
lasse es jetzt mal drauf ankommen. Es ist ein Stimmungsbild, welches für mich mit einem besonderen
Erlebnis verknüpft ist und welches ich daher kaum losgelöst betrachten kann. Obwohl es technisch
eigentlich missglückt ist (ich hatte keine Zeit die Einstellungen an die Situation anzupassen),
spricht mich die Aufnahme sehr intensiv an. Ich würde gerne wissen, ob das auch losgelöst vom
Kontext bei euch funktioniert und bin an ehrlichen Meinungen dazu interessiert.
Der nachfolgende Text versucht die Situation vor Ort ein wenig zu beschreiben, kann aber auch gerne
übersprungen werden (ist ja doch recht lang). Er bietet sonst keine wichtigen Mehrinformationen.

Vielen Dank und liebe Grüße
Aj



An einem Tag Ende November hatte ich meine Arbeit in Afrika beendet und beschloss, den letzten Tag
irgendwo im Krügerpark mit einer vielleicht etwas zu weit führenden Safaritour ausklingen zu lassen.
Die Straßen waren staubtrocken. Es hatte in diesem Jahr in der Region noch nicht geregnet, obwohl
man häufig abends beobachten konnte, wie sich Wolken am Horizont auftürmten, nur um doch nicht den
schon seit Wochen überfälligen Regen zu bringen. Viele Tiere hatten mit der trockenen sengenden
Hitze des Tages zu kämpfen. Ungewöhnlich waren die häufigen Sichtungen der Leopardenschildkröten (eine
der Tierarten der inoffiziellen "Little Five" die man in Afrika gesehen haben sollte),
die man sonst nur mit viel Glück zu Gesicht bekommt. Wie mir ein Ranger bereits erklärt hatte,
warteten auch diese kleinen Reptilien auf den Regen, den sie normalerweise gelegentlich Abends oder
Morgens aus den Pfützen auf den Straßen tranken. Den Geiern hingegen schien es sichtlich gut zu
gehen. Überall hingen sie in den Bäumen oder tummelten sich um Kadaver verendeter Wasserbüffel. Als
ich am späten Nachmittag den weitesten Punkt meiner Safari - ein Camp weit im Südosten das Parks -
erreicht hatte, war mal wieder eine Wolkenfront am Horizont zu sehen. Diesmal sah sie sehr
vielversprechend aus und kam schnell näher. Die Luft war regelrecht elektrisch aufgeladen und als
ich im Campshop für meinen ausgedörrten Rachen und den Rückweg etwas Wasser kaufen wollte musste mir
ein Angestellter mit der Taschenlampe den Weg leuchten, weil die atmosphärische Anspannung die
Stromversorgung des ganzen Camps lahm gelegt hatte. Es war drückend - nicht nur das Wetter, sondern
so allmählich auch die Zeit. Ohne Sondergenehmigung und Eskorde darf man nach 18:30 nicht mehr auf
den Straßen des Parks unterwegs sein. Kurz vor 5 wurde es nun allerhöchste Zeit, sich auf den
Rückweg zu machen. Inzwischen verdunkelten die Wolken den Himmel zu großen Teilen und tauchten die
vertrocknete Savanne in ein grünlich düsteres Licht.
Und in dieser fast schon unwirklichen Atmosphäre sah ich ihn - nach der ebenso überraschenden
Sichtung im Vorjahr meinen zweiten Leoparden in freier Wildbahn. Das Hochgefühl dabei ist schwer zu
beschreiben. Löwen zu sichten ist für viele (mich eingeschlossen, insbesondere da Löwen meine
Lieblingstiere sind) eine Sensation, und viele legen es gezielt darauf an, sie zu finden, tauschen
sich dabei mit anderen Touristen aus und studieren die allgemeinen Sichtungen des Vortags. Aber
Leopardensichtungen lassen sich aufgrund der eher heimlichen Lebensweise der Tiere schlecht planen,
sie sind fast immer Glückssache. In diesem intimen Fall war ich ganz allein auf der Straße. Ich sah
links eine geschmeidige Bewegung im Unterholz, die nicht von einem der üblichen Impalas zu stammen
schien, und plötzlich musterten mich aus dem Dickicht zwei Augen eindringlich. Fast augenblicklich
verlor das Tier das Interesse an mir und setzte seinen Weg fort und war verschwunden. Das ganze hat
nur wenige Sekunden und zwei Schnappschüsse (dieser hier und einer vom Hinterteil, bevor der Leopard
ganz verschwunden war) lang gedauert. Danach deuteten nur noch die minutenlangen Warnrufe der
Antilopen darauf hin, dass sich eine Raubkatze auf der Pirsch in der Nähe befand. Als ich
schließlich meinen Heimweg fortsetze, setzte auch der lang ersehnte Regen endlich ein...
Dateianhänge
Kamera: Canon EOS 600D
Objektiv: 70-300mm
Belichtungszeit: 1/320
Blende: 7.1
ISO: 400
Beleuchtung: spätnachmittags, Regenfront
Aufnahmedateiformat (RAW/JPG):
Beschnittsbetrag in % (Breite u. Hoehe): 0
Stativ: nein
---------
Aufnahmedatum: 21.11.14
Region/Ort: Krüger Nationalpark /Afrika
vorgefundener Lebensraum: Buschsavanne
Artenname: Leopard (Panthera pardus)
NB
sonstiges: Leicht geschärft, etwas aufgehellt, ein wenig mit den Kontrasten gespielt
leo01cmakro.jpg (438.7 KiB) 1295 mal betrachtet
leo01cmakro.jpg
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Beitragvon Werner Buschmann » 27. Apr 2015, 21:46

