Hi liebe User,
wer schon mal bei gleißender Sonne, bei größter Hitze das wilde, unstete Treiben verfolgen durfte, das Schmetterlingshafte im Fluge veranstalten, der kann vielleicht meine Begeisterung für diese filigranen Wesen nachempfinden!
Viele Tiere vermitteln einem eindrucksvoll die Schönheit der Natur, erzeugen Staunen und Achtung vor den Wunderwerken, die wir als Makrofotografen immer wieder aus nächster Nähe betrachten dürfen.
Schmetterlingshafte stehen in dieser Rubrik für mich ganz weit oben! Deshalb hier ein paar Informationen und hoffentlich für euch auch sehenswerte Bilder über diese Geschöpfe der Sonne:
In Mitteleuropa fliegen im deutschsprachigen Bereich die drei gezeigten Arten.
Longicornis taucht in Deutschland immer später auf als coccajus, es gibt auch nur sehr wenige Gebiete, in denen man beide deutsche Arten auf dem gleichen Areal antreffen kann.
Macaronius ersetzt longicornis im Osten, beide sind wohl erst in jüngerer Zeit geografisch so isoliert, dass eigene Arten entstanden sind.
Der wichtigste oberflächlich sichtbare morphologische Unterschied ist dort zu sehen, wo ich einen roten Punkt gesetzt habe:
Bei macaronius ist das basale Drittel des Vorderflügels zur Gänze gelb, bei longicornis dagegen überwiegend dunkel gefleckt.
Coccajus ist dagegen an dem zipfelig ausgezogenen schwarzen Basalfleck (roter Punkt) gut anzusprechen.
Schmetterlingshafte gehören zu den Netzflüglern. Sie werden noch manchmal mit Schmetterlingen oder Libellen verwechselt, aber im Gegensatz zu Schmetterlingen haben sie keine Schuppen auf den Flügeln.
Von Libellen und übrigens auch von allen anderen Gruppen der Netzflügler (Taghafte, Bachhafte, Ameisenjungfern, Florfliegen usw) unterscheiden sie sich durch lange, knopfartig erweiterte Fühler.
Welche Rolle diese auffälligen Organe aber bei den vorwiegend optisch orientierten Tieren spielen, kann ich nicht sagen, Litaraturstellen hierzu sind mir bislang nicht geläufig.
Optisch orientierte Räuber haben meist recht große Augen.
Bei den SH sind dies insektentypische Facettenaugen, allerdings als Besonderheit, zweigeteilte Augen!
Die obere Hälfte ist Untersuchungen zu Folge für das Sehen von UV - Licht verantwortlich.
Dies mag auch als Indiz dafür dienen, warum die Tiere am liebsten bei voller Sonneneinstrahlung fliegen, bei bewölktem Himmel aber sofort in Ruhepositionen gehen
Hier die Ruheposition, in der die Hafte ihre Flügel dachartig zusammenfalten und dann im Gras meist nur noch schwer zu sehen sind!
Ich konnte kürzlich einen ganzen Tag bis zu 15 Tiere beobachten, bei ständig wechselnder Bewölkung. Dabei fiel mir auf, dass sich die Tiere für kurzzeitige Ruhephasen an den verschiedensten Pflanzen in der Vegetation niederließen, manchmal auch oben in der Strauch und Baumschicht. Für längere Ruhezeiten und die Nachtruhe scheinen sie aber eindeutig dünne Grashalme zu bevorzugen, da sie sich mit ihren kleinen Klauen dort anscheinend am besten festklammern können.
Kurzfristige Ruhepausen werden sofort wieder aufgegeben, sobald die Sonne erscheint. Die Flügel werden wieder gespreizt und wie Kollektoren gegen die Sonne ausgerichtet.
Wer also Schmetterlingshafte mit geöffneten Flügeln von unten fotografieren will, muss fast immer mit grellem Gegenlicht klarkommen.
Andererseits sieht man so die durchleuchteten Flügel und den wuscheligen Kopf am besten.
Geschöpfe der Sonne - Schmetterlingshaftarten
- Jürgen Fischer
- Artenkenntniscrew.
- Beiträge: 9826
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- Vorname: Jürgen
Geschöpfe der Sonne - Schmetterlingshaftarten
Zuletzt geändert von Werner Buschmann am 11. Jun 2018, 17:04, insgesamt 7-mal geändert.
