Beugungsunschärfe bei MFT

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Beugungsunschärfe bei MFT

Beitragvon Enrico » 18. Jul 2022, 13:14

Hallo zusammen,

das Thema Beugungsunschärfe kommt hier immer mal wieder hoch.

Soviel ich weiss, fängt die Beugungsunschärfe bei MFT, schon bei f 5.6 an.

So heißt es in der Theorie.

Sind Bilder dann bei f 5.6 oder weiter abgeblendet nicht mehr brauchbar ? Deutlich unschärfer, oder doch nicht ?

Da ich selber seit Jahren mit MFT fotografiere und kein Problem damit habe, als Freund der knackigen Schärfe, eine Raubfliege auch mal mit f 13 zu fotografieren

stehe ich dem Thema kritisch gegenüber.

Denn wenn ich als bekennender "Pixelpeeper", feststellen würde, das die Bilder mit deutlich geschlossener Blende deutlich sichtbar weicher würden, dann wäre mir das recht früh aufgefallen.

Ich muss jetzt aber auch dazu sagen, das dies nur meine bescheidene objektive Meinung ist.

Ich bin ein einfacher Mann, Fotografie ist mein Hobby, ich habe kein Testlabor, keinen Siemensstern, aber ich habe dennoch eben Blendenreihen gemacht

und die Bilder miteinander verglichen.

Hier die Bilder dazu :

Beugungsunschärfe-MFT-Kopie.jpg (594.74 KiB) 1654 mal betrachtet
Beugungsunschärfe-MFT-Kopie.jpg


Beugungsunschärfe-MFT-II.jpg (431.84 KiB) 1654 mal betrachtet
Beugungsunschärfe-MFT-II.jpg


Fazit :

Bei 100% Ansicht, sehe ich mit meinen Pixelpeeperaugen einen Unterschied erst ab Blende 11 !

Aber auch nur wenn ich zB Blende 4.5 mit Blende 11 direkt miteinander in der Lupenansicht vergleiche.

Der Unterschied ist aber nur sichtbar, wenn man richtig gute Augen hat und wenn man stark vergrössert.

Ich behaupte, das 8 von 10 Leuten, gar keinen Unterschied sehen würden !

Hier ein Raubfliegenbild von mir, geschossen in Betzenstein auf der Wiese hinterm Campingplatz, mit Blende f 13 und MFT

Kamera: OM-1
Objektiv: 60mm
Belichtungszeit: 1/6s
Blende: f/13
ISO: 400
Beleuchtung:
Aufnahmedateiformat (RAW/JPG): RAW
Beschnittsbetrag in % (Breite u. Hoehe):
Stativ: Gitzo Explorer, Classic Ball 2
Infos zu Multishot-Techniken (z.B. Stack, HDR, Stitch):
---------
Aufnahmedatum: 09.07.2022
Region/Ort:
vorgefundener Lebensraum:
Artenname:
kNB
sonstiges:
Raubfliege-Blende-13.jpg (572.7 KiB) 1654 mal betrachtet
Raubfliege-Blende-13.jpg


Ist das Bild jetzt nicht brauchbar, weil ich zu stark abgeblendet habe ?

Die meisten von euch werden sich sicher noch an Manni erinnern, der leider im Moment nicht online ist.

Mann ist einer unserer kritischsten und pingeligsten Fotografen, die die ihn kennen, werden das bestätigen.

Manni fotografiert auch mit MFT.

Fliegen sind seine Lieblingsmotive.

Hier sein Portfolio :

search.php?author_id=2291&fid%5B%5D=162&search_id=author_attachments&sr=topics&sf=firstpost&sk=t&sd=d&st=0&ch=300&sa=1

Und jetzt schaut mal welche Blenden Manni benutzt.

Und sind die Bilder aufgrund von Beugungsunschärfe irgendwie schlecht ?

Also bitte mal die Kirche im Dorf lassen.

Sicher gibt es die Beugungsunschärfe, aber wir fotografieren doch nicht im Labor und untersuchen die Fotos.

Versaut euch nicht den Spaß am Fotografieren mit Theorien.

Probiert selber aus und macht eure eigenen Erfahrungen.

Vielleicht ist dieser Beitrag für den einen oder anderen hifreich.

Ich musste das mal so loswerden.
LG Enrico
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Beugungsunschärfe bei MFT

Beitragvon Harald Esberger » 18. Jul 2022, 13:38

Hi Enrico

Ich sehe das schon immer genau so, diese Beugung, von der ich noch nie was bemerkt habe,

gibt es glaube ich nur in der Theorie. Ich fotografiere oft mal mit Blende 22, allerdings mit

Nikon FF. Wer sich also von Beugungsunschärfe zu leicht beeindrucken lässt, der wird in manchen

Situationen nicht das Optimum an "Bildaussage" herausholen können.

