Wissenswertes über den Waldmaikäfer und seine Larven

Interessante Beobachtungen aus dem Leben unserer Makromotive oder unserer Naturmotive mit dokumentarischem Charakter
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Wissenswertes über den Waldmaikäfer und seine Larven

Beitragvon makrolino » 29. Nov 2016, 16:26

Hallo miteinander,
jetzt komme ich endlich dazu, mich im Doku-Portal ein wenig einzubringen. :yes4: :) Den Anfang will ich mit den Maikäfer-Larven machen.
Vielleicht interessiert es ja den ein oder anderen.

Vorwort:
Ende September hatte ich unter einem Rhododendron etwas Unkraut entfernt und Ordnung gemacht. Unsere Katze interessieren solche Arbeiten
immer ungemein und natürlich muss sie ihre Nase ständig in alles hinein stecken....... Manchmal erhält sie dafür die Quittung. Das war auch
an diesem Tag der Fall.
Ich war gerade gegangen, das Unkraut wegbringen, als ich einen fürchterlichen Schrei hörte. Ich also wieder zurück und geschaut, was los war. Kira
hüpfte wie von der Tarantel gestochen, schlenkerte wild mit dem Kopf und wischte sich mit der Pfote übers Gesicht. Als ich näher kam, hatte sie
sich von der großen orange-weißen Larve mit den zangenartigen Mundwerkzeugen bereits befreit.....welche schließlich auf einem Naturstein lag.
Das verschaffte mir die Gelegenheit, den werdenden Maikäfer-Nachwuchs kurz etwas genauer anzusehen und auch ein paar Bilder zu machen.
Das Ganze dauerte keine drei Minuten und ich habe darauf geachtet, mit der Larve besonders schonend und rücksichtsvoll umzugehen. Da sie
auf Lichtreize reagiert, wurde sie, während ich die Kamera in Position brachte, mit einem Licht undurchlässigen großen Blumenkübel
abgedeckt. Während des kurzen Fotografierens habe ich sie mit dem Körper abgeschattet.

Wissenswertes:
Die Maikäfer gehören zu den Blatthornkäfern. Sie leben in Wäldern oder an Waldrändern, Gärten und teilweise auch auf Feldern.
In der zweiten Aprilhälfte und im Mai schwärmen sie in den Dämmerungs- und Abendstunden aus ihrer Puppen-Stube aus. Ihr erster Flug führt sie
in den Wald oder seine Randgebiete, wo sie die jungen Triebe von vornehmlich Eichen, Ahornen und Buchen vertilgen. Ist das Nahrungsangebot sehr
schlecht, machen sie sich auch an Nadelgehölzen zu schaffen. Die Käfer orientieren sich dabei optisch. Sie sind in der Lage, Bäume aus bis zu drei
Kilometern Entfernung an der Silhouette zu erkennen.

Etwa zwei Wochen nach dem sogenannten „Reifungsfraß“ findet die Paarung statt. Für die anschließende Ei-Ablage benötigen die Tiere lockeren, gut
grabfähigen Boden. Dort legen sie in einer Tiefe von von 15 bis 25 Zentimetern die 2 -3 mm langen Eier ab. Ein Gelege umfasst etwa 24 Stück. Jedes
Weibchen legt in der Regel zwei solche Gelege.
Die Elterntiere versterben nach 6-7 Wochen Lebenszeit - verglichen mit ihrer langen Larven-Entwicklungszeit von 4-5 Jahren, ist das doch recht
kurz. Es gibt jedoch auch hier Ausnahmen. Es wird geschätzt, dass etwa ein Drittel der Weibchen länger lebt und nach einem erneuten Reifungsfraß
ein zweites Mal Eier legt.

Nach 4 bis 6 Wochen schlüpfen die Larven, auch Engerlinge genannt. Ihre Nahrung besteht in den ersten Tagen aus feinen Wurzeln (Mulum). Mit
zunehmder Größe fressen die Larven auch größere Wurzeln. Dabei können sie mitunter großen Schaden an jungen Bäumen verursachen (vor
allem bei massenhaftem Auftreten), was dazu führen kann, dass diese schließlich eingehen. Sie ernähren sich aber auch gern von Löwenzahn und
anderen krautartigen Pflanzen. Angelockt werden die Larven durch die Wurzelausscheidungen (CO2 und anderer flüchtiger Stoffe).
Bei Trockenheit verlassen die Engerlinge die oberen Bodenschichten und graben sich tiefer ein. Regnet es, findet man sie weiter an der Bodenoberfläche.

