Welche Nahlinse auf welches Objektiv

Balgengeräte, Zwischenringe, Nahlinsen etc.
01af
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Re: Welche Nahlinse auf welches Objektiv

Beitragvon 01af » 1. Dez 2006, 12:43

doescher hat geschrieben:Ich habe eine D70, an der ich ein Tamron 2,8/28-75 mm und ein Sigma 2,8/70-200 verwende. Nun möchte ich in den Nahbereich reinschnuppern, ohne gleich ein Makroobjektiv zu kaufen, und möchte eine achromatische Nahlinse erwerben.

Gute Idee! Ein hochwertiges Zoom plus achromatische Nahlinse ergibt sehr gute Bildqualität im Nah- und im gemäßigten Makrobereich. Auf Abbildungsmaßstäbe von 1:1 und größer kommt man allerdings nicht, oder höchstens mit Gewalt (d. h. übermäßig starke Nahlinsen) und unter Inkaufnahme schwächerer Abbildungsleistung.

Von Zwischenringen muß man in Verbindung mit Zoomobjektiven abraten. Sie funktionieren zwar, doch Handhabung und Abbildungsleistung sind schlechter als mit achromatischen Nahlinsen.


doescher hat geschrieben:1. Welche Anbieter bieten eigentlich achromatische Linsen an? Ich habe nur die von Canon (250D und 500D) gefunden. Wo ist da der Unterschied?

Es gibt achromatische Nahlinsen von Canon, Heliopan, Leica, Minolta, Nikon, Tokina ... und vom Optiker deines Vertrauens.

Die Canon 250D hat 250 mm Brennweite (+4 dpt), die 500D hat 500 mm Brennweite (+2 dpt). Je kürzer die Brennweite, desto höher die Brechkraft (in Dioptrien) und desto stärker die Vergrößerung. Für kurzbrennweitige Objektive braucht man stärkere, für langbrennweitige Objektive schwächere Nahlinsen. Je stärker die Nahlinse in Relation zum Objektiv, desto stärker die Vergrößerung, aber auch desto stärker die Abbildungsfehler. Im Interesse guter Abbildungsleistung darf die Nahlinse also nicht allzu stark sein.


doescher hat geschrieben:2. Welches meiner Objektive benutze ich am geschicktesten für die Nahlinse? Leider haben sie unterschiedliche Filtergrößen (67 und 77 mm).


Für ein Zoomobjektiv 70-200 mm mit 1,8 m Nahgrenze sind Nahlinsen zwischen +0,5 dpt und +1 dpt ideal. Leider sind Nahlinsen in diesen Stärken mit 77 mm Einschraubdurchmesser sehr selten, erst recht achromatische. Die 500D ist wohl zur Not auch einsetzbar, ist aber nicht ideal. Vor allem läßt sie eine Lücke zwischen ca. 0,7 m und 1,8 m, auf die weder mit noch ohne Nahlinse fokussiert werden kann -- dafür bräuchte es oben genannte, schwächere Nahlinsen. Die 250D kann man mit einem Telezoom praktisch vergessen; sie ist viel zu stark und bietet einen nur winzig kleinen Einstellbereich bei starker Vergrößerung und schwacher bis mittelmäßiger Bildqualität.

Für ein Zoomobjektiv 28-75 mm mit 0,33 m Nahgrenze sind Nahlinsen mit +2 dpt, +3 dpt und +4 dpt ideal und erweitern den Nahbereich lückenlos und mit hoher Abbildungsleistung bis annähernd 1:1. Die beiden Canon-Nahlinsen sind für dieses Objektiv also sehr gut geeignet.

