RAW oder JPG

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stfnschltr
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RAW oder JPG

Beitragvon stfnschltr » 4. Okt 2014, 23:33

Hallo zusammen,

bisher habe ich fast ausschließlich im JPG-Format fotografiert und bin damit sehr gut gefahren, denn mit den Ergebnissen war ich ganz zufrieden.
Im Forum bin ich bereits dazu ermutigt worden, auf das RAW-Format umzusteigen. Das habe ich nun ausprobiert, denn die Gelegenheit war da. Nun würde ich mich über eure Kommentare freuen, denn offensichtlich ist der Vorteil nicht - wie ich finde...

Beim Fotografieren habe ich mit einem manuellen Weißabgleich gearbeitet und habe wegen variierender Lichtverhältnisse miserable Ergebnisse erzielt. Die Bilder waren einfach viiiiel zu warm / rot.

Das erste Bild zeigt das fast originale JPG. An den Farben / Tonwerten und der Helligkeit habe ich nichts verändert. Beschnitten habe ich nur oben und unten zum Pano. Nach dem Verkleinern habe ich das Motiv mittels Masken geschärft. Entrauscht habe ich nicht.
--> Die Farben passen einfach nicht.

In der 2. Version habe ich mit UFRaw einen manuellen Weißabgleich gemacht und aufgehellt. Das Ergebnis als TIF gespeichert und in Gimp (mein Standard-Programm) wie oben zum Pano geschnitten, verkleinert und geschärft (selbe Einstellungen).

In der 3. Version wollten ich das "neue Verfahren" mit meinem "etablierten" vergleichen und habe das JPG und nicht das RAW in Gimp mittels Kurventool zu ähnlichen Farben bringen wollen (deutlich weniger rot, weniger grün, mehr blau und deutlich heller). Die Farbe ist nun nicht dieselbe, das habe ich nicht geschafft, aber sie ist einigermaßen vergleichbar.
Anschließend habe ich wieder zum Pano geschnitten, verkleinert und geschärft.

Mich würde eure Meinung zu den Bildern interessieren, insb.
a) ob ich die RAW-Bearbeitung einigermaßen richtig gemacht haben und
b) ob ihr einen Unterschied in der Qualität zwischen JPG- und RAW-Bearbeitung sehen könnt.

Oder fällt mir der Unterschied nicht auf, weil ich mir nur 1200 Pixel anschaue?

Vielen Dank für eure Kommentare zu einem Thema, das sicher schon oft diskutiert wurde!

stefan
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Kamera: Nikon D5000
Objektiv: Nikkor 105 mm f/2,8
Belichtungszeit: 1/100s
Blende: f/9
ISO: 400
Beleuchtung: Sonne
Aufnahmedateiformat (RAW/JPG): JPG+RAW
Beschnittsbetrag in % (Breite u. Hoehe): nur oben und unten zu Pano
Stativ: Freihand
---------
Aufnahmedatum: 17.08.2014
Region/Ort: Südhessen
vorgefundener Lebensraum: Düne
Artenname: Sand-Goldwespe
NB
sonstiges:
DSC_3135_Orig_k2.jpg (491.26 KiB) 2490 mal betrachtet
DSC_3135_Orig_k2.jpg
wie oben außer

Aufnahmedateiformat (RAW/JPG): RAW
DSC_3135_RAW_k2.jpg (470.78 KiB) 2493 mal betrachtet
DSC_3135_RAW_k2.jpg
wie ganz oben außer

Aufnahmedateiformat (RAW/JPG): JPG
DSC_3135_JPG_k2.jpg (461.89 KiB) 2489 mal betrachtet
DSC_3135_JPG_k2.jpg
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Beitragvon ULiULi » 5. Okt 2014, 13:44

Hallo Stefan,

Du stellst (Dir) die falschen Fragen ;)

1.
Ein JPG hat eine Farbtiefe von 8 Bit und die bei der Aufnahme verwendeten Einstellungen
schneiden sehr viele Informationen ab, die im RAW erhalten bleiben.
Ein RAW hat eine Farbtiefe von mindestens 12 Bit (aus der Erinnerung hat die D5000 12),
oft 14 Bit. Der bei der Aufnahme eingestellte Weißabgleich spielt beim RAW überhaupt keine
Rolle, da in der Datei einfach alle verfügbaren Daten drin stecken.
Ein JPG mit deutlich falsch eingestelltem WB wäre kaum ohne sichtbare Spuren farblich zu
korrigieren, beim RAW würde dies nicht die geringste Rolle spielen, da eben alle erforderlichen
Daten in der Datei enthalten sind. Jede Korrektur eines JPG verringert die ohnehin schon knappe
Informationsmenge, während das beim RAW nichts ausmacht.

2.
Beim JPG nimmt die Kamera Dir die RAW-Entwicklung aus der Hand, indem sie diese nach den
Vorgaben des Herstellers interpretiert. Das geht oftmals gut, muss es aber nicht. Wenn Du
eine RAW-Datei entwickels, bestimmst Du alles auf das jeweilige Bild abgestimmt selbst.
Dass das ein Vorteil ist, liegt auf der Hand.