Die Larven überwintern unterhalb der Frostschicht.
Sie leben und fressen 4 Jahre im Boden und durchlaufen dabei drei Larvenstadien. Nach dieser Zeit sind sie vollständig entwickelt und haben eine
Länge von ca. 5 cm. Im 4. Fresssommer verpuppen sie sich in selbst gebauten Höhlen, den Puppenkammern, die bis zu 1 m tief im Erdreich liegen
können. Aus ihnen schlüpfen im Herbst, nach ca. 6-wöchiger Entwicklungszeit, die Jungkäfer. Diese bleiben bis zum folgenden Frühjahr (April/Mai) in
ihrer Puppen-Höhle und kriechen erst nach dem erreichen bestimmter Temperaturen als fertig entwickelte Maikäfer aus der Erde.
Es gibt jedoch auch Ausnahmen, wo dieser Entwicklungszyklus um ein Jahr verkürzt sein kann.


Weiteres:
Inteessant dürfte vieleicht auch sein, dass Löwenzahn in der Lage ist, sich gegen Fressfreinde, wie Maikäfer, zu wehren. Forscher des
Max-Planck-Instituts Jena haben heraus gefunden, dass der Löwenzahn ihnen den Appetit durch "Latex-Verbindungen" verdirbt.
https://www.mpg.de/9812667/schaedlinge- ... ahn-schutz


Zu den Aufnahmen:

Bild 1:
Gut zu erkennen sind die drei Beinpaare sowie die kräftigen Beißmandibeln. Am anderen Ende ist die quer verlaufende Afterspalte mit ihren
Borsten zu sehen.
IMG_8746_lr4_nic2_1200_copy.jpg (451.95 KiB) 493 mal betrachtet
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Bild 2:
Die Larve ist stark glänzend und glatt - hier besonders gut zu erkennen am Hinterleib. Die Füße sind ebenfalls behaart.
IMG_8755_lr3_nic2_1200_copy.jpg (400.28 KiB) 493 mal betrachtet
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Bild 3:
Sobald die Larve "Licht" registriert, versucht sie sich instinktiv einzugraben. Dabei fällt es ihr oft schwer, sich auf den Beinen zu halten. Die drei
Beinpaare sitzen am vorderen Körper-Drittel. Der lange schwere und gebogene Hinterleib ist daher schwer zu manövrieren, weswegen die
Raupen immer wieder aus dem Gleichgewicht geraten und umkippen.
Gut zu erkennen ist hier der Glanz des Engerlings und die typische seitliche Punkt-Zeichnung.
IMG_8767_lr4_nic2_1200_copy.jpg (473.46 KiB) 493 mal betrachtet
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Bild 4:
Ist nur noch eine Ergänzung der anderen Bilder. Es zeigt die Unterseite sowie das Bestreben, sich in das dunkle Erdreich zu vergraben.
Nachdem das Tier dieses Verhalten an den Tag legte, wurden die Aufnahmen sofort abgebrochen, das dunkle Gefäß zur Beruhigung wieder darüber
gestülpt und es vorsichtig zu seiner (vermutlichen) Fundstelle zurück gebracht. Leider konnte ich unsere Katze dazu nicht näher befragen. :wink:
IMG_8758_lr6_nic2_1200_copy.jpg (464.25 KiB) 493 mal betrachtet
IMG_8758_lr6_nic2_1200_copy.jpg



Die Aufnahmen entstanden alle am 25.09.2016 gegen 17:30 Uhr im Garten. Aufgrund der hohen Mobilität der Larve und des kurzen
Aufnahme-Zeitfensters, um die Larve nicht unnötig zu stressen, waren lediglich Freihand-Foto´s möglich, welche nur eingeschränkt
gelungen sind.
Bei Interesse dürfen sie gern in die Artengalerie übernommen werden.

Ich hoffe, dass ich alles richtig recherchiert habe. Ergänzungen sind natürlich jederzeit willkommen. :yes4:


Liebe Grüße,
Inka

(Qiellen:
http://www.lehrerweb.at/materials/gs/su ... _nagel.pdf
https://www.mpg.de/9812667/schaedlinge- ... ahn-schutz
https://de.wikipedia.org/wiki/Waldmaik%C3%A4fer
https://de.wikipedia.org/wiki/Feldmaik%C3%A4fer
http://www.bund-hessen.de/themen_und_pr ... maikaefer/
http://www.hortipendium.de/Maik%C3%A4fer)
Zuletzt geändert von makrolino am 29. Nov 2016, 18:13, insgesamt 7-mal geändert.
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Beitragvon Harmonie » 29. Nov 2016, 16:48

Hallo Inka,

das die richtig zwicken können, das nehm ich dir voll ab, bei den Zangen......
Die arme Katze!
Danke für deinen informativen Text und die Bilder dazu, die allesamt höchst interesant und auch gelungen sind.
Wieder etwas gelernt - Danke!

