die Laichsaison von Moorforsch und Erdkröte ist bei uns jetzt quasi vorbei. Nur noch ein paar hoffnungsvolle
Männchen dümpeln im Moorsee herum und werden sich in den kommenen Tagen auch zu ihren Sommerrevieren aufmachen.
Ich hatte für diese Saison eine ganz besondere Doku im Kopf. Ich hatte es auf den medizinischen Blutegel abgesehen, der bei
uns seinerseits jedes Frühjahr den laichfreudigen Amphibien nachstellt. Ich hatte hier schonmal ein
paar rein dokumentarische Bilder gezeigt, die aber im Wesentlichen noch aus Zeiten mit meiner Kompaktknipse stammten.
Da musste was aktuelles und im Idealfall besser bebildertes her.
Der Medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis) gehört in Deutschland zu den seltenen Arten. Neben akuten Sammelaktionen
im letzten Jahrhundert für medizinische Zwecke (Name!), welche die natürlichen Bestände drastisch reduzierten, ist heutzutage
vor allem der Lebensraumverlust eine der Hauptgefährdungsursachen. Der Medizinische Blutegel bevorzugt sich schnell
erwärmende, in der Regel daher flache und sonnige Gewässer mit geringem Nährstoffgehalt und krautigem Bewuchs. Sehr wichtig
ist zudem eine möglichst ausgeprägte Laichaktivität von Kröten oder Braunfröschen im Frühjahr. Entgegen älterer Berichte, die
die Notwenigkeit von Säugerblut für eine erfolgreiche Fortpflanzung der Egel annahmen, geht man heute davon
aus, dass in vielen Egelpopulationen Amphibien die wichtisgte und nicht selten einzige Nahrungsquelle darstellen.
Auch an meinem Fundgewässer ist es wahrscheinlich, dass es bis auf einige Ausnahmefälle kaum Gelegenheit zur sonstigen
Nahrungsaufnahme gibt. Der Moorsee ist fischfrei und die Gelegenheiten, wo ich in den letzten 8 Jahren mal ein verirrtes
Entenpärchen auf dem See beobachten konnte kann ich an einer Hand abzählen. Dafür strömen im Frühjahr hunderte von
Moorfröschen und Erdkröten ans Gewässer, die beste Zeit um die Egel zu beobachten.
Zur dieser Zeit erwachen die Egel aus ihrer Winterruhe, die sie am Grund des Sees verbracht haben und schwimmen umher.
Sie spüren ihre Beute über Schwingungen auf, die sich durch das Wasser weit verbreiten. Bewegt man sich längere Zeit an
einer Stelle am Ufer (z.B. als Makrofotograf

kommt, um sich der Quelle der Schwingungen zu nähern. So können sie theoretisch auch Säuger an Land aufspüren. Viel mehr
Schwingungsradau veranstaltet aber eine Horde von paarungswütigen Amphibien im Wasser. Das dürfte die Hauptfresszeit der
Egel sein. Mit einer sättigenden Mahlzeit kann ein erwachsener Blutegel im Ernstfall 1-2 Jahre überdauern. Um satt zu werden
müssen sie aber sicherlich mehrere Frösche oder Kröten attackieren, denn oft kann man die typische und recht erfolgreiche
Abwehrreaktion der Amphibien beobachten. Dazu verlassen sie fluchtartig das Wasser und versuchen mit den Beinen den
Parasiten abzustreifen. In der Regel verläuft eine Egelattacke für den Wirt glimpflich. Nur wenn sie in einer Saison mehrfach von
Egeln angezapft werden oder die Opfer noch sehr klein sind können sie unter Umständen bis zum Tode geschwächt werden. Die
jungen Egel haben es hingegen eher auf die Kaulquappen etwas später im Jahr abgesehen. Für diese endet der Zwischenfall tödlich.
Erst nach bis zu 5 Jahren sind die Egel ausgewachsen. Sie sind zwittrig. Im Spätsommer suchen sie das Land knapp oberhalb der
Wasserlinie auf um bis zu 5 Kokons mit je etwa einem Duzend Eiern abzulegen. I.d.R schlüpfen die jungen Egel noch vor dem Winter
und sehen im günstigsten Fall einer Lebensspanne von bis weit über 20 Jahren entgegen.
Weitere Informationen findet ihr direkt an den Bildern in der Datenmaske.
Ich hoffe euch können die kleinen "Biester" ebenso faszinieren wie mich.
Liebe Grüße
Aj