Hallo,
ich bin zur Zeit ein wenig hin- und hergerissen, und möchte Euch um ein wenig Hilfe bitten:
Ich habe eine D70, und möchte gerne in die Makrofotografie einsteigen.
Ich war auch schon sicher, daß ich mir ein Makroobjektiv zulegen werde, hatte mich nur noch nicht für ein Bestimmtes entschieden.
Nun habe ich gesehen und gehört, daß eine Coolpix 4500 ziemlich gute Makros macht, und die - gebraucht - günstiger zu haben ist als ein gutes Makro für die D70. Das hat mich zum Grübeln gebracht:
Ist es - für den Amateur - nicht leichter, mit der Coolpix Freihand Blüten, Spinnen und Käfer abzulichten, auch wenn man ihnen sehr nahe auf den Pelz rücken muß, als mit D70, Makroobjektiv und Stativ?
Die Kompakte mit dem kleineren Chip hat doch von vornherein den größeren Tiefenschärfebereich als die DSLR. Hilft das nicht beim Makro-Fotografieren dahingehend, daß man mit größerer Blende und daher kürzeren Verschlußzeiten arbeiten kann, was das fotografieren ohne Stativ erleichtert?
Ich denke mir, eine gebrauchte CP4500, ev. mit Makro-Ringleuchte SL1, könnte ganz gute Ergebnisse produzieren, evtl. auch im "Vorbeigehen".
Könnt ihr mir mit Euren Erfahrungen ein bißchen weiterhelfen? Liege ich mit meinen Theorien komplett falsch?
Besten Dank im Voraus und viele Grüße an die Makro-Gemeinde
Andy
Makroobjektiv für D70 oder CP4500?
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schwierig, schwierig...
Hallo Andy,
die Meinungen dazu werden hier auseinandergehen. Hier meine:
Das Fotografieren freihand ist besonders bei Makros generell problematisch. Die Schärfentiefe beträgt auch bei Kompakten nur kaum mehr als 1 Millimeter. Wo die Schärfeebene genau liegt, ist auf dem Display ohnehin schon mal schwer zu beurteilen, und sie dann auf die Augen des Käfers freihand zu platzieren wird Glückssache.
Nun hält Dich freilich nichts davon ab, auch mit einer CP4500 ein Stativ zu verwenden. Das ist also eigentlich nicht das Kriterium pro/kontra Kompakte.
Du bist mit der Kompakten mit den Motiven auf unbewegliche oder unerschrockene eingeschränkt, weil Du bei vielen Insektenarten die Fluchtdistanz nicht einhalten kannst. Manche Käfer sind träge genug, andere sind scheu. Spinnen halten oft viel Nähe aus, aber bei Raubspinnen ohne Netz wirds kritisch. Mit etwas Geduld kann man aber schon so einiges an Motiven auf den Chip bekommen.
Die höhere Schärfentiefe der Kompakten ist Vor- und Nachteil zugleich. Du kannst halt die Motive auch schlechter vom Hintergrund freistellen. Gestalterisch schränkt Dich das ein. Auf der anderen Seite kann man mit der SLR meist nicht wirklich so weit abblenden, wie man müßte, um auf dieselbe Schärfentiefe der Kompakten zu kommen. Allerdings liegt das auch nur an dem Abbildungsmaßstab: der Chip der SLR ist halt größer. Wenn Du Dich auf einen kleineren Maßstab beschränkst, also mit der SLR einfach weiter weg bleibst, steigt auch die Schärfentiefe wieder, auf Kosten der Detailauflösung freilich.
Kürzere Verschlusszeiten wirst Du aber nicht schaffen mit der Kompakten. Du kannst wegen der geringen Chipempfindlichkeit kaum über ISO 100 gehen, während die D70 ja bei ISO 200 erst anfängt und man zugunsten Verschlußzeit auch mal bis 800 oder noch weiter gehen kann, ohne daß das Bild unbrauchbar wird. Und mit der SLR kannst Du auch notfalls auf offene Blende gehen, weil Du ja die Schärfeebene im optischen Sucher exakt platzieren kannst. Eine kurze Verschlußzeit brauchst Du allerdings nur bei pausenlosem Wind oder sehr agilen Motiven - sofern Du ein stabiles Stativ verwendest...
Ich habe selbst noch nach der Anschaffung der D70 meine alte kaputtgegangene Coolpix 950 durch eine gebrauchte 990 ersetzt, um die D70 zu ergänzen. Eine gebrauchte CP4500 wirst Du billiger kriegen als ein neues Sigma 2,8/105. Ich hab nun beides, auch oft beides dabei, und es gibt durchaus Motive, die ich mit der CP990 viel besser ablichten kann. Zum Beispiel wenn was in Bodennähe passiert, speziell vom Boden leicht aufwärts. Die 990 kann ich dann einfach direkt dorthin halten und mich mit den Fingern abstützen. Bis ich die D70 mit dem richtigen Objektiv bestückt, mich flach hingelegt und entsprechend von den diversen Insekten und Spinnen bestiegen worden bin und dann zum Schuss komme, ist das Motiv oft schon weg, oder es ist vom Winkel her gar nicht mit der SLR zugänglich. In solchen Situationen nehme ich dann die 990. Will sagen, Du wirst möglicherweise auch nach späterer Aufrüstung mit einem Makroobjektiv noch Verwendung für die Kompakte haben. (Außerdem kann man die eher mal so für andere Zwecke mit einstecken.)