LG
Christine
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An dieser Stelle einen ganz herzlichen Dank an all die User, die meinen Bildern
Beachtung, Aufmerksamkeit und Kommentare schenken.
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--- Alle hier von mir gezeigten Bilder dürfen ungefragt für die Artengalerie verwendet werden. ---
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Beitragvon Werner Buschmann » 29. Nov 2016, 17:40

Hallo Inka,

tolle Story und noch bessere Bilder.
Sind allesamt sehr gut geworden.
Danke für die interessanten Informationen.

:DH:

Nur sicherheitshalber frage ich nach, ob der Text von
Dir eigenständig formuliert bzw. umformuliert worden ist.
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Werner
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Beitragvon Werner Buschmann » 29. Nov 2016, 17:46

Hallo Inka,

ich würde mit Deiner Erlaubnis den Eröffnungsthread in das Artenportal kopieren,
dann wissen die Kollegen, dass sie das Material verwenden dürfen, ok?
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Beitragvon makrolino » 29. Nov 2016, 17:58

Werner Buschmann hat geschrieben:Quelltext des Beitrags Nur sicherheitshalber frage ich nach, ob der Text von
Dir eigenständig formuliert bzw. umformuliert worden ist.

Hallo Werner,
jepp, habe ich.
Ich war mir nur unsicher, ob es die Quellenangaben dann trotzdem braucht (?).

Werner Buschmann hat geschrieben:Quelltext des Beitrags ...ich würde mit Deiner Erlaubnis den Eröffnungsthread in das Artenportal
kopieren, dann wissen die Kollegen, dass sie das Material verwenden dürfen, ok?

Du darfst gern. :)
Gute Idee.... :DH: ...und danke !!


Ansonsten freuen mich natürlich deine und Christine´s positive Rückmeldungen. :D Habt vielen Dank dafür !!


Liebe Grüße,
Inka
Zuletzt geändert von makrolino am 29. Nov 2016, 18:05, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Gabi Buschmann » 29. Nov 2016, 19:08

makrolino hat geschrieben:Quelltext des Beitrags welche nur eingeschränkt
gelungen sind.


... das finde ich nun wirklich nicht :-) .

Hallo, Inka,

spannende und gut bebilderte Dokumentation der Maikäferlarve.
Sehr informativ sind Text und auch die lebendigen Bilder, die das Verhalten
und die Details der Larve sehr gut zeigen.
Das habe ich mit Interesse und Vergnügen angeschaut und gelesen.
Interessant auch die Sache mit dem Löwenzahn!
Vielen Dank für diese tolle Doku!
Liebe Grüße Gabi
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Beitragvon Karin » 29. Nov 2016, 19:24

Hallo Inka
also sowas , jetzt beißen sogar die Larven :shock: da ist man ja nirgendwo mehr sicher :DD
:admin: für die sehr interessante Doku
viele Grüße
Karin
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Wissenswertes über den Waldmaikäfer und seine Larven

Beitragvon rincewind » 29. Nov 2016, 20:57

Hallo Inka,

Interessant, informativ und mit gelungenen Bildern illustriert. Sehr schön, Danke für Deine Mühe.

LG Silvio
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Beitragvon harai » 29. Nov 2016, 21:58

Hallo Inka,

früher gab es bei uns die Maikäfer massenweise; seit Jahren habe ich keine mehr gesehen. Aber durch Deine
Dokumentation und die sehenswerten Bilder habe ich eine Menge dazu gelernt. Alles Dinge, die ich so im
Detail nicht kannte. Danke!
Liebe Grüße
Rainer
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Beitragvon fossilhunter » 29. Nov 2016, 22:17

Hi Inka,

mittlerweile muss man die Larven und auch die Käfer selbst wohl schon zu den gefährdeten Arten zählen. Ich kann Rainer da nur zustimmen - früher (in meiner Kindheit) gab es die Käfer massenweise .. und die damalige Elterngeneration war da voll für die Bekämpfung der "Plagegeister" ...

Auch ich habe schon seit Jahren kein Exemplar (weder Larve noch Käfer) gesehen.

Danke fürs Zeigen der tollen Bilder als auch für den informativen Text !

lg

Karl
lg Karl

Ich erteile dem Makro-Forum die Generalerlaubnis, meine im Forum geposteten Bilder - mit Info an mich und Vetorecht meinerseits - zu duplizieren und in der AG einzubauen.

Mehr Infos zu Naturschutz und Makrofotografie in der Steiermark siehe : naturschutz.kaphi.at

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