Plagegeister

Interessante Beobachtungen aus dem Leben unserer Makromotive oder unserer Naturmotive mit dokumentarischem Charakter
Il-as
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Beitragvon Il-as » 8. Jul 2019, 16:47

Diesen armen Weberknecht hat es erwischt. Die Rote Samtmilbe (Trombidium holosericeum) lebt im Nymphenstadium parasitisch auf anderen Insekten, wie hier an Weberknecht. Sie ernährt sich von der Gewebeflüssigkeit ihrer Wirte.
Die Nahrungsaufnahme an dem Wirt kann mehrere Tage dauern, dann läßt sich die Larve zu Boden fallen und gräbt sich in den obersten Bodenschichten ein. Dann ist der Weberknecht die lästigen Parasiten wieder los.
Die Entwicklung der Roten Samtmilbe durchläuft mehrere Stadien, und zwar Larve, Protonymphe sowie Tritonymphe.

Sie ist auf den ersten Blick irgendwie unsympatisch, da sie scheinbar "auf Kosten anderer" lebt aber sie ist als ausgewachsenes Tier ein sogenannter "Nützling" weil sie am Tag bis zu 40 Blattläuse verspeist. Für das Bodenklima und die Bodenbeschaffenheit ist sie auch sehr wichtig. Sie verspeist nicht nur schädliche Insekten sondern ernährt sich unter anderem auch von Pilzen und Bakterien und regt somit den Aufspaltungsprozeß des Bodens an. Daher wird die Rote Samtmilbe von den Gärtnern als sehr nützlich angesehen.
Dateianhänge
Kamera: SLT-A58
Objektiv: MACRO 50mm F2.8 @ 50mm
Belichtungszeit: 1/100s
Blende: f/5
ISO: 320
Beleuchtung:Sonne
Aufnahmedateiformat (RAW/JPG):RAW
Beschnittsbetrag in % (Breite u. Hoehe):9%/9%
Stativ: Einbein
Infos zu Multishot-Techniken (z.B. Stack, HDR, Stitch):
---------
Aufnahmedatum: 06.07.2019
Region/Ort: Nordeifel
vorgefundener Lebensraum:Waldwegrand
Artenname:Trombidium holosericeum
NB
sonstiges:
Quälgeister.jpg (340.54 KiB) 385 mal betrachtet
Quälgeister.jpg
Zuletzt geändert von Il-as am 10. Jul 2019, 06:45, insgesamt 3-mal geändert.
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Beitragvon Ajott » 9. Jul 2019, 18:12

Liebe Astrid,

Man, den hats aber schwer erwischt. Ich frage mich immer, wie ein so kleines Tier damit zurecht kommt, so viel Körperflüssigkeit zu verlieren. Es wird auf jeden Fall nicht spurlos an ihm vorbei gehen, bei einem so doch schon stärkeren Befall. Vielen Dank für die Infos zur Lebensweise.

Dass du Milbe und Weberknecht bis zur Art benannt hast ist sehr mutig. Beides keine leichten Gruppen.
Für den Weberknecht würde ich Opilio parietinus mal ausschließen. Dieser hat deutlich hell gerandete Augenhügel, die ihn eigentlich unverwechselbar machen.. es lässt sich aber sogar auf die Entfernung erkennen, dass das hier fehlt. Welche Art es tatsächlich ist mag ich hier nicht spekulieren. Oft sind es Details am Aufenhügel, die auf die richtige Fährde führen, aber die sind an diesem Bild nicht wirklich erkennbar.
Bei der Milbe bin ich noch weiter raus. Es gibt unzähliche rotsamtige Milben, die schon im Erwachsenenalter schwer zu unterscheiden sind, selbst für Spezialisten und an formatfüllenden Aufnahmen. Ich denke mit der Familie Trombidiidae ist man auf der sicheren Seite.

Liebe Grüße
Aj
Zuletzt geändert von Ajott am 9. Jul 2019, 18:13, insgesamt 1-mal geändert.
Wer an allem zweifelt sollte darauf achten, dass gesunde Skepsis nicht bald zur blinden Paranoia wird.
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Beitragvon Il-as » 9. Jul 2019, 19:26

Ajott hat geschrieben:Quelltext des Beitrags Dass du Milbe und Weberknecht bis zur Art benannt hast ist sehr mutig


Hallo Aj,

ich würde eher sagen, schusselig. :pardon:

Ich hatte im Internet Bilder von Weberknechten mit diesen Samtmilben gefunden. Da waren diese Bezeichnungen angegeben. Ich habe die gedankenlos übernommen.

Sah doch gut aus, oder? :laugh3:

L G. Astrid
Zuletzt geändert von Il-as am 9. Jul 2019, 19:28, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitragvon ULiULi » 10. Jul 2019, 10:40

Hallo Astrid,

den Befall hast Du sauber dokumentiert und ich bin Dir glatt "auf den Leim gegangen" :lol:
Einzelne Milben finde ich auch immer mal - zumeist erst später am Monitor - aber so einen heftigen Befall habe ich wohl noch nie gesehen. Dass daraus die kleinen roten Spinnmilben werden (können), die man im Sommer im Garten sieht, habe ich hier gelernt :)

LG / ULi
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Beitragvon kabefa » 10. Jul 2019, 13:28

Hallo Astrid...

tolle Doku von dem geplagten Weberknecht...

und sehr gut beschrieben... den Werdegang dieses anfangs Parasiten...

bis hin zum Nützling. Danke für diese Foto-Präsentation. :admin:

LG Karin
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Beitragvon Gabi Buschmann » 15. Jul 2019, 10:08

Hallo, Astrid,

der arme Weberknecht ist ja wirklich arg in Bedrängnis, so
habe ich das noch nicht gesehen.
Auch wenn die Artenbestimmung nicht ganz richtig war,
so finde ich deine Ausführungen über die Samtmilbe sehr
interessant und spannend zu lesen. Das war mir in
dieser Form nicht klar. Vielen Dank!
Liebe Grüße Gabi
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Beitragvon piper » 17. Aug 2019, 19:42

Hallo Astrid,

da kann einem die Spinne fast ein wenig leidtun.
So viele auf der kleinen Spinne. Ich staune
auch manchmal wie das überstehen.
Liebe Grüße Ute

Die Freude am Kleinen ist die schwierigste Freude, denn es gehört ein großes Herz dazu.
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Beitragvon Corela » 29. Aug 2019, 14:32

Hallo Astrid,

den armen Kerl hat es aber schwer erwischt,
was der alles mit sich rumschleppen muss.
Dieser ganze Lebensuyklus ist interessant und war mir völlig unbekannt.
lG
Conny


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„Die Abende im Garten sind so schön, daß ich mich nicht entschließen konnte, mich an den Schreibtisch zu setzen“ – Max Liebermann, 1911.

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