Die Ringleuchte hab ich auch schon mal angedacht, aber hat mich nicht überzeugt. Dieselben flachen Bilder wie bei Ringblitzen (zumindest wenn die Leistung der einzelnen Röhren nicht unterschiedlich geregelt wird). Kann da aber nicht mit eigenen Erfahrungen dienen.
Ich weiß nicht was Du sonst noch an Optiken hast oder was Du sonst für Motive fotografierst. Für den Preis eines neuen 105er Makroobjektivs bekommst Du mit etwas Glück eine gebrauchte Coolpix 990, 995 oder 4500 und ein gutes Stativ mit Kopf, z.B. das Manfrotto 055. Könnte mehr Mehrwert sein insgesamt als das Makroobjektiv. Alle Profis halten ein stabiles schweres Stativ für das wichtigste Zubehör überhaupt, und ich meine Du wirst so oder so nicht drumrum kommen. Wenn Du dann auf Dauer richtig mehr Lust auf Makros kriegst, kannst Du immer noch ein Makroobjektiv kaufen und hast trotzdem noch Verwendung für die Kompakte oder kannst die wieder verkaufen. Bis dahin weißt Du vielleicht auch, ob Du für Deine bevorzugten Motive eher 50, 105, 150 oder 180mm Makro brauchst und so weiter.
Und: Amateure sind wir eh alle
Was Du auch in Erwägung ziehen solltest, falls Du andere gute Linsen hast: Zwischenringe. Ein Makroobjektiv ist zwar meist besonders lichtstark und gut korrigiert, aber im Prinzip fokussiert es einfach nur näher als ein normales Objektiv. Das Nahfokussieren wiederum beruht darauf, die Optik weiter vom Chip zu entfernen, und das kannst Du mit Zwischenringen auch schaffen. Die AF-Zwischenringe von Kenko sind allerdings auch nicht unbedingt spottbillig, so 165 Euro neu der Satz mit 3 verschiedenen. Man kann aber auch einzelne Ringe kaufen, auch gebraucht findet man die.
Zu guter Letzt wäre noch zu bemerken, daß man mit einem Makroobjektiv natürlich nicht nur Makros fotografieren kann. Der Fokusring ist zwar im Nahbereich besonders feinfühlig, aber mit einem 105er kann man auch hervorragend Portraits produzieren und es als lichtstarkes leichtes Tele einsetzen; längere Brennweiten entsprechend.
Also: alles nicht so einfach...
Gruss
Maik
die Meinungen dazu werden hier auseinandergehen. Hier meine:
Das Fotografieren freihand ist besonders bei Makros generell problematisch. Die Schärfentiefe beträgt auch bei Kompakten nur kaum mehr als 1 Millimeter. Wo die Schärfeebene genau liegt, ist auf dem Display ohnehin schon mal schwer zu beurteilen, und sie dann auf die Augen des Käfers freihand zu platzieren wird Glückssache.
Nun hält Dich freilich nichts davon ab, auch mit einer CP4500 ein Stativ zu verwenden. Das ist also eigentlich nicht das Kriterium pro/kontra Kompakte.
Du bist mit der Kompakten mit den Motiven auf unbewegliche oder unerschrockene eingeschränkt, weil Du bei vielen Insektenarten die Fluchtdistanz nicht einhalten kannst. Manche Käfer sind träge genug, andere sind scheu. Spinnen halten oft viel Nähe aus, aber bei Raubspinnen ohne Netz wirds kritisch. Mit etwas Geduld kann man aber schon so einiges an Motiven auf den Chip bekommen.
Die höhere Schärfentiefe der Kompakten ist Vor- und Nachteil zugleich. Du kannst halt die Motive auch schlechter vom Hintergrund freistellen. Gestalterisch schränkt Dich das ein. Auf der anderen Seite kann man mit der SLR meist nicht wirklich so weit abblenden, wie man müßte, um auf dieselbe Schärfentiefe der Kompakten zu kommen. Allerdings liegt das auch nur an dem Abbildungsmaßstab: der Chip der SLR ist halt größer. Wenn Du Dich auf einen kleineren Maßstab beschränkst, also mit der SLR einfach weiter weg bleibst, steigt auch die Schärfentiefe wieder, auf Kosten der Detailauflösung freilich.
