Heuschreckenexkursion Teil 2 und ergänzt

Interessante Beobachtungen aus dem Leben unserer Makromotive oder unserer Naturmotive mit dokumentarischem Charakter
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Jürgen Fischer
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Heuschreckenexkursion Teil 2 und ergänzt

Beitragvon Jürgen Fischer » 29. Aug 2010, 21:58

Hi liebe User,

auch wenn das Dokumentarische, noch dazu, wenn es nur um die Vorstellung einiger Heuschreckenarten geht, nicht das große Interesse weckt, möchte ich doch meinen Exkursionsbericht fortsetzen.

Im ersten Teil waren mit der Heideschrecke und der Steppenbeißschrecke zwei extrem seltene Arten zu sehen.

Auch jetzt möchte ich ein paar Arten zeigen, die im Forum noch nie, oder nur sehr selten präsentiert worden sind.

Da ich in den wenigen Stunden, in denen ich die Arten fotografieren konnte, noch dazu bei schlechter Witterung, keine Aktionen aus ihrem Leben dokumentieren konnte, wird das Ganze leider nur eine Auflistung der Arten darstellen.

Vielleicht aber doch für den einen oder anderen interessant.

Ziel war für mich, eine Liste von vorher ausgesuchten Schrecken (ca 20 Arten) gezielt zu suchen und in ihrem Lebensraum zu finden. Recherchen über das Vorkommen, den Lebensraum und das Verhalten der Tiere waren dazu fast immer nötig und trotzdem ist es dann bei einigen Arten reine Glücksache wenn man sie dann auch tatsächlich findet. Vor allem dann, wenn aufgrund schlechter Witterung der Faktor Gesang komplett wegfällt.

Für die mehr fotografisch Interessierten:

Fast alle Aufnahmen sind Freihand (F), einige sind geblitzt (B) und einige wenige sind mit Stativ (S) entstanden, eben je nach Situation.

Art 1:

Stenobothrus crassipes - Zwerggrashüpfer:
Dateianhänge
Der Zwerggrashüpfer hat in Deutschland nur einen Standort, das ist das Kyffhäusergebirge in Thüringen. (Marcus berichtete)
Die südosteuropäisch verbreitete Art gilt als xerothermophil, dh. sie bevorzugt trockenwarme Standorte.
Ich fand sie im gleichen Lebensraum wie die Heideschrecke und die Steppenbeißschrecke, einer langgrasigen Heidefläche. (F)
St-crassipes-2.jpg (225.79 KiB) 2776 mal betrachtet
St-crassipes-2.jpg
Crassipes ist die kleinste Stenobothrus - Art, sie erreicht nur 10 - 16 mm Körperlänge. Wegen der geringen Körpergröße und den stark verkürzten Flügeln kann man sie leicht bei flüchtigem Hinschauen für eine Larve halten, weiß man um ihr Vorkommen in einem Gebiet, geht man natürlich sorgfältiger zu Werke. (F)
St-crassipes-3.jpg (244 KiB) 2799 mal betrachtet
St-crassipes-3.jpg
Um einen größeren ABM hinzubekommen und bei sehr schlechtem Licht wurde hier geblitzt.
Der Aufbau eines Stativs ließ sich in der dichten Vegetation nicht durchführen, da die Erschütterung jedes Halmes zu Fluchtverhalten und Vermeidungsverhalten der kleinen Schrecke führte.

Typisch für die Gattung Stenobothrus und hier auich gut zu sehen, das deutlich erweiterte Medialfeld in der Flügelmitte. (B)

Bilder 2 und 3 zeigen Männchen, die noch relativ lange Flügel haben, Bild 1 zeigt ein Weibchen mit fast schuppenartigen Flügeln
St-crassipes-1.jpg (284.84 KiB) 2797 mal betrachtet
St-crassipes-1.jpg
Zuletzt geändert von Jürgen Fischer am 30. Aug 2010, 00:18, insgesamt 2-mal geändert.
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Pholidoptera fallax

Beitragvon Jürgen Fischer » 29. Aug 2010, 22:09

Die zweite Art:

Pholidoptera fallax, die südliche Strauchschrecke kommt in Deutschland nicht vor. Ihr Haupt-Areal ist Südosteuropa und Südeuropa.
Sie ähnelt sehr unserer Gewöhnlichen Strauchschrecke, hat aber im Gegensatz zu dieser einen breit, weiß gerandeten Halsschild.
Während unsere P. griseoaptera eher eine Art der Säume und Waldränder ist, geht fallax weit in die Wiesenflächen hinein. Langgrasige halbtrockene Wiesen werden stark besiedelt. Ich fand sie sehr oft, die Schreckhaftigkeit hat sie mit unserer Strauchschrecke gemeinsam.
Dateianhänge
Pholidoptera fallax (Südliche Strauchschrecke) Männchen (B)
Pholidoptera-fallax.jpg (293.71 KiB) 2745 mal betrachtet
Pholidoptera-fallax.jpg
Pholidoptera fallax (Südliche Strauchschrecke) Weibchen (F)
Pholidoptera-fallax-1.jpg (229.98 KiB) 2745 mal betrachtet
Pholidoptera-fallax-1.jpg
Zuletzt geändert von Jürgen Fischer am 29. Aug 2010, 22:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitragvon Werner Buschmann » 29. Aug 2010, 22:11

Hallo Jürgen,

ausgezeichnete Bilder dieser Schrecken.
Habe ich noch nicht gesehen.
Die Fraktion der Freihandfotografen
wird ihr großes Vorbild in Dir finden.

