Morphofalter

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Guppy
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Morphofalter

Beitragvon Guppy » 17. Feb 2012, 12:16

Hallo
Blauer Morphofalter oder Himmelsfalter

Damit man als Tier nicht gefressen wird, kann man sich tarnen,
durch Farbe und Musterung sich dem Untergrund anpassen und dadurch mit ihm verschmelzen.
Der Rotfeuerfisch erreicht dies in seiner natürlichen Umgebung ebenfalls
auch dadurch, dass seine Flossenränder keine klar erkennbare Silhouetten aufweisen,
sondern ausfransen und somit mit dem Hintergrund verschmelzen.
Ein naher Verwandter der Rotfeuerfische hat sogar die verräterisch klar erkennbare
runde Pupille mit kleinen Fransen getarnt.

Eine stark auffällige Färbung kann auch dazu dienen, dass sich ein Feind daran erinnert,
dass es im Mund brannte oder bitter war, als er ein ähnlich gefärbtes Opfer fressen wollte.
Auch Feinde sind lernfähig.
Eine extrem auffällige Farbe im Tierreich, sofern sie nicht zur Balz benötigt wird,
bedeutet: Vorsicht, ich bin giftig.
Einige ungiftige Tiere machen sich diese Gegebenheit zum Nutzen und besitzen
eine Färbung entsprechend einem giftigen Tier (Mimikry).

Eine auffällige Färbung, z.B. Augenflecken, kann einen Feind verwirren,
weil er durch einen grossen Augenfleck, ein grosses Tier vermutet.
Da Opfertiere oft von vorne gefressen werden (sie rutschen besser den Schlund hinunter),
haben einige auffällige Fische den Augenfleck am hinteren Ende des Körpers.
Möchte ein Räuber in den vermuteten Kopf beissen, dann kann das "Opfer", ohne
sich zu drehen davon schwimmen.

Der blaue Morphofalter erreicht eine Flügelspannweite bis zu 12cm.
Seine Flügeloberseite ist auffällig blau leuchtend. Die Flügelunterseite ist braun
mit Augenflecken.
Damit er nicht gefressen wird, betreibt er ein Verwirrspiel.
Da er sehr gross ist, sind seine Flügelschläge von kleiner Frequenz und mit
einem Flügelschlag ändert er extrem stark seine Flughöhe. Wenn er durch den
südamerikanischen Wald fliegt, gleicht dies einer Light Show.
Da stellenweise das Tageslicht zwischen den Blättern hindurch bis zum Boden dringt
ist diese Show extrem verwirrend.
Auf der Flügeloberseite gibt es Stellen, die je nach Bilckwinkel, leuchtend blau
oder schwarz sind.
Man sieht etwas Blaues, dann ist es weg, etwas später ist es weiter unten
und schon ist es wieder weg. Mal ist das Blau schwach, dann wieder im Sonnenlicht
stark schillernd, zeitweise sieht man nichts, dann Augen und schon ist es etwas
weiter oben wieder Blau.
Als Räuber ist man irritiert und als Mensch lässt man den Unterkiefer fallen und
staunt ab der Pracht und dieser einmalig schönen Vorführung.
Der Morphofalter zieht weiter und das Fotografieren hat man versäumt.

Ich zeige hier etwas vergrössert (45:1) einige der blauen Schuppen der Flügeloberseite.
Nikon D7000, Mikroskop-Objektiv NIKON M Plan, 40/0.5 ELWD, 210/0,
Stack aus 82 Einzelbildern im Abstand von 0.001mm.
Mit Blitz aus dem richtigen Blickwinkel.

Gut Licht

Kurt
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Kamera: Nikon D7000
Objektiv: NIKON M Plan, 40/0.5 ELWD, 210/0
Belichtungszeit: Blitz
ISO: 100
Beschnittsbetrag in % (Breite u. Höhe): ca. 5 / 5
Artenname: Morpho peleides
Abbildungsmassstab: 45:1
sonstiges: Stack aus 82 Einzelbildern im Abstand von 0.001mm
01817_Nikon40_45zu1_Morpho_0001.jpg (476.95 KiB) 3161 mal betrachtet
01817_Nikon40_45zu1_Morpho_0001.jpg
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Beitragvon Hans.h » 17. Feb 2012, 13:24

Hallo Kurt,

Mit Freude sehe ich wieder ein neues Bild von Dir
und wieder mit der fast schon zum Standard gewordenen
hohen Qualität-- und mit Blitz aus der richtigen Richtung..Grins..
Ich kenne diesen Schmetterling nicht,aber schon alleine die
Farben seiner Flügelschuppen lassen auf ein sehr prächtiges
Tier schließen.Sehr schön auch Deine Erläuterungen.Da kann
man wieder mal sehen,frei nach dem Buch von Hoimar v.Ditfurth,
daß der Geist eben nicht vom Himmel fiel.Die Natur war halt schon
immer mit Intelligenz versehen und der Mensch wird mit all seinen
"Kopien",die er für seine eigenen Erfindungen hält,immer ein Stümper bleiben.