Gut das du diesen Test gemacht hast, für mich wieder eine Bestätigung. War mir aber von Vorne herein

klar, weil ich die Bilder von Manni ja auch sehr gut kenne.


VG Harald
Der Mensch hat dreierlei Wege klug zu handeln: durch Nachdenken ist der edelste, durch Nachahmen der einfachste, durch Erfahrung der bitterste.

Konfuzius


ich freue mich wenn es regnet, denn wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.

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Beugungsunschärfe bei MFT

Beitragvon Enrico » 18. Jul 2022, 14:01

Hallo zusammen,

hier noch die 100% Vergleiche

Vergleich.jpg (170.99 KiB) 1638 mal betrachtet
Vergleich.jpg


Vergleich-3.jpg (330.33 KiB) 1638 mal betrachtet
Vergleich-3.jpg


sonstiges:
Vergleich-4.jpg (393.04 KiB) 1638 mal betrachtet
Vergleich-4.jpg


Vergleich-2.jpg (392.91 KiB) 1638 mal betrachtet
Vergleich-2.jpg



Ja, wenn man ganz genau hinguckt, erkennt man minimale Unterschiede.

Die RAW Dateien müssen aber eh noch nachgeschärft werden.

Ein Unterschied ist mit bloßem Auge, ohne 100% Vergrösserung und vor allem direkten Vergleich nicht festzustellen, oder ?
LG Enrico
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Beugungsunschärfe bei MFT

Beitragvon bachprinz1 » 18. Jul 2022, 14:23

Hallo zusammen,

danke Enrico, dass Du Dir die Mühe gemacht hast - Dein Beitrag ist eine Bestätigung meiner "gefühlten" Praxis. Selbst unter "Quasi"-Studio-Bedingungen ist kaum ein Unterschied zu erkennen. Dass ich seltener grössere Blendenzahlen als 11 benutze liegt eher an anderen limitierenden Faktoren, wie schlechtere Freistellung des Motivs und längere Belichtungszeiten und damit das Risiko von Bewegungsunschärfen - da tritt das Problem von Beugungsunschärfen in den Hintergrund. Die Bilder von Manni und ihre Qualität sind mir gut bekannt und waren mir immer Ansporn.
immer gut Licht und wenig Wind ...

Dieter
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Beugungsunschärfe bei MFT

Beitragvon hawisa » 18. Jul 2022, 14:36

Hallo Enrico.

da ich nicht einer derjenigen bin, die die Bilder bis zum letzten Pixel vergrößern, habe ich da kein Problem mit.

Du hast es gut dargelegt und so ist auch meine (nicht wissenschaftlich und im Labor fundiertes) Wahrnehmung.

Dem wird mMn viel zu viel beigemessen.

Ich bin auch überzeugt davon, dass wahrscheinlich die wenigsten anhand eines Bildes bestimmen könnten, mit welcher CAM fotorafiert wurde. :D
Liebe Grüße und immer "Gut Licht"
Willi

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Beugungsunschärfe bei MFT

Beitragvon rincewind » 18. Jul 2022, 14:47

Hallo,

erst einmal zur Theorie:
Die Beugung ist eine naturwissenschaftliche Tatsache, erklärbar durch den Wellencharakter des Lichts.
(Anmerkung Licht hat sowohl Wellen als auch Teilcheneigenschaften).

Zur Schärfe einer Abbildung:
mathematisch scharf wäre eine Abbildung die einen Punkt auch als Punkt abbilden würde. Es gibt aber kein optisches System das hierzu in der Lage wäre.
So gesehen bilden alle Objektive unscharf ab, nämlich einen Punkt als Fläche.
Jetzt ist man irgendwann zu der Übereinkunft gekommen das flächenförmige Abbildungen eines Punktes wenn sie eine bestimmte Größe nicht überschreiten als scharf bezeichnet werden.
Das hängt mit dem Auflösungsvermögen des Auges, aber eigentlich auch mit dem Betrachtungsabstand zusammen.

Wenn ich jetzt eine gewisse Ungenauigkeit in der Abbildung als zulässig definiere, so ist das Erreichen dieser Abbildung vom Abbildungsmaßstab
und der effektiven Blende als Verhältnis der tatsächlichen Blendenöffnung zur tatsächliche Brennweite abhängig.
IdR verändern Objektive ihre Brennweite aber mit der Fokussierentfernung. Die Angabe einer nominellen Blendenzahl, die am Objektiv nicht überschritten werden sollte, macht daher eigentlich keinen Sinn.

Wann ist jetzt aber die Grenze erreicht bei der die Beugung zu einem zu unscharfen Bild führt ?
Ganz einfach: dann wenn Du das Bild als zu unscharf empfindest.
Meine Empfehlung: probiere mit Deinen verschiedenen Objektiven verschiedene ABM aus und was Du als gut empfindest ist gut.
Alles Andere und besonders ausschweifende Diskussionen auf theoretischer Ebene ist imA blose Zeitverschwendung.

