Der weltweit bekannte Basler Zoologe, Anthropologe, Naturphilosoph und „schlechthin“ Biologe Adolf Portmann (verstorben 1982 in meinem Nachbardorf Binningen, siehe Dr.Wiki) schrieb in einer Einleitung zu einem sehr einfach verständlichen und ansprechenden Flechtenbüchlein von Rosmarie Lehmann (nur noch antiquarisch erhältlich: ISBN = 3-258-02010-8 / Verlag Paul Haupt Bern 1972):
„Obschon ich als Zoologe (=A.Portmann) keine wissenschaftliche Vertrautheit mit diesen sonderbaren Gewächsen behaupten darf, sind sie mir lieb und gehören zum Naturbild, das sich in all den Jahren des Sammelns und Suchens geformt hat“ …
… „Aber am tiefsten haben sie (die Flechten) sich verankert in den ersten Jahren der Arbeit am Meer, an der bretonischen Küste, wo ein wunderbarer farbiger Dreiklang von leuchtendem Goldgelb und Schwarz und Spangrün die Granitfelsen überzieht, wo die Flechtenkrusten auch die steinernen Häuser mit Schieferdächer vergolden und das Urgestein mit dem Menschenwerk zu einer wunderbaren Einheit gestalten helfen“.
Das ist wirklich eine sehr poetische und naturverbundene Betrachtungsweise, eine, die in unserer heutigen schnelllebigen und materialistischen Epoche nicht mehr immer nachvollzogen werden kann. Das Verständnis für Zusammenhänge unsere natürliche Umwelt bleibt so oft auf der Strecke… Bedenkt man nun aber. dass etwa 10% der weltweiten „Flora" aus Flechten besteht, so macht es wohl Sinn auch diesen zwar allgegenwärtigen und doch kaum beachteten, vernachlässigten Lebensgemeinschaften (Pilze&Algen) etwas mehr Wahrnehmung zu widmen.
Nun zum Thema, zumBild:
Dieser Stack zeigt nicht nur eine Formen-sondern auch eine Farbenvielfalt, wie sie eben bei Flechten vorkommen können: ein schönes Farbenbouquet. Die beiden Symbiosepartner Pilze und Algen sind für die Farbgebungen bestimmend. Letzteres hängt auch von Temperatur, Luftfeuchtigkeit ua. ab. Als „Nichtspezialist“ macht es deshalb keinen Sinn eine auch nur annähernde Bestimmung einer Flechtenart zu wagen, denn dazu braucht es detaillierte mikroskopische und oft auch zusätzliche chemische Untersuchungen. Für den Fotografen ist dies praktisch und schön, darf man sich so doch ganz und legitim der Bildreproduktion widmen. Flechtenbilder, wie das hier gezeigte Beispiel, verhalten sich bei der Entwicklung der Rohdaten (Raw/DNG) bei der Einstellung von Tonwerten, Kontrasten, Sättigung etc. sehr empfindlich. Leicht wird aus einem Schmutziggrün ein leuchtendes Blaugrün. Welche Farbe ist nun aber „wahr“? Wir sollten dazu mal Fliegen und andere Insekten befragen

Viel Vergnügen beim betrachten und entdecken dieses Bildes,
LG Felix