Hallo Anja,

Du sagst:

Das war die Lichtsituation wie Du sie erlebt hast?
Du hast nichts mehr am Bild verändert?

Ich frage deshalb, weil mir das Bild lediglich dunkel vorkommt.

Die von dir beschriebene Situation hat aber sicherlich nochmal
eine ganz eigene (unwirkliche?) Lichtqualität.

Vielleicht muss man da mit Filtern ran gehen, oder auch nicht.

Ansonsten warst Du erschreckend nahe an dem Leoparden dran.

Gut reagiert, Fokus und Rest ist in Ordnung.

Öffnest Du Dein BIld in Photoshop und setzt die normalen Mittel ein,
kommt ein ziemlich normales Bild raus.
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Beitragvon Werner Buschmann » 27. Apr 2015, 21:58

Hallo Anja,

Du sagst, Du arbeitest nicht mit Filtern.

Wenn ich mir Deine Schilderung vergegenwärtige,
erwarte ich eher so ein Bild.
Nur ein Filter eingesetzt, sonst nichts.

BItte PM, ich lösche es gleich wieder.

Such gleich mal nach dem Filter.

Color Efex Pro 4
Effekt: Photo Stylizer

Aber wie gesagt, ich arbeite damit eigentlich nicht.
Dateianhänge
-KOPIE-
leo01cmakro_127FF.jpg (496.63 KiB) 905 mal betrachtet
leo01cmakro_127FF.jpg
Zuletzt geändert von Werner Buschmann am 27. Apr 2015, 22:29, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Ajott » 27. Apr 2015, 22:02

Hi Werner,

danke für dein Feedback.
Nein, das ist nicht die Lichtstimmung, die vor Ort herrschte. Das Bild ist in der Tat einfach extrem
dunkel. Blende und Belichtungszeit waren für die düstere (aber nicht sooo düstere) Lichtsituation
einfach nicht passend, ich hab in dem Moment mit den vorherigen Einstellungen vom letzten Motiv
einfach drauf gehalten. Für den zweiten Schuss habe ich es gerade noch geschafft auf Automatik zu
stellen, das ist auch deutlich heller weil die Automatik im Wesentlichen die ISO angezogen hat..
aber das Motiv war dann leider nicht mehr sonderlich fotogen :roll:

Ich weiß, man müsste nach bald 3 Jahren davon ausgehen, dass sich meine Fotobearbeitungskünste ein
wenig ausgefeilt hätten, aber ich bin da nach wie vor eher Purist. Ich arbeite meist immernoch mit
einem OpenSource Programm für die üblichen Feinheiten wie nachschärfen oder Kontrast anheben, aber
was du mit iIttel bei PS meinst weiß ich nicht. Was macht man damit?
Vielleicht schmeiße ich morgen mal seit langem wieder meine alte Laptop-Möhre an, da habe ich noch
das Canon Bearbeitungsprogramm drauf. Damit geht doch schon etwas mehr.