-- Olaf
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Beitragvon Roman » 1. Dez 2006, 13:37

Hat jemend Erfahrung mit Raynox Nahlinsen im Vergleich zu 500D von Canon?
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Frank Divossen
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Beitragvon Frank Divossen » 13. Jan 2007, 03:33

Mal anders gefragt, wenn Du Makro fotografieren willst, warum braucht man AF-Zwischenringe? Du solltest doch besser manuell arbeiten. Also wenn Du dir nicht ganz sicher bist, dann probier erstmal mit Nahlinsen - siehe auch günstige Auktionen bei Ebay ansonsten kannst Du dort auch noch Zwischenringe ersteigern. Wenn alles nix taugt setzt Du das Zeug einfach wieder dort rein ;-)

Dann weist Du wenigstens was die richtige Variante ist.
Ich schlafe nur einmal im Jahr

Liebe Grüße

Frank
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Beitragvon 01af » 13. Jan 2007, 18:45

Volker 'vokraska' hat geschrieben:Mit Zwischenringen hast Du halt keine zusätzliche Linse in Deiner Optik, mit einer Nahlinse schon.

Und genau das ist der Grund, warum Zwischenringe in der Regel schlechtere Ergebnisse bringen als gute Nahlinsen ... außer mit Makroobjektiven. Und selbst diese quittieren es mit nachlassender Abbildungsleistung, wenn sie mit Zwischenringen in Normalstellung allzu weit über 1:1 hinausgetrieben werden.

Um mit Nicht-Makro-Objektiven den Nah- und gemäßigten Makrobereich zu erschließen, sind Nahlinsen besser als Zwischenringe -- besonders, wenn's achromatische Nahlinsen sind. Besonders, wenn es sich um Zoomobjektive handelt.


Volker 'vokraska' hat geschrieben:Weiter gilt für die Nahlinsen, dass Du die halt für Deinen Objektivdurchmesser kaufen musst ...

Das ist zwar richtig ... aber immerhin kann man sie ja ohne weiteres für den größten benötigten Durchmesser kaufen und dann mit Filteradapterringen auf die kleineren Durchmesser anpassen. Abgesehen davon sind eh' nicht alle Nahlinsen für alle Objektive gleichermaßen geeignet -- für kurzbrennweitige Objektive braucht man stärkere, für langbrennweitige schwächere Nahlinsen. Und in der Regel besitzt man sowieso nur ein oder zwei, höchstens drei Nicht-Makro-Objektive, deren Einsatz mit Nahlinse wirklich sinnvoll ist (gewöhnlich Standard-, kurze und mittlere Teleobjektive sowie Zooms in diesem Bereich). Wer mehr Objektive besitzt, der hat gewöhnlich auch ein Makro und braucht daher gar keine Nahlinsen mehr.

-- Olaf
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Beitragvon 01af » 14. Jan 2007, 19:37

vokraska hat geschrieben:Naja, Zwischenringe sind kein optisches System -- warum haben sie dann einen negativen Einfluss auf die Abbildungsleistung?

Weil sie das optische System vornedran in einen Arbeitsbereich zwingen, für den es nicht konstruiert ist. Nahlinsen hingegen gaukeln dem Objektiv vor, das Motiv befände sich in größerer Entfernung als es tatsächlich ist, und erlauben ihm somit, im vorteilhafteren Fernbereich zu arbeiten, für den Nicht-Makro-Objektive gemacht sind (sog. Kollimatorwirkung).

Natürlich kann eine schlechte Nahlinse diesen prinzipiellen Vorteil wieder zunichte machen, indem sie ihrerseits Fehler in das optische System einführt. Deshalb legen wir Wert auf hochwertige Nahlinsen, also Menisken oder am allerbesten Achromate. Die Restfehler guter Nahlinsen sind kleiner als die Probleme, die ein Nicht-Makro-Objektiv (also ein Fernbereichsobjektiv) an Zwischenringen bekäme.


vokraska hat geschrieben:Weiterhin kann es manch einem Fotografen im Makrobereich gar nicht "groß" genug sein -- dass man mit einem Makro also keine Nahlinse mehr braucht, gilt zwar oft, aber nicht immer.