Wenn ich z.B. mein Vivitar bei Brennweite 180 mit dem 180er Tamron vergleiche, d
dann bin ich beim Vivitar mit Blende 13 noch zufrieden beim Tamron ist der Grenze bei Blende 11 erreicht.

Also, pfeif auf die Theorie, das Ergebnis zählt.

(Habe ich eigentlich schon mal erwähnt das Optik eines meiner Studienfächer war :DD :wink: )

LG Silvio
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Beugungsunschärfe bei MFT

Beitragvon Enrico » 18. Jul 2022, 15:02

Hallo Silvio,

rincewind hat geschrieben:Quelltext des Beitrags (Habe ich eigentlich schon mal erwähnt das Optik eines meiner Studienfächer war :DD :wink: )


könnte man fast erahnen :)
LG Enrico
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Beugungsunschärfe bei MFT

Beitragvon StefanK » 18. Jul 2022, 15:23

HI,

Landschaftsfotograf:
Um Himmesl Willen ja nicht weiter als f8 abblenden, das Tor zur Hölle tut sich auf, die 7 Plagen waren nur ein laues Mailüftchen im Vergleich was hier mit dem Foto passiert.

Der selbe Fotograf des Nächtens in der Stadt vor einer Kirche mit zwei alten Laternen Blende F22, man möchte ja einen schönen Blendenstern gell :DD .
Auf die Frage was ist mit Beugungsunschärfe: "Ach so sehr fällt das nicht ins Gewicht, alles halb so wild"

ICH BIN NUR HOBBYFOTOGRAF und hab keine Ahnung von der Materie, wenn ich denke ich brauch f22 dann gibts f22.

(Achtung kein Angriff auf irgendjemand, alles meine unwissende subjektive Aussage) :lol:

:hallo: :hallo: :hallo: :hallo: :hallo:
Zuletzt geändert von StefanK am 18. Jul 2022, 15:24, insgesamt 2-mal geändert.
lg
Stefan

meine eingestellten Bilder dürfen gerne konstruktiv kritisiert werden DANKE
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Beugungsunschärfe bei MFT

Beitragvon ULiULi » 18. Jul 2022, 15:58

Hallo Enrico,

wenn ich Bilder verkleinere, empfinde ich Beugungsunschärfe in 99,9x % aller Fälle in der Praxis nicht als limitierenden Faktor. Außerdem gibt es doch einige brauchbare Tools (Multishot, Superresolution), die man im Bedarfsfall einsetzen könnte.

LG / ULi
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Beugungsunschärfe bei MFT

Beitragvon Freddie » 18. Jul 2022, 17:27

Hallo Enrico,

ich habe ja auch dazu beigetragen, dass du dir diese Mühen gemacht hast.

In der Vergangenheit habe ich auch eigene Erfahrungen gesammelt.
Mit APS-C und auch mit MFT habe ich die Beugungsunschärfe ab bestimmten Blenden deutlich erkannt.
Natürlich nur beim Hineinzoomen, ansonsten war kaum etwas davon erkennbar.
Eine Raubfliege z. B. im nicht sehr großen ABM hatte plötzlich ab Blende 13 oder 14 immer weniger klar sichtbare Facetten.
Bei f 22 waren sie fast völlig verschwunden, die Gesamtschärfe deutlich weicher als mit f 8 oder 11.
Und auch bei MFT habe ich ähnliche Erfahrungen. Nur dass dieser Umstand schon ab f 9 beginnt.
Deshalb vermeide ich diese Blenden. Ich brauche sie aber als "hauptberuflicher" Stacker eh nicht.

Andererseits sieht man diese Mängel nicht bei Normalbetrachtung.
Von daher muss man diese Vorgabe nicht streng einhalten.
Ein Bild wird deshalb bei f 16 oder 22 sicher nicht plötzlich unscharf werden.
Nur das Schärfeoptimum wird nicht mehr erreicht, welches aber nicht für jeden User wichtig bzw. erkennbar ist.
Aber dafür hat man möglicherweise mehr ST, was viel wichtiger sein kann.
Deshalb teile ich deine Ansicht, dass man das nicht überbewerten muss.
Hier im MF mit den komprimierten Webansichten können Unterschiede eh nicht sichtbar werden.
Allerdings fotografiere ich nicht, um Webqualität zu haben.
Aber die Beugungsunschärfe versaut sicher nicht die BQ so stark, dass man unzufrieden sein wird.
Meine Kritiken spiegeln nur meine persönliche Ansicht wider.
Sie sollen helfen, sind aber völlig unverbindlich und keinesfalls böse gemeint.
Alle hier von mir gezeigten Bilder dürfen ungefragt für die Artengalerie verwendet werden.
Liebe Grüße und allzeit Gut Licht, Friedhelm.

Hier könnt Ihr meine Homepage besuchen: http://freddies-makro-blog.blogspot.de/

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