3.
RAW-Entwicklung lernt sich nicht von heute auf morgen. Dazu gehört im Idealfall ein umfassendes
Wissen darüber, was die einzelnen Regler überhaupt mit den Bildinformationen genau anstellen.
Das überschaubar umfangreiche Handbuch zu RAW-Therapee ist eine gute Informationsquelle dafür.
http://www.rawtherapee.com/shared/obsol ... 3.0_de.pdf (Seiten 11 bis 38 ).
Neuere Dokumentationen finden sich hier: http://rawtherapee.com/blog/documentation
Kann ich aber nix zu sagen.
Außerdem gehört dazu viel Übung und Seh-Erfahrung, die sich - bei mir - erst im Laufe einiger
Jahre eingestellt hat.

4.
Der Monitor sollte kalibriert, oder zumindes gut justiert sein, s. Link in meiner Signatur.

Deine drei Bilder sind zu unterschiedlich entwickelt, um dateiformatbedingte Unterschiede
zu erkennen - zumindest für meine Augen.

LG / ULi
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Beitragvon stfnschltr » 5. Okt 2014, 21:28

Hallo ULi,

vielen Dank für deine ausführliche Antwort! :sm2:

Ich habe verstanden, dass wenn ich anfange, ein JPG nachzubearbeiten insb. bzgl. Tonwertkorrektur und
Helligkeit mir Information in Form von Farbtiefe verloren geht.
Wenn ich mit dem JPG, das mir meine Kamera ausgibt, zufrieden bin, ist das kein Problem. Die D5000 macht
hier keinen schlechten Job.
Beim o.g. Beispiel war ich nur verwundert, dass ich trotz massiven Veränderns der Farben durch Bearbeitung
des JPG nicht sichtlich Qualität verloren habe. Wahrscheinlich hast du Recht, dass die beiden unteren Bilder
noch zu unterschiedlich sind, um den Qualitätsverlust sichtbar zu machen...

Ich werde deinem Rat folgen und das Entwickeln üben und neben dem kürzlich installierten UFRaw das von dir
verlinkte RAW-Therapee testen.

Den Monitor habe ich übrigens vor kurzem kalibriert - das war ein echter Augenöffner!

Viele liebe Grüße!

stefan
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Freddie
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Beitragvon Freddie » 6. Okt 2014, 19:56

Doppelpost - das MF ist mal wieder extrem langsam.
Zuletzt geändert von Freddie am 6. Okt 2014, 19:59, insgesamt 1-mal geändert.
Meine Kritiken spiegeln nur meine persönliche Ansicht wider.
Sie sollen helfen, sind aber völlig unverbindlich und keinesfalls böse gemeint.
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Hier könnt Ihr meine Homepage besuchen: http://freddies-makro-blog.blogspot.de/
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Freddie
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Beitragvon Freddie » 6. Okt 2014, 19:56

Hallo Stefan,

Uli hat einige Punkte schon sehr gut erklärt.
Ich möchte noch etwas zur Qualität bzw. Detailschärfe sagen.
Bei normaler Betrachtung in der Größe von z. B. 10x15 cm oder einer komprimierten Webversion sieht man keinen Unterschied.
Wenn man aber ein jpg und ein RAW in der 100%-Ansicht vergleicht,
kann man z. B. bei der Aufnahme eines Schmetterlings oder einer Fliege einige Unterschiede erkennen.
So zeigt das jpg die Schuppen der Flügel oder die Facetten der Augen bei kleinerem ABM oft nur andeutungsweise an.
Beim RAW sind sie aber meistens deutlicher und besser zu erkennen, auch schon bei kleinerem ABM.
Die Ursache ist wohl, dass ein jpg bereits kameraintern entrauscht wurde und dabei die Details reduziert werden.

Es sind nur winzige Detailunterschiede, die für mich aber ausreichend sind, um in RAW zu fotografieren.
Ein weiterer Grund ist, dass ich fehlbelichtete Aufnahmen viel besser wiederherstellen kann.
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Beitragvon ji-em » 6. Okt 2014, 20:30

Hoi Stefan,

Anfänglich kannst du ein Zeitlang RAW + JPEG Aufnahmen machen.
Dann wirst du mit der Zeit sicher merken, dass deine JPEG, wenn du
ins Detail gehst, wirklich nicht der Hit sind.
Ich kann Uli's Wörter mit beide Hände unterschreiben. RAW Entwicklung
kannst du in 2 Stunden lernen. Aber die Feinheiten der Farbgebung ...
darüber kannst du noch Jahren üben ...