Gruß Hans.
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Beitragvon Danijel » 17. Feb 2012, 13:53

Hallo Kurt,
klasse Detailaufnahme. Die Struktur kommt klar und deutlich rüber.
Mich wundert nur dass du mit der D7000 arbeitest und diese gute Detailauflösung hinkriegst und neulich aber meintest dass die D800 schlechter dafür geeignet sei.

Im Cropmodus hast du ja im Prinzip nichts schlechteres.
Also wenn ich das so sehe, wird die Qualität nicht unter der 7000er liegen.
Grüsse Danijel

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Beitragvon HCS » 17. Feb 2012, 14:18

Hallo Kurt,
absolute Spitze. Hier fliegen nur so wenige Morphofalter. Aber dank Erderwärmung wird sich das wohl demnächst verbessern. :D
@Danijel
Sehe ich auch so. Rein »topologisch« hat sich kaum was geändert, doppelte Fläche, leicht mehr als die doppelte Pixelzahl. Da der Sensor bei der D7000 schon gut ist, wird er an der D800 eher noch besser sein. Ein bißchen Spielraum für technischen Fortschritt muß ja sein.
Grüße
Christian


www.natur-foto-technik.de
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Beitragvon Werner Buschmann » 17. Feb 2012, 14:46

Hallo Kurt,

:wink:

Aufgrund Deiner informativen Vorbemerkungen
fast auch ein wertvoller Beitrag für das dokumentarische Forum.
Danke für die Mühe.

Vom Bild bin ich begeistert.

Was mich etwas verwundert ist,
dass die Schuppen eine unterschiedliche
Breite haben. Ich habe Ein- bis Sechszacker
gezählt.
Wirklich interessant.

Werner
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Liebe Grüße, passt auf Euch auf und vergesst das Lächeln nicht!
Werner
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Beitragvon Guppy » 17. Feb 2012, 15:34

Hallo Danijel
In meiner Situation, Abbildungsmassstab grösser wie 1:1, sieht es etwas anders aus.
Die Pixelgrösse der Nikon D7000 entspricht etwa der kommenden Nikon D800.
Vermutlich wird die "Qualität der Pixel" bei der D800 etwas besser sein.
Bei gleichem Abbildungsmassstab zeigt die D800 einen etwas grösseren
Bildausschnitt.
Das mehr an Bildausschnitt zeigt aber die Qualität der Optik und somit
in diesem zusätzlichen Bereich mehr Randunschärfe und Farbränder durch die Chromatische Aberration.
1. Bedingt durch die Optik und
2. Durch den schrägeren Lichteinfall bei den Pixeln am Rand des Bildausschnittes.
Da ich oft Lupenobjektive (ZEISS Luminar) und Mikroskop-Objektive verwende,
werden deren Randprobleme (und diese sind stärker, wie bei "normalen" Fotoobjektiven) bei gleichem Abbildungsmassstab stärker sichtbar.
Möchte ich den gleichen Bildausschnitt mit einer D800 erstellen, dann muss ich 1.5 mal mehr optisch vergrössern
(das bringt optische Probleme) und ich habe dabei erst noch mehr Randprobleme.
Also, ist ein kleiner Chip, sofern er gut ist, vorzuziehen.
Die Anzahl Zeilen, die ein Luminar 25mm oder Mikroskop Objektiv auflöst, ist kleiner, wie
die Chipauflösung einer D7000! ... ?
Bedenken muss man aber, dass ein Objektiv ein analoges Bauteil ist. Die angegebene
Anzahl der Zeilenauflösung ist in einer kontinuierlich absinkenden Kurve (ich vermute) der
Punkt, wo noch etwa 80% (LP/mm) der maximalen Auflösung ist (bei 10% Kontrast).
Das Objektiv löst aber auch noch engere Linien auf, aber nicht mehr so gut.
Und genau darin macht ein mehr an Auflösung einer digitalen Erfassung Sinn.
Man kann dann mit Bearbeitung auch noch die Details herausholen, die nur zu 50% (LP/mm)
von der Optik aufgelöst werden.
Also Details, die vom Objektiv mit weniger wie 10% Kontrast abgebildert werden.