Wenn ihr mehr über eure Motive wissen wollt, dann schaut doch mal in die Artengalerie!
Wenn ihr außergewöhnliche Szenen aus dem Leben unserer Motive sehen, oder interessante Informationen bekommen wollt, dann schaut doch mal in die Biologischen Themen!
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- Jürgen Fischer
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Fortsetzung : Geschöpfe der Sonne
Teil 2
Bei sehr warmen Temperaturen und Sonne starten die Tiere meist schnell nach wenigen Sekunden des Aufwärmens. Ist es kühler, dauert es länger und dem Flug geht neben dem passiven Aufwärmen durch die Sonne auch noch ein aktives Aufwärmen der Flugmuskulatur duch Flügelzittern voraus.
Dabei schlagen die beiden Vorderflügel wesentlich heftiger als die Hinterflügel. Letztere scheinen auch beim Flug vorwiegend Gleit - und Stabilisierungsaufgaben zu haben, während die Vorderflügel aktiver eingesetzt werden.
Bei kühlerer Witterung kann man auch gut beobachten, dass die Tiere kurz vor dem Abflug manchmal in eine günstigere Startposition gehen. Bei warmen Temperaturen konnte ich dieses Verhalten nie beobachten, der Start erfolgte unvermittelt aus der senkrechten Ruheposition heraus.
Schön sind in dieser Position die "Hinterleibszangen" zu sehen, die nur die Männchen haben. Diese dienen dazu das Weibchen bei der Paarung festzuhalten. Da ich noch keine Paarung ordentlich ablichten konnte, verweise ich auf den super Thread, den Danijel kürzlich im Dokuchannel eingestellt hat!
Das Bild ist eigentlich ein Witz und ich hab mir lang überlegt, ob ich es zeige!
Fotografen, die Großlibellen perfekt im Flug ablichten mögen die Nase rümpfen.
Bei meinen ca 20 Versuchen einen Schmetterligshaften im Flug abzulichten war das hier das beste Ergebnis.
Die Tiere fliegen absolut unstet, schnell und schlagen immer sofort einen Haken, wenn sie ein anderes Fluginsekt oder einen Artgenossen im Flug erspähen!
Man erkennt aber denk ich ganz gut, wie die Flügelhaltung ist und dass während der aktiven Flügelbewegungen auch immer wieder kurze Gleitphasen eingestreut werden.
Jeder fängt einmal klein an!
Schmetterlingshafte entwickeln sich aus Larven, die nicht unbedingt unserem gängigem Schönheitsideal entsprechen. Sie ähneln sehr den Larven der Ameisenjungfern, den Ameisenlöwen.
Im Unterschied zu diesen besitzen sie größere, warzenartige und behaarte Fortsätze am Körperrand und bauen auch niemals einen Fangtrichter im Sand, wie viele Ameisenlöwen. (siehe unsere Startseite: Insekt des Jahres: Ameisenlöwe-Ameisenjungfer)
Larven der Schmetterlingshaften sind nacht- und dämmerungsaktiv. Sie jagen kleinere Gliederfüßler im Wurzelbereich von Sträuchern, in Steinritzen oder auch frei auf dem Erdboden.
Mit den riesigen Zangen und dem kräftigen Kopf sind sie in der Lage ihre Beute sicher zu packen, festzuhalten und auszusaugen.
Interessant sind auch die Augen, die eher den Eindruck eines Alien hinterlassen, denn eines Insektes.
Man findet diese Larven recht selten, mein Exemplar saß an einem kühlen Morgen in einem kleinen Steinbruch im Burgenland frei und exponiert auf dem gezeigten Ansitz. Ideal für das MPE!
Da ich in der gleichen Woche auch noch ein adultes Tier von macaronius in dem Gebiet sehen durfte, gehe ich davon aus, dass es sich um eine macaronius - Larve handelt.
Bei sehr warmen Temperaturen und Sonne starten die Tiere meist schnell nach wenigen Sekunden des Aufwärmens. Ist es kühler, dauert es länger und dem Flug geht neben dem passiven Aufwärmen durch die Sonne auch noch ein aktives Aufwärmen der Flugmuskulatur duch Flügelzittern voraus.