Lieber Gruss
Jean
Vergleichen macht vieles klar ... ! :-)
Mein Kommentar wiederspiegelt nur meine momentane, bescheidene, persönliche Meinung.
Bitte, auf kein Fall, persönlich auffassen auch wenn ich mich irreführend mitgeteilt habe.
Ich lese lieber 2-3 aufrichtige, negative Kommentare ... als gar keine ! :-)
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Beitragvon Frank Ingermann » 6. Okt 2014, 20:59

Hallo Stefan,

für mich gibt es zwei "Totschlag-Argumente" für RAW und gegen JPG:

- keine Komprimierung (die Du beim JPG selbst nicht wirklich beeinflussen kannst)
- 14 bit vs. 8 bit Farbtiefe pro Kanal (oder 12 bit RAW, je nach Kamera)

Letzteres wird oft unterschätzt: wenn Du in JPGs Tonwerte oder Farben änderst,
handelst Du Dir schnell z.B. TWAs ein, weil es pro Kanal nur 256 mögliche Werte gibt
( 2^8 ). Im RAW hast Du 16.384 mögliche Werte pro Kanal (bei 14 bit).

Um das etwas zu verdeutlichen, habe ich mal ein kleines "Testbild" gemacht.
Das stimmt zwar so nicht absolut, aber relativ: Oben hast Du im Verhältnis (!)
die Farbauflösung von 8 bit JPG, darunter die von 14 bit RAW.

(der Vergleich hinkt insofern, dass in dem Bild das "JPG" nur 4 bit = 16 Abstufungen
hat, aber das "RAW" darunter hat genau 64 mal so viele, von daher ist es also im
Verhältnis korrekt).

Das ist der Grund, warum man immer liest, RAWs hätten mehr "Reserven"... :)

lg, Frank
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Farbtiefe_8_vs_14bit.jpg (49.27 KiB) 2093 mal betrachtet
Farbtiefe_8_vs_14bit.jpg
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Beitragvon ULiULi » 7. Okt 2014, 09:52

@ Frank,

Super! Sagt mehr als tausend Worte :D
die Grafik ist sehr anschaulich. Das Verhältnis zueinander stimmt :good:

LG / ULi
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nächster Versuch

Beitragvon stfnschltr » 10. Okt 2014, 09:08

Hallo Freddie,

ich habe einen weiteren Versuch unternommen, mich der Thematik zu nähern. Ich bin deinem Rat gefolgt und
habe einen 100 %-Ausschnitt eines Bildes genommen, das sowohl im JPG als auch im RAW vorlag. Das D5000-
JPG habe ich nicht verändert. Das RAW habe ich nach besten Kräften entwickelt und anschließend geschärft.

Hallo Frank,

dein Testbild ist beeindruckend.
Wenn ich meine beiden Versionen vergleiche, dann denke ich, etwas ähnliches zu sehen. Das RAW hat einfach
mehr Farbe. Ich habe versucht, beide Versionen aneinander anzugleichen, in dem ich mit dem Kurventool
gespielt habe. Mit dem JPG bekomme ich die "Farbenvielfalt" nicht hin. Das bestätigt die Komprimierung, richtig?
Allerdings wirkt trotz Schärfen des RAWs das JPG knackiger. Vielleicht habe ich noch nicht genug geschärft?
Vielleicht liegt das auch an den fehlenden Farben des JPG, dass es kontrastreicher erscheint?
Dass im JPG Details (Auflösung) verloren gegangen sind, ist bei diesem Bild nicht mein Eindruck.

Wie versprochen werde ich an dem Thema dranbleiben!

Viele Grüße und danke!

stefan
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Kamera: Nikon D5000
Objektiv: Nikkor 105 mm f/2,8
Belichtungszeit: 1/13s
Blende: f/11
ISO: 200
Beleuchtung: abends
Aufnahmedateiformat (RAW/JPG): RAW + JPG
Beschnittsbetrag in % (Breite u. Hoehe): ja, 100% Ausschnitt
Stativ: Gitzo GT2531EX / Sirui K-30X
---------
Aufnahmedatum: 05.09.2014
Region/Ort: Südhessen
vorgefundener Lebensraum: Magerwiese
Artenname: Hauhechelbläuling
NB
sonstiges: JPG (links) und RAW-Entwicklung (rechts)
DSC_4279_JPG_RAW_100prozent_k.jpg (469.99 KiB) 2071 mal betrachtet
DSC_4279_JPG_RAW_100prozent_k.jpg
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Beitragvon ULiULi » 10. Okt 2014, 10:40

Hallo Stefan,

kennst Du schon diesen Sammelthread?
Du kannst dort eine RAW-Datei hochladen und sie bearbeiten lassen.
(Die Datei bitte einige Tage später wieder löschen.)

Dein neuer Vergleich ist schon aufschlussreich.
Aus dem JPG wurden CAs sichtbar stärker entfernt als aus dem RAW.
Besonders gut ist das an der Oberkante des Fühlers zu erkennen.
Das mag sich positiv auf den Schärfeeindruck auswirken, hat aber zu
einem enormen und unwiederbringlichen Verlust an Farbigkeit geführt.
Hier könnte man am RAW gezielter arbeiten und z.B. die CAs am oberen
"Auge" selektiv entfernen, wenn sie stören.

Abgesehen davon ist das JPG schlicht stärker geschärft.

LG / ULi

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