Danke nochmal.

liebe Grüße
Aj
Dateianhänge
Kamera: EOS 600D
Objektiv: Tamron 90
Belichtungszeit: 1/400
Blende: 6.3
ISO: 3200
Rest siehe oben
leo02.jpg (492.22 KiB) 922 mal betrachtet
leo02.jpg
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Beitragvon laus1648 » 27. Apr 2015, 22:02

Hallo
Anja
ohne deine Beschreibung wäre das Bild so wie du sagst eher dunkel. Durch deine Text finde ich mich in der Situation sehr
gut wieder und kann das dann auch im Bild erahnen. Ich habe erst das Bild angeschaut und dann den Text gelesen. Ich
brauchte Beides um deine Emotionen und Gefühle zu verstehen, das Bild alleine war zu wenig.
Anyhow, muss ein tolles Erlebnis gewesen sein, das man nur schwer nachvollziehen kann
danke fürs Zeigen
Dieter
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Beitragvon Ajott » 27. Apr 2015, 22:07

Hmmm, wenn ich jetzt alle Versionen der Situation anschaue passt keine wirklich :roll:
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Beitragvon Werner Buschmann » 27. Apr 2015, 22:33

Hallo Anja,

wenn Du jetzt nach rechts belichtet hättest, durch ...
wie auch immer, hättest Du einfach Tonwerte, die nach rechts
verschoben sind.

Das Bild wäre dann heller.
Das kann man mit Photoshop easy machen.

Das ist ja die Frage?

War die Gesamtsituation dunkel oder war sie doch etwas heller?

Hallo Anja, merke schon, das ist zu bläulich geraten.
Dateianhänge
-KOPIE-
leo01cmakro_127FFKop3.jpg (485.82 KiB) 879 mal betrachtet
leo01cmakro_127FFKop3.jpg
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Beitragvon Werner Buschmann » 27. Apr 2015, 22:49

Hallo Anja,

so wäre es einfach nur heller.
Dateianhänge
-KOPIE-
leo01cmakro_127hell.jpg (483.84 KiB) 876 mal betrachtet
leo01cmakro_127hell.jpg
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Beitragvon schaubinio » 27. Apr 2015, 23:28

Hey Anja, mal von allen Farbspielereien abgesehen finde ich das eine ganz starke Aufnahme.
Schade das Du zu spät auf Automatik gegangen bist.Das zweite Bild zeigt in Ansätzen was uns
aus farblicher Sicht entgangen ist.

Die Nähe zu dem Leoparden zeigt wie dicht Du dran warst.Wahnsinn :good: :thank_you2:



Ich mag es trotzdem :yes4:
L.g Stefan, der mit dem -f-

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Beitragvon Ajott » 28. Apr 2015, 09:56

Hallo zusammen,

Werner, deine letzte Version passt für mich! Interessante Spielereien, die nochmal zeigen, wie man
am PC ein Bild noch vermurksen oder geradebiegen kann. Vielen Dank, dass du dich so intensiv damit
auseinander gesetzt hast. Ich bin froh, dass ich mich doch noch getraut habe das Bild einzustellen,
mir hat es wieder ein Stück was gebracht. :-D
Stefan, danke für deinen Kommentar. Die Automatik hatte natürlich den Vorteil, dass die Belichtung
besser gepasst hat, aber ansonsten finde ich die Stimmung sehr schlecht getroffen. Wenn man die
Version mal mit meinen anderen Afrikabildern vergleicht (zB. dem "Plüschbock" oder
"Africas next Top-Antilope") wirkt der Leopardenhintern recht blass und farblos und
spiegelt den afrikanischen Kontinent, wie ich ihn kennengelernt habe nicht wirklich wieder.

liebe Grüße
Aj
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