Fotografieren, das ist für mich eine reizvolle Entdeckungstour mit der Kamera.
Dabei trifft man auf Altbekannt- und Beliebtes, manchmal lang gehegte Wunschmotive, auf die man lange hingearbeitet hat und immer wieder auch Überraschungen, Neues, Unerwartetes.
Letzteres ist für mich persönlich das Salz in der Suppe. Ich liebe es, bei und durch die Fotografie Dinge zu entdecken, die neu für mich sind.
Ich war gerade am "Amazonas des Nordens" unterwegs und besuchte einen alten Torfstich. Die Stelle dort ist traumhaft. Einige menschgemachte Strukturen wie ein Steg über diesen Torfstich (der allerdings vom Nirgendwo ins Nirgendwo führt) und eine Aussichtsplattform am Hang, weisen darauf hin, dass auch Besucher mit der Region angesprochen werden sollen. Ich habe dort über die Jahre allerdings noch nie jemanden gesehen, außer hin und wieder mal einen Angler, der an einem Seitenarm des Flusses sein Glück versucht. Wenn nicht einige unschöne Trampelpfade während der Orchideenblühzeit verraten würden, dass offensichtlich auch andere Naturinteressierte da gewesen sind, würde man sich dort ganz allein mit der Welt fühlen. Auf dem Weg zu diesem speziellen Torfstich passiert man einige Otterwechsel, von Bibern angeknapperte Baumstämme, Trockenhänge zur Rechten mit regem Bienentreiben und diverse kleine und mittelgroße Wasserkörper zur Linken, umgeben von Feuchtwiesen, in denen gerade die Trollblumen beginnen zu blühen. In einem der Gewässer habe ich vor Jahren mal mit einer geführten Exkursion die stark gefährdete Wasserspinne beobachten können, ein Tier was hier noch seltener gezeigt wird, als das was ich heute vorstellen will (nähmlich noch nie

Neu an jenem Tag vor kurzem im April, war dieses skurrile Geschöpf, welches auch hier im Forum nur äußerst spärlich auftritt, aber immerhin in der AG vertreten ist: Die Stabwanze oder auch Wassernadel
Ich saß gerade am Steg und ließ den Tag und die Umgebung auf mich wirken, als ich eine Bewegung im Wasser wahr nahm. Ein seltsamer "Stock" tauchte aus den nicht so unendlichen Tiefen des Gewässer auf und hangelte sich an einigen Pflanzen entlang, bis es zwischen einigen abgestorbenen Schilfblättern wieder zur Ruhe kam und sich nicht mehr bewegte, bis ich mich wieder auf den Weg machte. Hätte ich nicht just in diesem Moment der Bewegung an diese Stelle geschaut, ich glaube ich hätte das Tier niemals entdeckt. Dabei ist so eine Stabwanze alles andere als klein - von den angewinkelten Fangbeinen vorne bis zu der Spitze des Atemrohres hinten gute 5 Zentimeter. Aber mit der schmalen Gestalt und dem unauffälligem Verhalten, schaut man einfach über sie hinweg. Wohl auch ein Grund dafür, warum die angeblich gar nicht mal so seltene Art so selten gezeigt wird. Ein anderer ist freilich, dass diese im Wasser lebenden Tiere nicht so leicht abzulichten sind. Die Situation mit dem Steg brachte mich natürlich in die glückliche Lage, so von oben fotografieren zu können. Mit etwas Glück kann man die Stabwanzen auch mal beim Landgang erwischen. Stabwanzen sind nähmlich ziemlich passable Flieger, die so neue Gewässer erreichen.
Ich war sehr erfreut über diesen Fund, der mir eine neue Art vorstellte, deren Existenz ich nicht so wirklich auf dem Schirm hatte. Vielleicht ist die ja auch neu für den ein oder anderen von euch.
Liebe Grüße
Aj