Kürzere Verschlusszeiten wirst Du aber nicht schaffen mit der Kompakten. Du kannst wegen der geringen Chipempfindlichkeit kaum über ISO 100 gehen, während die D70 ja bei ISO 200 erst anfängt und man zugunsten Verschlußzeit auch mal bis 800 oder noch weiter gehen kann, ohne daß das Bild unbrauchbar wird. Und mit der SLR kannst Du auch notfalls auf offene Blende gehen, weil Du ja die Schärfeebene im optischen Sucher exakt platzieren kannst. Eine kurze Verschlußzeit brauchst Du allerdings nur bei pausenlosem Wind oder sehr agilen Motiven - sofern Du ein stabiles Stativ verwendest...
Ich habe selbst noch nach der Anschaffung der D70 meine alte kaputtgegangene Coolpix 950 durch eine gebrauchte 990 ersetzt, um die D70 zu ergänzen. Eine gebrauchte CP4500 wirst Du billiger kriegen als ein neues Sigma 2,8/105. Ich hab nun beides, auch oft beides dabei, und es gibt durchaus Motive, die ich mit der CP990 viel besser ablichten kann. Zum Beispiel wenn was in Bodennähe passiert, speziell vom Boden leicht aufwärts. Die 990 kann ich dann einfach direkt dorthin halten und mich mit den Fingern abstützen. Bis ich die D70 mit dem richtigen Objektiv bestückt, mich flach hingelegt und entsprechend von den diversen Insekten und Spinnen bestiegen worden bin und dann zum Schuss komme, ist das Motiv oft schon weg, oder es ist vom Winkel her gar nicht mit der SLR zugänglich. In solchen Situationen nehme ich dann die 990. Will sagen, Du wirst möglicherweise auch nach späterer Aufrüstung mit einem Makroobjektiv noch Verwendung für die Kompakte haben. (Außerdem kann man die eher mal so für andere Zwecke mit einstecken.)
Die Ringleuchte hab ich auch schon mal angedacht, aber hat mich nicht überzeugt. Dieselben flachen Bilder wie bei Ringblitzen (zumindest wenn die Leistung der einzelnen Röhren nicht unterschiedlich geregelt wird). Kann da aber nicht mit eigenen Erfahrungen dienen.
Ich weiß nicht was Du sonst noch an Optiken hast oder was Du sonst für Motive fotografierst. Für den Preis eines neuen 105er Makroobjektivs bekommst Du mit etwas Glück eine gebrauchte Coolpix 990, 995 oder 4500 und ein gutes Stativ mit Kopf, z.B. das Manfrotto 055. Könnte mehr Mehrwert sein insgesamt als das Makroobjektiv. Alle Profis halten ein stabiles schweres Stativ für das wichtigste Zubehör überhaupt, und ich meine Du wirst so oder so nicht drumrum kommen. Wenn Du dann auf Dauer richtig mehr Lust auf Makros kriegst, kannst Du immer noch ein Makroobjektiv kaufen und hast trotzdem noch Verwendung für die Kompakte oder kannst die wieder verkaufen. Bis dahin weißt Du vielleicht auch, ob Du für Deine bevorzugten Motive eher 50, 105, 150 oder 180mm Makro brauchst und so weiter.
Und: Amateure sind wir eh alle

Was Du auch in Erwägung ziehen solltest, falls Du andere gute Linsen hast: Zwischenringe. Ein Makroobjektiv ist zwar meist besonders lichtstark und gut korrigiert, aber im Prinzip fokussiert es einfach nur näher als ein normales Objektiv. Das Nahfokussieren wiederum beruht darauf, die Optik weiter vom Chip zu entfernen, und das kannst Du mit Zwischenringen auch schaffen. Die AF-Zwischenringe von Kenko sind allerdings auch nicht unbedingt spottbillig, so 165 Euro neu der Satz mit 3 verschiedenen. Man kann aber auch einzelne Ringe kaufen, auch gebraucht findet man die.
Zu guter Letzt wäre noch zu bemerken, daß man mit einem Makroobjektiv natürlich nicht nur Makros fotografieren kann. Der Fokusring ist zwar im Nahbereich besonders feinfühlig, aber mit einem 105er kann man auch hervorragend Portraits produzieren und es als lichtstarkes leichtes Tele einsetzen; längere Brennweiten entsprechend.
Also: alles nicht so einfach...
Gruss
Maik
Dankeschön!
Hallo Leute!
Vielen Dank für Eure Hilfe - besonders an Maik, das war echt ausführlich!
Die Entscheidung ist echt nicht einfach - eigentlich sollte man beides haben, eine CP und ein gutes Makro!
Viele Grüße
Andi
Vielen Dank für Eure Hilfe - besonders an Maik, das war echt ausführlich!

Die Entscheidung ist echt nicht einfach - eigentlich sollte man beides haben, eine CP und ein gutes Makro!
Viele Grüße
Andi