Werner
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Liebe Grüße, passt auf Euch auf und vergesst das Lächeln nicht!
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Beitragvon Held » 29. Aug 2010, 22:58

Hallo Jürgen,

da hast du dir ja eine schöne Sammlung angelegt. Von Crassipes wurde offenbar letztes oder dieses Jahr ein neues Vorkommen im Vorharz entdeckt. In Gesellschaft mit all den anderer Steppenarten ergibt sich in Österreich sicher eine ganz andere Athmosphäre.
Ich kann nachfühlen, dass das Auffinden von Schrecken ohne den Gesang weitaus schwieriger ist und beglückwünsche dich umso mehr zu deinen Erfolgen.
Grüße, Marcus


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ähnlich dem Zwerggrashüpfer

Beitragvon Hotte » 29. Aug 2010, 23:00

Hallo Jürgen,

meine Schrecke hier sieht deiner vom 1. Bild ziemlich ähnlich, aber da es die hier bei uns im Westerwald nicht gibt.....welche ist es dann ?

Gruß Horst

Ps. kannst das Foto ja wieder löschen :-)
Dateianhänge
Kamera:
Objektiv:
Belichtungszeit:
Blende:
ISO:
Beleuchtung:
Bildausschnitt ca.:
Stativ:
---------
Aufnahmedatum:
Region/Ort:
Lebensraum:
Artenname:
kNB
sonstiges:
IMG_3602.JPG (323.71 KiB) 2712 mal betrachtet
IMG_3602.JPG
Eos 7D, Sigma 150/2.8, Canon 300/4 L IS USM, Berlebach 1042/P, Cullmann Magnesit 35, Novoflex Castel L, Raynox 5320, Kabelauslöser
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Beitragvon Jürgen Fischer » 29. Aug 2010, 23:20

Hi Horst, keine Ähnlichkeit mit der crassipes! Guck mal auf die Länge der Flügel!

Deine ist, denk ich, ein Grashüpfer der biguttulus - Gruppe. Ausgebuchteter Flügelunterrand, Winklig geknickte Halsschildseitenkiele.

LG Jürgen
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Beitragvon Hotte » 29. Aug 2010, 23:29

Hallo Jürgen,

die Länge der Flügel ist natürlich anders, aber bischen ähnlichkeit für nen Laien wie mich seh ich da schon :-)
Kann ja eben mal grüne von braunen unterscheiden :blush2:

Gruß Horst
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Beitragvon Corela » 30. Aug 2010, 00:02

Hallo Jürgen,

ich habe Deine Fotos schon sehr oft mit großem Interesse betrachtet und auch Deine Berichte dazu sehr gerne gelesen. Bisher hatte ich keine Auge für die kleinen Hüpfer, was ich mittlerweile irgendwie bedaure.
Geringe Antwortraten sind nicht immer ein Indiz für Desinteresse ;)
lG
Conny


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Phaneroptera nana - Vierpunktige Sichelschrecke

Beitragvon Jürgen Fischer » 30. Aug 2010, 00:07

Die 3. Art:

Phaneroptera nana - Vierpunktige Sichelschrecke

Bei der Art hab ich mir lang überlegt, ob ich sie hier zeige! Sie war noch nicht im Forum zu sehen, trotzdem wird jeder meinen sie zu kennen.
Sie ähnelt nämlich "aufs Haar" der Schwesterart Phaneroptera falcata, der Gemeinen Sichelschrecke, die wir häufig im Forum sehen.

Nana kam in Deutschland nicht vor, allerdings soll es mittlerweile Nachweise geben.

Sie gilt (noch) als mediterranes Faunenelement und ist in Ostösterreich am Rande ihres Areals.

Hier ist sie aber anders als die auch vorkommende falcata sehr häufig in Gärten und Straßenbepflanzungen anzutreffen. Auch meine Tierchen hab ich aufgespürt, als ich nachts um die Häuser zog um Weinhähnchen zu belauschen (Man muss da aufpassen, nicht verhaftet zu werden! :wink: ) Am nächsten Tag konnte ich dann die bewussten Sträucher wieder aufsuchen und die Tiere leicht wiederfinden. Sie sind am Tage sehr träge und bewegungsfaul.
Im Freiland traf ich nur falcata.
Dateianhänge
Phaneroptera nana

Das Weibchen mit schwachgebogener Legeröhre (kein sehr sicheres Merkmal) (S)
Phaneroptera nana Weibchen.jpg (274.52 KiB) 2704 mal betrachtet
Phaneroptera nana Weibchen.jpg
P. nana eine männliche Larve (F)
Phaneroptera-nana Larve.jpg (184.06 KiB) 2704 mal betrachtet
Phaneroptera-nana Larve.jpg
P. nana -Larve Portrait (S Einbein)
Phaneroptera-nana-Larve Portrait.jpg (194.16 KiB) 2705 mal betrachtet
Phaneroptera-nana-Larve Portrait.jpg
P. nana

Männchen (F)
Phaneroptera-nana-Männchen.jpg (363.59 KiB) 2704 mal betrachtet
Phaneroptera-nana-Männchen.jpg
Um das Männchen von nana von dem von falcata zu unterscheiden genügt ein vergrößernder Blick auf den Poppers.

Bei Nana ist die Subgenitalplatte in zwei Zipfel ausgezogen, bei falcata wären sie spatelförmig.
Phaneroptera nana Männchen Merkmal.jpg (322.33 KiB) 2703 mal betrachtet
Phaneroptera nana Männchen Merkmal.jpg
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Beitragvon Andreas Th. Hein » 30. Aug 2010, 05:37

Hallo Jürgen,

ist ja der reine Wahnsinn was du in den paar Tagen so finden konntest. Danke für die weitere Lehrstunde.



LG Andreas
Viele Grüße Andreas
http://www.libellenwissen.de

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