Bei einem Massstab kleiner wie 1:1, also makro und normal Fotografie bringt die D800
mit ihrer hohen Auflösung sicher mehr Details ins Bild.
Randunschärfe und Chromatische Abberation sind bei normaler
Fotografie und Objektiven nicht so stark wie bei Luminar und Mikroskop Objektiven.

Hallo Werner
Was mich immer wieder wundert, ich finde immer wieder neue interessante
Bereiche auf den inzwischen 3 Jahre alten Flügeln.
Ich vermute, dass ein Schmetterling mindestens, von der Form, etwa
5 verschiedene Versionen von Schuppen hat (eher mehr).
Auf dem Bild sieht man eine lange braune Schuppe.
Da diese langen Schuppen oft extrem Abstehen, sind sie schwer zu stacken,
deshalb sieht man sie vermutlich auf Bildern eher selten.

Man muss bedenken, dass das Betrachten, beurteilen und Suchen von Details
auf einem Flügel bei 40 Facher Vergrösserung und einer Schärfentiefe von
etwa 3 Tausendstel Millimeter sehr aufwendig ist. Die Schärfe muss sehr
oft eingestellt werden, ich sehe ja nicht ein schon gestacktes Bild.
Eine Flügelseite nimmt somit ohne weiteres 5-10 Stunden in Anspruch.
Zusätzlich kommt noch dazu, dass man einen "schönen" ohne Fehler
behafteten interessanten Bereich finden muss.
Oft fehlen Schuppen, sind verbogen, stehen zu sehr ab usw.
Staub findet man auf den Flügeln zum Glück eher selten.

Gut Licht

Kurt
Zuletzt geändert von Guppy am 18. Feb 2012, 11:11, insgesamt 3-mal geändert.
ji-em
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Beitragvon ji-em » 17. Feb 2012, 17:09

(Der Inhalt dieses Beitrags wurde auf Wunsch des Benutzers vom Administrator entfernt)
Vergleichen macht vieles klar ... ! :-)
Mein Kommentar wiederspiegelt nur meine momentane, bescheidene, persönliche Meinung.
Bitte, auf kein Fall, persönlich auffassen auch wenn ich mich irreführend mitgeteilt habe.
Ich lese lieber 2-3 aufrichtige, negative Kommentare ... als gar keine ! :-)
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Beitragvon Manni » 17. Feb 2012, 18:14

Hallo Kurt

Schreibe ja eher selten hier in diesem Unterforum,
aber mich würde mal interessieren,wie lange man mit so
einem Bild beschäftigt ist,natürlich auch mit EBV...

Saubere Arbeit,mir gefällt es sehr gut.
Liebe Grüße

Manni
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Beitragvon Guppy » 17. Feb 2012, 19:14

Hallo Manni
Schön, dich hier anzutreffen.
Bei diesem Bild hat alles bestens funktioniert.
Nach der Arbeit (beim Arbeitgeber), richtete ich zu Hause
etwa 1 Stunde lang ein. Auschnittsuche, Stackingbereich festlegen und starten.
Der StackShot ist dann etwa eine Stunde beschäftigt.
In dieser Zeit rüste und koche ich das Nachtessen.
Danach werden die Bilder übertragen, ausgewählt, konvertiert
und für den Stack vorbereitet, dann der Stack gestartet (alles in etwa 1/2 Std.)
Während die Software stackt verspeise ich das Nachtmal.
Der rohe Stack dieses Bildes war sehr gut.
Die Bildbearbeitung dauerte deshalb nicht lange, etwa 1 Std.
Somit kommen wir bei diesem Bild auf etwa 2 1/2 Std..

Bei problematischen Objekten, kann die benötigte (aktive) Zeit ohne
weiteres auf das 10 Fache ansteigen, vor allem auch deshalb, weil
ich oft 4-5 Stacks vom gleichen Objekt anfertige mit unterschiedlichem
Bildausschnitt oder anderer Vergrösserung.
Für die Bildbearbeitung habe ich auch schon 5 Std. gebraucht.

Das ganze drum rum an Einrichtung frisst natürlich auch Stunden.
Zur Zeit investiere ich pro Woche etwa 20 Stunden und fabriziere dabei
1-2 Bilder.

Du musst auch bedenken, dass ich wohl älter bin wie du, aber ich bin
noch nicht Grossvater.

Gut Licht

Kurt
Zuletzt geändert von Guppy am 17. Feb 2012, 20:41, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitragvon Segin » 17. Feb 2012, 20:16

Hallo Kurt,

die Aufnahmen gefällt mir ausgezeichnet. Die Ton in Ton Farben und die Plastizität
der Aufnahme finde ich klasse. Wirklich faszinierend!

Gruss Urs

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