Es ist aber wirklich nur eine Notlösung, ein voll ausgefahrenes Makroobjektiv noch mit einer Nahlinse zu "verstärken". Denn in diesem Falle ist es die Nahlinse, die weit jenseits ihres vorgesehenen Arbeitsbereiches betrieben wird. Es sei denn, sie wäre speziell für diesen Einsatzzweck gerechnet -- bei Universal-Nahlinsen wie der Canon 500D und 250D ist das aber nicht der Fall. Abgesehen davon kommt man mit dieser Methode nur geringfügig über 1:1 hinaus, weswegen sich kein Hersteller die Mühe macht, solche Spezialnahlinsen für den Bereich über 1:1 anzubieten.

-- Olaf
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Beitragvon Frank Divossen » 17. Jan 2007, 11:05

Also bei mir funktioniert eine +4Linse von Hama auf meinen 60mm Nikkor auch nur bedingt gut und ist eine ziemliche fummelei das genau einzustellen. Bei meinen 105er VR Macro kann man es total vergessen.
Ich schlafe nur einmal im Jahr



Liebe Grüße



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Beitragvon Werner Buschmann » 9. Feb 2007, 19:07

Hallo Olaf.

ich möchte mal die Gelegenheit benutzen mich bei dir für deine wirklich guten und informativen Beiträge zu bedanken.
Ich selbst habe mir - fehlgeleitet - für mein 180mm Makro von Canon einen Achromat von Canon -500D-
gekauft.
Eine Abbildungskatastrophe sowohl an dem Canon 180mm Makro (Lichtstärke 3,5) wie auch an
dem 150er Sigma (2,8).
Hätte ich deinen Beitrag vorher gelesen gehabt, hätte ich mir die Nahlinse nicht erworben.

Werner
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Beitragvon Scherbe » 9. Feb 2007, 19:28

Hab den Threat gerade erst gesehen und stehe jetzt wieder dumm da.
Hab mich schon so gut wie dazu entschlossen mir die Raynox für mein 180mm MAcro zu kaufen aber wie ich das hier lese ist das dann wohl ein Schuß in den Ofen oder doch nicht?

Grüße
Jörg
Viele Grüße
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Beitragvon 01af » 9. Feb 2007, 20:49

Scherbe hat geschrieben:Hab mich schon so gut wie dazu entschlossen mir die Raynox für mein 180-mm-Macro zu kaufen, aber wie ich das hier lese, ist das dann wohl ein Schuß in den Ofen ... oder doch nicht?

Allerhöchstwahrscheinlich wird's ein Schuß in den Ofen, ja. Es ist aber niemals ausgeschlossen, daß ein bestimmtes Objektiv mit einer bestimmten Nahlinse ausnahmsweise doch einmal ungewöhnlich gut harmoniert, allen Regeln zum Trotz ... das wäre also im Einzelfall auszuprobieren. Doch das ist seehr unwahrscheinlich. Kaufe die Nahlinse also nur dann, wenn du sie vorher ausprobiert hast oder wenn du ein garantiertes Rückgaberecht hast. Anderenfalls laß es.

Willst du mit deinem vorhandenen Makroobjektiv über 1:1, dann kaufe lieber einen guten Telekonverter! Ein Zweifachkonverter hinter einem Makroobjektiv bringt dich bis 2:1. Allerdings gibt's auch hierbei solche, die mit einem bestimmten Objektiv besser und solche, die schlechter harmonieren. Also gilt auch hier: vorher ausprobieren! Doch die Wahrscheinlichkeit, daß es gut zusammenpaßt, ist hier wesentlich höher.

-- Olaf
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Beitragvon Frank Divossen » 10. Feb 2007, 21:00

Also bei meinem 60mm Nikkor Micro ist mir bei Außenaufnahmen aufgefallen, dass die Konturen bei einer +4 Hama Nahlinse garnicht stimmen. Also bei natürlichen Licht z.B. Sonne oder gar Gegenlicht. Wenn ich allerdings zu Hause Blumenfotos damit machen, hällt sich das mit den Konturen in Grenzen.
Ich schlafe nur einmal im Jahr



Liebe Grüße



Frank

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