nachdem man die Jahreszeiten ja schon länger nicht mehr unbedingt eindeutig am Wetter erkennt, verlässt man sich zunehmend auf die Deutung kleinerer und größerer Hinweise. Und so allmählich lässt es sich nicht mehr leugnen, dass der Sommer mit großen Schritten davoneilt.
Schon länger beobachte ich die größer werdenden Starenschwärme kritisch, die Störche aus unserem Dorfhorst sind vor etwa einer Woche davongezogen. Heute morgen wurde ich durch das Geschrei von Kranichen geweckt (ja, ich weiß das Privileg dieser Wecksituation trotzdem zu schätzen

Das wohl eindrücklichste Zeichen habe ich aber vergangenes Wochenende - mal wieder auf Hiddensee - erlebt.
Bei meinen Feldarbeiten, die mich unter anderem quer durch die Heide führen, sind die Schwalben schon länger meine regelmäßigen Begleiter. Sie kommen so nah, dass ich ein paar mal dachte, sie landen gleich auf meinem Kopf, oder ich trete mit dem Fuß auf eine wenn sie sich im Tiefflug auf ein Insekt stürtzt, welches von meinen Schritten aufgewirbelt wurde.
Ich als Kind der Stadt habe ja schon vor einigen Jahren entdecken dürfen, dass im Spätsommer große Ansammlungen von Schwalben (meist Mehlschwalben) an geeigneten Bauernhöfen sich zu Hunderten auf den Strommasten sammeln. Aber meine Schwalbenbegegnung vom Wocheende war eindeutig eine der anderen Art.
Würde ich von hunderten Schwalben am abendlichen Himmel sprechen, würde ich schamlos untertreiben. Die Zahl ging deutlich in den 4-stelligen Bereich. Es waren einige Rauchschwalben dazwischen, Mehlschwalben kann ich nicht ausschließen, auch wenn mir keine explizit aufgefallen ist. Aber beim größten Teil handelte es sich um Uferschwalben. Diese finden an den Steilhängen von Hiddensee, Rügen und dem Festland gute Nistmöglichkeiten, die sehr große Kolonien umfassen können. Ende August/Anfang September ziehen sie in ihre Winterquartiere.
Die folgenden Bilder sollten tatsächlich nur als rein dokumentarische Untermalung des Textes ohne jeden künstlerischen Anspruch angesehen werden .. der war mir nicht möglich. Die Bilder können leider nur sehr bruchstückhaft darstellen, wie unglaublich es war da zwischen Meer und Wald zu stehen und den ganzen Himmel voller Schwalben zu betrachten, während über dem Meer die Sonne unter, und über dem Wald der Mond aufging. Was hätte ich mir ein Weitwinkelobjektiv gewünscht in diesem Moment.. aber man kann nicht alles haben.
Wenn ich das nächste mal auf der Insel bin, werden die wendigen Flieger nicht mehr da sein... schade eigentlich.
Und, packt euch die Ernüchterung über den Sommer auch schon so langsam?
liebe Grüße
Aj