Gattung/Art:
In Europa umfasst die Gattung Neotinea 6 Arten, von denen nur 2 in Deutschland vorkommen. Zum einen natürlich unser Protagonist das Dreizähnige Knabenkraut zum anderen N. ustulata (das Brand-Knabenkraut) mit der Unterart N. ustulata ssp. aestivalis. Einige Autoren stellen das dreijährige Knabenkraut zur Gattung Orchis, so dass es durchaus sein kann, dass man die Bezeichnung Orchis tridentata auch heute noch in der Literatur findet. Ich bin allerdings damit einverstanden Neotinea als eigene Gattung zu führen und folge somit diesem Teil der Autoren.
Vegetative Merkmale:
Im Schnitt werden die Pflanzen bis zu 25cm hoch, Ausreißer erreichen aber sogar 40cm. N. tridentata überwintert mit einer Blattrosette die aus bis zu 4 silbrig grün glänzenden Blättern besteht. Im Frühling erreichen die Blätter eine Länge von bis zu 10cm. Den austreibenden Stängel schützen bis zu 4 weitere Blätter.
Blüte:
Die Blütenform und die Form des Blütenstandes erinnern an die des Helm-Knabenkrauts (Orchis militaris). Aufblühend ist der Blütenstand eher spitz, voll aufgeblüht wird er kugelförmig bzw. bei großen Pflanzen eiförmig. Die Blütenstände bestehen aus bis zu 70 Blüten. Die hautartigen Tragblätter der Blüten sind ca. So lang wie der Fruchtknoten der Blätter. Den Helm der Blüte bilden ca. 1cm lange Sepalen und Petalen, wobei die Sepalen ein wenig länger sind. So entstehen auch die drei namensgebenden Spitzen. Die beiden, etwas längeren Sepalen sind zu Seite gebogen und mittig stehen die kürzeren Petalen. Die Lippe ist dreigeteilt und die Bestandteile sind am Ende leicht verbreitert. Die Lippe ist rotviolett gefleckt, Sepalen und Petalen tragen ein rotviolettes Nadelstreifenmuster.
Vegetationszyklus:
Im Oktober treibt die, oben schon angesprochene, Winterrosette aus. Die silbrig, blaugrünen Blätter sind recht auffällig. Die Blüte folgt dann Ende Mai, Anfang Juni. Der Fruchtansatz erfolgt recht fix und bereits im Juli samen die Pflanzen aus. Der Literatur entnehme ich, dass der Fruchtansatz für eine allogame (also fremdbestäubte) Art Relativ hoch ist.
Lebensraum und Vorkommen:
In Deutschland sind die Vorkommen auf die Mitte Deutschlands beschränkt (einige Ausreißer im NordOsten bestätigen die Regel). Man findet N. tridentata auf Halbtrockenrasen und extensiv bewirtschafteten Wiesen. Allerdings, wie viele Orchideen, zumeist auf Kalk.
Schutz und Gefährdung:
Die Bestände im Zentrum der Republik können durch Schutz- und Pflegemaßnahmen als stabil und teilweise sehr individuenreich angesehen werden. Allerdings bedürfen die Vorkommen auch in Zukunft intensiver Pflege.
Verwechslungsgefahr:
Eine Verwechslungsgefahr besteht eigentlich nur mit Orchis militaris, die aber wesentlich größer ist und die Morphologie der Blüte sich doch eindeutig unterscheidet. Dem interessierten Naturfreund sollte die Bestimmung keine Probleme machen.
Variationsbreite und Hybridisierung:
Die Intensität der rotvioletten Färbung der Blüte verliert stark. So finden sich neben sehr hellen Blüten auch immer wieder Pflanzen die ziemlich dunkel erscheinen. In Deutschland sind die Überschneidungen mit der anderen Art der Gattung (N. ustulata) auf wenige Gebiete beschränkt. Dort kommt es dort zur Bildung von Hybridschwärmen der beiden Arten, also großen Mengen an Hybriden der beiden Arten, die dann oftmals die Eltern auch aus den Habitaten drängen.
Verwendung in der Heilkunde:
Wie viele Arten aus den Gattungen Anacamptis, Orchis & Neotinea wird den Wurzelknollen aphrodisierende Wirkung nachgesagt. Orchis kommt ja aus dem Griechischen und bedeutet Hoden … was an der Form der Knollen liegt, naja und da brauchst nicht viel um den so geformten Knollen eine solche Wirkung anzudichten. Aber „zum Glück“ gibts ja noch 3 Nashörner auf der Welt und die Hörner wirken bestimmt viel besser, als Aphrodisiakum stehen die heimischen Orchideen also aktuell nicht im Fokus.
Sehr wohl im Fokus steht allerdings, wenn auch nicht in Deutschland, sehr wohl aber z.B. in der Türkei das in den Knollen enthaltene Salep, das dort z.B. verwendet wird um Speiseeis cremig zu machen. Es findet aber auch in der Behandlung von Reizerscheinungen des Magen-Darm-Traktes Verwendung.
Literatur Hinweise (und auch Empfehlungen):
Das umfangreichste Werk zur Gattung Neotinea (und auch Orchis und Anacamptis) ist sicher das:
Die Orchideengattungen Anacamptis, Orchis, Neotinea: Phylogenie, Taxonomie, Morphologie, Biologie, Verbreitung, Ökologie, Hybridisation
von Horst Kretzschmar und Wolfgang Eccarius
Weitere allgemeine Bestimmungshilfen:
Die Orchideen Deutschlands und angrenzender Länder | Horst Kretzschmar
Orchids of Europe, North Africa and the Middle East | Pierre Delforge (Leider ist die englische Version nur noch antiquarisch erhältlich und sündhaft teuer)
Mehr Bilder:
Von mir:
viewtopic.php?f=4&t=123221
AG:
viewtopic.php?f=1530&t=130261
Ich hoffe stark auf Stefan(Schaubinio), der wohnt ja quasi mitten in den hessischen Vorkommen. Du müsstest Bilder ohne Ende haben

Lg
Flo