Dabei schlagen die beiden Vorderflügel wesentlich heftiger als die Hinterflügel. Letztere scheinen auch beim Flug vorwiegend Gleit - und Stabilisierungsaufgaben zu haben, während die Vorderflügel aktiver eingesetzt werden.
Bei kühlerer Witterung kann man auch gut beobachten, dass die Tiere kurz vor dem Abflug manchmal in eine günstigere Startposition gehen. Bei warmen Temperaturen konnte ich dieses Verhalten nie beobachten, der Start erfolgte unvermittelt aus der senkrechten Ruheposition heraus.
Schön sind in dieser Position die "Hinterleibszangen" zu sehen, die nur die Männchen haben. Diese dienen dazu das Weibchen bei der Paarung festzuhalten. Da ich noch keine Paarung ordentlich ablichten konnte, verweise ich auf den super Thread, den Danijel kürzlich im Dokuchannel eingestellt hat!
Das Bild ist eigentlich ein Witz und ich hab mir lang überlegt, ob ich es zeige!
Fotografen, die Großlibellen perfekt im Flug ablichten mögen die Nase rümpfen.
Bei meinen ca 20 Versuchen einen Schmetterligshaften im Flug abzulichten war das hier das beste Ergebnis.
Die Tiere fliegen absolut unstet, schnell und schlagen immer sofort einen Haken, wenn sie ein anderes Fluginsekt oder einen Artgenossen im Flug erspähen!
Man erkennt aber denk ich ganz gut, wie die Flügelhaltung ist und dass während der aktiven Flügelbewegungen auch immer wieder kurze Gleitphasen eingestreut werden.
Jeder fängt einmal klein an!
Schmetterlingshafte entwickeln sich aus Larven, die nicht unbedingt unserem gängigem Schönheitsideal entsprechen. Sie ähneln sehr den Larven der Ameisenjungfern, den Ameisenlöwen.
Im Unterschied zu diesen besitzen sie größere, warzenartige und behaarte Fortsätze am Körperrand und bauen auch niemals einen Fangtrichter im Sand, wie viele Ameisenlöwen. (siehe unsere Startseite: Insekt des Jahres: Ameisenlöwe-Ameisenjungfer)
Larven der Schmetterlingshaften sind nacht- und dämmerungsaktiv. Sie jagen kleinere Gliederfüßler im Wurzelbereich von Sträuchern, in Steinritzen oder auch frei auf dem Erdboden.
Mit den riesigen Zangen und dem kräftigen Kopf sind sie in der Lage ihre Beute sicher zu packen, festzuhalten und auszusaugen.
Interessant sind auch die Augen, die eher den Eindruck eines Alien hinterlassen, denn eines Insektes.
Man findet diese Larven recht selten, mein Exemplar saß an einem kühlen Morgen in einem kleinen Steinbruch im Burgenland frei und exponiert auf dem gezeigten Ansitz. Ideal für das MPE!
Da ich in der gleichen Woche auch noch ein adultes Tier von macaronius in dem Gebiet sehen durfte, gehe ich davon aus, dass es sich um eine macaronius - Larve handelt.
Zuletzt geändert von Werner Buschmann am 11. Jun 2018, 17:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Whow... eine klasse Doku, danke Jürgen für die Mühe....
Ich wär schon glücklich, wenn ich mal einen live sehen würde...
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Liebe Grüße, Silke
(Meine Fotos sind meist Naturdokumente, ab und zu beeinflusste Natur, wenn ich den ein oder anderen Halm auf die Seite biege oder abschneide...)
www.seides-naturfotografie.jimdo.com/
*Die Natur ist kein Studio!*
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Hallo!
Wieder mal unglaubliche Bilder (die von der Larve find ich zusätzlich krass) und viele Informationen...
Mal gucken, von mir das nächste Vorkommen ist bei Rüdesheim...vielleicht klappt das ja irgendwann mal.
Danke für deine Mühe!
Gruß
Fred
Wieder mal unglaubliche Bilder (die von der Larve find ich zusätzlich krass) und viele Informationen...
Mal gucken, von mir das nächste Vorkommen ist bei Rüdesheim...vielleicht klappt das ja irgendwann mal.
Danke für deine Mühe!
Gruß
Fred
läuft?..................LÄUFT!!! Immer gutes Licht Euch allen!
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